Arthrose der Wirbelgelenke
Degenerative Prozesse, die zu einer Arthrose führen, können nicht nur, wie häufig bekannt, Knie, Hüfte und Finger betreffen, sondern alle Gelenke. Kommt es zur Schädigung der kleinen Gelenke an der Wirbelsäule, handelt es sich um eine Spondylarthrose (Spondylarthrosis deformans), die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Oftmals sind dies Erscheinungen des natürlichen Alterungsprozesses, die mit Medikamenten sowie gezielten Übungen und manuellen Therapieformen behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Eine Spondylarthrose ist eine degenerative Veränderung der Wirbelgelenke an der Wirbelsäule. Diese Gelenke werden auch als Facettengelenke bezeichnet, weshalb eine Arthrose in diesem Bereich mit entsprechenden Symptomen auch unter dem Begriff Facettensyndrom (Facettengelenksyndrom) bekannt ist.
Die kleinen Gelenke befinden sich beidseitig zwischen den Gelenkfortsätzen zweier Wirbelkörper und tragen etwa ein Fünftel der Belastung auf die Wirbelsäule in aufrechter Haltung beziehungsweise in Bewegung. Zusammen mit den Bandscheiben sorgen die Wirbelgelenke für die notwendige Beweglichkeit und Stabilität der Wirbelsäule. Schäden an diesen Gelenken, beziehungsweise am Gelenkknorpel, können die Bewegungsfunktion einschränken und zu Schmerzen führen.
Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen gehören zu den sehr häufigen und natürlichen Alterserscheinungen (Verschleiß), die aber nicht in jedem Fall auch zu (dauerhaften) Beschwerden führen. Meist entstehen Abnutzungen an der Wirbelsäule an mehreren Strukturen gleichzeitig oder verschiedene krankhafte Prozesse bedingen einander.
Altersbedingte Veränderungen an den Bandscheiben (Chondrose), auch unter Einbezug der angrenzenden Wirbelkörper (Osteochondrose), oder eine Spondylose (knöcherne Veränderungen an den Wirbelkörperrändern) sind Erkrankungen, die oft eine Spondylarthrose zur Folge haben.
Symptome
Die Wirbelknochen schützen das aus Nervenfasern bestehende Rückenmark, welches die Informationen vom Gehirn an den Körper weiterleitet. Die kleinen Wirbelgelenke befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den Austrittsbereichen der Nervenfasern. Kommt es hier zu Veränderungen und vor allem zu Verengungen aufgrund einer Arthrose, verursacht dies einen Druck auf die Nervenwurzeln und entsprechende Schmerzen im betroffenen Wirbelsäulensegment.
Häufig kommt es daher zu Rückenschmerzen oder Kreuzschmerzen (lumbales Facettensyndrom, Lumbalgie), die sich nicht nur lokal äußern sondern auch in weitere Bereiche ausstrahlen können. Ist dies der Fall, berichten Betroffene beispielsweise auch von Flankenschmerzen, Ischiasschmerzen oder Nackenschmerzen, die ausgehend von der Halswirbelsäule auch in Schultern und Arme ausstrahlen (Zervikobrachialsyndrom).
Meist lassen die Schmerzen in Ruhepositionen nach und verstärken sich insbesondere im Sitzen und Gehen beziehungsweise unter Belastung. Auch steife Gelenke (insbesondere morgens nach dem Aufstehen) oder ein Durchbrechgefühl können Hinweise auf Schäden in den Wirbelgelenken sein.
Nicht immer treten aber diese Symptome auf, was prinzipiell abhängig ist von der individuellen Ausprägung und Position der Arthrose. Bei starken Beschwerden hingegen, wird auch nicht immer eine fortgeschrittene Arthrose festgestellt. So ist das Symptombild jedes einzelnen Bertoffenen sehr unterschiedlich.
Ursachen
Bei den allermeisten Betroffenen wird die Spondylarthrose erst ab dem fünfzigsten Lebensjahr diagnostiziert, ein Alter ab dem degenerative Prozesse in unserem Körper zunehmend fortschreiten und verschiedene Verschleißerscheinungen entstehen lassen, wozu auch die Arthrose zählt.
Zusätzlich können Fehlbelastungen (beispielsweise durch Gelenkfehlstellungen aufgrund angeborener Fehlformen oder vorangegangener Krankheiten) oder Überlastungen zu Schäden am Rücken führen. Bestimmte Sportarten oder berufliche Tätigkeiten können die Belastbarkeit der Wirbelsäule oder entsprechender Segmente überfordern und eine erhöhten Gelenkabnutzung bedingen. Auch starkes Übergewicht (Adipositas) wirkt sich negativ auf den Bewegungsapparat aus und kann eine Wirbelgelenkarthrose begünstigen.
Zu den weiteren Ursachen für Schäden an den Facettengelenken zählen auch entzündliche Arthritiden (wie zum Beispiel rheumatoide oder reaktive Arthritis und Morbus Bechterew).
Diagnose
Neben der Anamnese und klinischen Untersuchung, bei der in der Regel mit orthopädischer Fachexpertise eine präzise Schmerzdiagnostik erfolgt, eignen sich verschiedene bildgebende Diagnoseverfahren (Röntgen, Computertomografie und Magnetresonanztomografie) zur Darstellung der Wirbelgelenksveränderungen.
Typische Anzeichen sind sichtbare Verschmälerungen des Gelenkspalts und veränderte Knochenstrukturen. Nicht immer sind diese aber erkennbar, insbesondere in frühen Krankheitsstadien. So ist der Ausschluss anderer Erkrankungen, die Gelenkbeschwerden verursachen können, oftmals ein wichtiger Teil bei der Diagnosestellung.
Behandlung
Wie auch bei Arthrosen anderer Gelenke kommt zunächst der konservativen symptomatischen Therapie eine große Bedeutung zu. Dabei werden Medikamente zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung mit Physiotherapie und manueller Therapie kombiniert eingesetzt. Gezielte Übungen zur Muskelstärkung und Rückenstabilisation können auch ursächlich therapieren und so langfristig eine Besserung erreichen.
Zu beachten ist, dass die Stellung der Facettgelenke der Lendenwirbelsäule praktisch nur eine Bewegung in der Frontalebene, also Beugung und Streckung, zulässt. Auch bei Gesunden beträgt die Rotationsmöglichkeit maximal 2° pro Bewegungssegment, als 10° für die gesamte Lendenwirbelsäule. Im Alltag werden die Gelenke aber häufig mit zu viel Drehung belastet. Die Rotation des Oberkörpers findet oberhalb des Bauchnabels statt. Pilates und Yoga können diesen Bewegungsablauf zum Beispiel besonders schulen.
Sind solche Maßnahmen nicht ausreichend, kommen beim lumbalen Facettensyndrom mit Kreuzschmerzen auch risikobehaftete und noch umstrittene Behandlungen mit Thermokoagulation oder Radiofrequenztherapie in Betracht. Dabei geht es um die sogenannte Denervation, eine Zerstörung von sensorischen Nervenfasern zur Schmerzbekämpfung.
In besonders schweren Fällen und anhaltenden starken Beschwerden kann als letzte Möglichkeit auch eine operative Therapie in Frage kommen. Dies bedarf immer einer individuellen Betrachtung und genauen Abwägung der jeweiligen Risiken.
Naturheilkundliche Behandlung
Neben der Physiotherapie können manuelle Behandlungsformen aus dem Bereich der Naturheilkunde und Osteopathie helfen, die Beschwerden der Wirbelgelenkarthrose zu lindern. In diesem Zusammenhang können beispielsweise die Faszien-Therapie (Fasziendistorsionsmodell) oder die Triggerpunkt-Therapie gute Erfolge erzielen. Massagen können außerdem zur Muskelentspannung beitragen und Schmerzen reduzieren. (tf, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC): S2k-Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz, Stand 12/2017, publiziert bei AWMF online (Abruf: 17.06.2019), awmf.org
- Rüther, Wolfgang und Lohmann, Christoph H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Jerosch, Jörg & Heisel, Jürgen: Das lumbale Facettensyndrom, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2006
- Reith, Wolfgang: Diagnostik degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen. in: Der Radiologe, Ausgabe 51/09 (2011), S. 761-762
- von Strempel, Archibald (Hrsg.): Die Wirbelsäule, Georg Thieme Verlag, 2001
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.