Wirbelkörperentzündung
Ist ein Wirbel entzündet, zumeist aufgrund einer bakteriellen Infektion, wird dies als Spondylitis bezeichnet. In vielen Fällen geht die Entzündung auch auf angrenzende Bandscheiben über (Spondylodiszitis). Erste und eher unspezifische Anzeichen sind Schmerzen an der Wirbelsäule. Genauere Untersuchungen liefern nicht immer ausreichend Hinweise auf die seltene, schwerwiegende Erkrankung. Dies verzögert oftmals die Diagnose und die notwendige zeitnahe Behandlung.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Die Spondylitis beschreibt die Entzündung eines oder mehrerer Wirbelkörper. Breitet sich solch eine Entzündung auch auf die angrenzenden Bandscheiben aus, spricht man genau genommen von einer Spondylodiszitis. Dies ist eine relativ häufige Kombination der auch isoliert auftretenden Krankheitsbilder der Wirbelentzündung und der Bandscheibenentzündung (Diszitis).
Im Allgemeinen sind diese Erkrankungen an der Wirbelsäule sehr selten.
Die unspezifische Spondylitis und Sonderformen
Entsprechend der Ursachen werden verschiedene infektiöse und nicht-infektiöse Formen unterschieden. Die häufigste Variante ist die unspezifische Spondylitis, die aufgrund einer unbestimmten hämatogenen Infektion (meist durch Bakterien) entsteht.
Zu einer spezifischen Spondylitis zählen Entzündungen an den Wirbeln, die auf ganz bestimmte Infektionskrankheiten zurückzuführen sind. Dies ist beispielsweise im Rahmen einer Tuberkulose (Spondylitis tuberculosa) oder einer Brucellose (Spondylitis brucellosa) der Fall.
Darüber hinaus gilt als nicht-infektiöse Sonderformen die Spondylitis ankylosans, auch unter dem Begriff Morbus Bechterew bekannt. Diese zählt zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigene Strukturen bekämpft (Autoimmunkrankheit). Auch gibt es die Spondylitis psoriatica, eine Schuppenflechte mit Beteiligung der Wirbelsäule, die oftmals zunächst mit der Bechterewschen Erkrankung verwechselt wird.
Symptome
Bei einer Wirbelkörperentzündung treten in erster Linie Rückenschmerzen im betroffenen Wirbelsäulensegment auf. Insbesondere an der Hals- und Lendenwirbelsäule können die Schmerzen auch in die Extremitäten ausstrahlen und zum Beispiel als Ischiasschmerzen wahrgenommen werden. Aufgrund der Schmerzsymptomatik können Schon- und Fehlhaltungen entstehen, die zusätzlich zu Muskelverspannungen und Einschränkungen der Beweglichkeit führen.
Die Beschwerden werden individuell und je nach Schweregrad unterschiedlich stark empfunden. Bei einigen Betroffenen mit einer infektiösen Entzündungsform zeigen sich neben den Symptomen am Rücken auch allgemeine Infektionsanzeichen wie etwa Fieber, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit.
Ursachen
Die häufigste Ursache einer Spondylitis ist eine bakterielle Infektion. Oftmals können die Erreger nicht genau bestimmt werden, ist dies aber doch der Fall, handelt es sich in den meisten Fällen um Staphyolokokken (Staphylococcus aureus) als Krankheitsverursacher. Seltener kommen andere Bakterien, Pilze, Viren oder sogar Parasiten als Auslöser in Betracht.
Es kann vorkommen, dass sich Harnwegsinfektionen oder Entzündungen der Zahnwurzeln über die Blutbahn (hämatogen) zu den Wirbeln (und Bandscheiben) ausbreiten und sich die Erkrankung dort manifestiert. Genauso können auch bei offenen Knochenbrüchen oder operativen Eingriffen Infektionen entstehen, die weite Bereiche des Organismus befallen können.
Diagnose
Für eine Diagnosestellung liefern zunächst die ausführliche Patientenbefragung und klinische Untersuchung erste Hinweise und ermöglichen insbesondere eine nähere Erfassung des lokalen Schmerzempfindens. Zumeist wird zu diesem Zeitpunkt eine orthopädische Fachexpertise hinzugezogen.
Gerade im Anfangsstadium ist ein Erkennen der Krankheit erschwert, wenn typische Anzeichen bei weiteren Untersuchungen fehlen. Dann können die Rückenschmerzen oder Kreuzschmerzen auch fehlinterpretiert werden.
Weiterführende Untersuchungen stellen Laboranalysen einer Blutprobe dar. Bei einer Entzündung zeigen Ergebnisse oft eine starke Vermehrung weißer Blutkörperchen (Leukozytose) sowie erhöhte Werte für das C-reaktive Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit. Unerlässlich sind außerdem bildgebende Verfahren wie das Röntgen und die Magnetresonanztomografie. Letzteres Verfahren bildet auch entzündliche Vorgänge im Knochen und in den Weichteilen ab.
Bei Verdacht auf eine Spondylitis werden in einigen Fällen zudem eine Knochenszintigrafie oder Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zur Untersuchung des Knochenstoffwechsels durchgeführt.
Behandlung
Die Diagnose einer Wirbelkörperentzündung sollte immer sehr ernst genommen werden und Betroffene sollten umgehend eine Therapie erhalten. Unbehandelt kann sich die Erkrankung auf anderen Bereiche ausweiten und dann lebensbedrohliche Komplikationen mit sich führen.
Das individuelle Behandlungsschema richtet sich nach den Ursachen und nach dem Schweregrad der Erkrankung. Sind Bakterien die Krankheitsauslöser, muss eine intensive Antibiotikatherapie erfolgen. Zudem kommen bei schwerwiegenderen Fällen auch operative Maßnahmen zum Einsatz, bei denen bereits zerstörtes Gewebe entfernt wird. Meist ist mit einer längeren Behandlungsdauer und Rehabilitation zu rechnen, wobei regelmäßige Verlaufskontrollen erforderlich sind.
Um die Funktionalität (Stabilität und Beweglichkeit) der Wirbelsäule zu erhalten, sind nach den ersten Behandlungsmaßnahmen eine gezielte Bewegungstherapie und gegebenenfalls auch die Nutzung von Orthesen angeraten.
Zur symptomatischen Behandlung kommen verschiedene Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz.
Naturheilkundliche Behandlung
Bei solch gefährlichen und schwerwiegenden Entzündungen, beziehungsweise bakteriellen Infektionen, ist in erster Linie eine schulmedizinische Behandlung wichtig.
In einem zweiten Schritt können außerdem Naturheilverfahren und komplementäre Therapieansätze den Heilungsprozess unterstützen.
Bewährte Heilpflanzen mit entzündungshemmender und antibakterieller Wirkung sind beispielsweise Angelika oder Arnika. Neben einigen anderen (teilweise umstrittenen) Therapiemethoden ist in jedem Fall ein gesunder Lebensstil von großer Bedeutung für eine schnelle Genesung. (tf, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Herold, Gerd: Innere Medizin 2019, Selbstverlag, 2018
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh): S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Stand: November 2013, Leitlinien-Detailansicht
- Merck & Co., Inc.: Spondylitis ankylosans (Abruf: 26.06.19), msdmanuals.com
- Poddubnyy, Denis / van Tubergen, Astrid / Landewé, Robert / u.a.: Development of an ASAS-endorsed recommendation for the early referral of patients with a suspicion of axial spondyloarthritis, BMJ Journals, Volume 74, Issue 8, ard.bmj.com
- Sobottke, Rolf / Seifert, Harald / Fätkenheuer, Gerd: Aktuelle Diagnostik und Therapie der Spondylodiszitis, Dtsch Arztebl 2008, aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.