Entzündung der Wirbelkörper und Bandscheiben
Die Spondylodiszitis bezeichnet eine zumeist bakteriell verursachte Entzündung der Bandscheiben, die sich auch auf die beiden umgebenden Wirbelkörper ausbreitet. Je nach Schweregrad und Lokalisation besteht eine unterschiedliche Symptomatik, zumeist begleitet von Rückenschmerzen. Die Diagnose dieser ernstzunehmenden Erkrankung wird oft erst relativ spät gestellt, so dass unerlässliche Therapiemaßnahmen, wie eine Antibiotikabehandlung und unter Umständen auch eine Operation, häufig erst im fortgeschrittenen Stadium erfolgen. In vielen Fällen bleiben Restschäden an der Wirbelsäule zurück.
Inhaltsverzeichnis
Ein kurzer Überblick
Eine Entzündung von Bandscheibe und Wirbelkörpern ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die einer umgehenden Behandlung bedarf, um mögliche Folgeschäden zu verhindern. Lesen Sie in der kurzen Zusammenfassung zunächst die wichtigsten Fakten zum Thema Spondylodiszitis und informieren Sie sich ausführlich in dem nachfolgenden Artikel.
- Definition: Die Spondylodiszitis ist eine Entzündung, die primär die Bandscheiben betrifft und sich auf die beiden benachbarten Wirbelkörper ausbreitet. Synonym wird häufig auch der Begriff Diszitis gebraucht, der eine isolierte Entzündung der Bandscheibe beschreibt.
- Symptome: Je nach Lokalisation und Ausprägung entwickeln sich Rückenschmerzen oder ausstrahlende Schmerzen an der Wirbelsäule, die von Fieber und anderen Zeichen einer Entzündung begleitet werden können. Auch zählen Bewegungseinschränkungen, Empfindungsstörungen und eine gewisse Schwäche (auch Muskelschwäche) zu den möglichen Beschwerden.
- Ursachen: In den allermeisten Fällen ist eine Staphylokokken-Infektion verantwortlich für die Entzündung. Aber auch andere Erreger oder Autoimmunerkrankungen können eine Spondylodiszitis verursachen.
- Diagnose: Um die Diagnose stellen zu können, müssen bei Verdachtsmomenten detaillierte Bilder einer Magnetresonanztomografie ausgewertet werden. Ergänzende Blutuntersuchungen und möglicherweise auch eine Erregerbestimmung sind Bestandteil der Untersuchung vor und während der Behandlung.
- Behandlung: In den allermeisten Fällen ist eine intensive Antibiotikatherapie unerlässlich. Bei schweren Verläufen und Komplikationen wird auch ein operativer Eingriff zur Entfernung der infizierten Strukturen zusätzlich durchgeführt. Eine längere Ruhigstellung und schrittweise Regeneration und Stabilisation des betroffenen Wirbelsäulensegments ist wichtiger Bestandteil der Therapie.
- Naturheilkundliche Behandlung: Verschiedene komplementäre Maßnahmen aus dem Bereich der Naturheilkunde und alternative Behandlungsmethoden können, in Abstimmung mit der notwendigen schulmedizinischen Therapie, den Heilungsprozess durch die Aktivierung körpereigener Abwehrkräfte unterstützen.
Definition
Bei der Spondylodiszitis handelt es sich um eine Entzündung, die primär die Bandscheiben betrifft und die sich im weiteren Verlauf auf die beiden benachbarten Wirbelkörper ausbreitet. Davon abzugrenzen ist die Spondylitis, eine Infektion die hingegen von den Wirbelkörpern ausgeht und sekundär auf die Bandscheiben übergeht (Osteomyelitis der Wirbelsäule) und die Diszitis, eine selten auftretende isolierte Bandscheibenentzündung. Spondylodiszitis wird aber oft auch synonym für Diszitis gebraucht, da sich in den allermeisten Fällen eine Entzündung der Bandscheiben auch auf die Wirbel ausbreitet.
Die Erkrankung gehört in der Gruppe der Wirbelsäulen- und Rückenerkrankungen zu den entzündlichen Spondylopathien, die nicht näher bezeichnet sind. Genaugenommen bezieht sich in der medizinischen Fachsprache das Wort Spondylus auf den Wirbel und das Wort Diskus (Discus intervertebralis) auf die Bandscheibe. Die Endsilbe -itis weist auf den entzündlichen Charakter einer Krankheit hin.
Die Krankheit kann in jedem Lebensalter auftreten, vermehrt kommt es aber ab dem fünfzigsten Lebensjahr zu einer solchen Erkrankung und zwar häufiger bei Männern als bei Frauen.
Symptome
Die Beschwerden hängen vom Schweregrad und von der Lokalisation der Entzündung ab. Die Symptomatik ist oft wenig charakteristisch, aber in den allermeisten Fällen kommt es zu Rückenschmerzen. Dabei treten die Schmerzen im Rücken eher lokal und plötzlich (akut) auf, häufig auch im Ruhezustand beziehungsweise nachts. Da es sich um eine Entzündung handelt, kann unter Umständen auch eine grippeähnliche Symptomatik auftreten, mit Fieber, Schüttelfrost, Nachtschweiß und einer allgemeinen Ermüdung.
Auch kann es zu Empfindungsstörungen, Schwäche (auch Muskelschwäche) und Steifheit im Rücken kommen. Diese Symptome treten sonst eher in Verbindung mit Nervenschädigungen auf. Je nach Ausgangspunkt können die Rückenschmerzen auch ausstrahlen und ähnlich wie bei einem Bandscheibenvorfall wahrgenommen werden. Dabei werden häufig auch Flankenschmerzen oder Ischiasschmerzen beschrieben. Außerdem können sich Verspannungen, wie etwa Nackenverspannungen, entwickeln und weitere muskuläre Beschwerden verursachen.
Ursachen
Meistens wird die Entzündung durch das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht, das aus einer anderen infizierten Region im Organismus einwandert (endogene Infektion). Die Infektion kann aber auch im Rahmen einer Bandscheibenoperation oder bei offenen Verletzungen entstehen. Auch andere Bakterien und Pilze (sehr selten nur Parasiten) wurden bereits als Krankheitsauslöser identifiziert. Diese Entzündungen nennt man auch unspezifische Spondylodiszitis.
Bei der seltenen spezifischen Spondylodiszitis ist vom Befall der Knochen und Gelenke im Bereich der Wirbelsäule mit dem Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis die Rede (Skeletttuberkulose). Diese Erkrankung entwickelt sich immer auf dem endogenen Infektionsweg.
Liegt eine abakterielle Entzündung vor, sind andere Grunderkrankungen, sogenannte Autoimmunkrankheiten, ursächlich für die Krankheitsentstehung. Zum Beispiel kann Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), eine chronische entzündliche rheumatische Autoimmunerkrankung, die vor allem Sehnen und Gelenke der Wirbelsäule befällt, auch zu einer Entzündung der Bandscheibe und Wirbelkörper führen.
Auch scheint es allgemein begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Spondylodiszitis zu geben. Dazu zählen beispielsweise ein übermäßiger Alkoholkonsum, Adipositas, Herzerkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und Diabetes mellitus.
Diagnose
Die Unterscheidung der verschiedenen Erkrankungen und Entzündungsformen an der Wirbelsäule ist nicht einfach und bedarf zumeist umfassender Untersuchungen. Bereits zu Beginn sollte in der Anamnese erfragt werden, ob aufgrund anderer Erkrankungen immunsuppressiv wirkende Medikamente eingenommen werden. Denn Immunsuppressiva oder auch ein generell schlechter Allgemeinzustand begünstigen bakterielle Entzündungsprozesse.
In der klinischen Untersuchung werden in aller Regel der genaue Ursprung und Charakter auftretender Schmerzen analysiert und auch weitere mögliche Beschwerden, wie etwa Bewegungseinschränkungen, genauer betrachtet. Um Erkrankungen mit einem ähnlichen Beschwerdebild auszuschließen (Differenzialdiagnostik) kommen des Weiteren neurologische Untersuchungen zum Einsatz.
Im Verdachtsfall einer Spondylodiszitis werden in jedem Fall auch radiologische Untersuchungen wie bei anderen Wirbelsäulenerkrankungen (Röntgen, Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie) durchgeführt. Am besten lassen sich auf MRT-Bildern unter Verwendung von Kontrastmitteln die entsprechenden krankhaften Veränderungen erkennen. Je nach Krankheitsstadium kann eine Höhenminderung der erkrankten Bandscheiben sichtbar werden (Verdichtung der Knorpelscheiben) und verschiedene Knochenschäden, ähnlich wie bei einer Osteolyse. Manchmal ist es zudem möglich, aufgrund der Infektion Abszesse zu erkennen (paravertebrale oder epidurale Abszesse) oder auch einen Befall des spinalen Raums festzustellen.
Zusätzliche Laboruntersuchungen einer Blutprobe sollten insbesondere hinsichtlich verschiedener Entzündungsparameter Teil der Diagnostik sein. Häufig ist eine weitere Keimanalyse per Blutkultur oder Biopsie notwendig, um das entsprechende Behandlungsvorgehen festlegen zu können.
Behandlung
Entzündungen im Bereich der Bandscheibe und Wirbelkörper werden oft erst spät erkannt und behandelt. Eine diagnostizierte Spondylodiszitis sollte von den Betroffenen und den behandelnden Personen aber sehr ernst genommen und eine entsprechende ärztliche Behandlung umgehend eingeleitet werden. Denn die bakterielle Infektion kann sich unbehandelt noch auf weitere benachbarte Regionen ausbreiten und führt recht häufig folgenschwere sowie langwierige Komplikationen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen mit sich.
In den allermeisten Fällen ist eine konservative, medikamentöse Therapie unerlässlich, die aus der intravenösen Verabreichung von Antibiotika besteht. Zumeist ist während dieser Behandlung ein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig. Bei längerer Therapiedauer kann später unter Umständen auf eine orale Einnahme umgestellt werden, die manchmal auch in einer ambulanten Behandlung fortgeführt werden kann.
Eine Ruhigstellung des betroffenen Wirbelsäulenbereichs ist ebenso integraler Teil einer erfolgreichen Therapie. Dafür werden Rumpforthesen angewandt und eine strenge Bettruhe über mehrere Wochen ist in vielen Fällen erforderlich.
Liegt keine bakterielle Entzündung vor, sondern eine Infektion durch Pilze oder andere Erreger, muss entsprechend eine antimykotische (oder in Ausnahmefällen auch eine antiparasitäre) Therapie erfolgen. Bei einer nachgewiesenen spezifischen Infektion bedarf es einer schnellen Antituberkulotikatherapie.
In schwerwiegenden und risikoreichen Fällen (Notfällen), die beispielsweise mit neurologischen Ausfälle oder einer Sepsis einhergehen, kann ein chirurgisches Vorgehen notwendig werden und mitunter die einzige Überlebenschance bieten. Dabei werden infizierte Strukturen entfernt, etwa mittels einer Diskektomie (Entfernung des Bandscheibengewebes) und anschließenden Verblockung der beiden umliegenden Wirbelkörper. Auch eine Abszessdrainage und weitere invasive Maßnahmen können erforderlich werden. Meist schließt sich an solch eine Operation noch eine längere Antibiotikatherapie an und auch eine postoperative Mobilisierung (Bewegungstherapie) ist für die Regeneration von großer Bedeutung.
Nicht selten verbleiben sowohl nach der Antibiotikabehandlung als auch nach einer operativen Therapie Restbeschwerden, die auf verschiedene irreversible Schäden an den angrenzenden Segmenten nach ausgeheilter Entzündung zurückzuführen sind. Meistens leiden Betroffene unter neurologischen oder motorischen Defiziten unterschiedlicher Ausmaße. Im weiteren Heilungsprozess können aber noch Verbesserungen erreicht werden, die die Lebensqualität wieder entsprechend erhöhen.
Naturheilkundliche und komplementäre Behandlung
Bei Entzündungen und bakteriellen Infektionen gibt es viele Naturheilverfahren und natürliche Heilmittel, die Symptome lindern und helfen, eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Im Falle einer Spondylodiszitis, wie auch bei anderen schwerwiegenden Entzündungen, ist aber in erster Linie eine schulmedizinische Behandlung angeraten.
Zur Unterstützung einer Antibiotikatherapie oder im postoperativen Prozess können unter ärztlichem und therapeutischem Rat auch Heilpflanzen mit entzündungshemmender und antibakterieller Wirkung (zum Beispiel Angelika, Arnika, Teufelskralle oder Zinnkraut) eingesetzt werden.
Für eine bessere Regenerationsfähigkeit des Immunsystems nach Operationen ist auch die komplementäre Methode der Misteltherapie bekannt. Allerdings ist diese Methode, wie auch die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO-Therapie) zur Verhinderung einer Infektionsausbreitung, bis heute umstritten. Nach jeder oralen Antibiotikatherapie sollte zudem eine Darmsanierung zur Wiederherstellung der natürlichen Darmflora erfolgen.
Geht es um die Stärkung des Immunsystems, können darüber hinaus Methoden wie die Eigenbluttherapie und Eigenurintherapie sowie die Thymustherapie zur Anwendung kommen. In diesem Zusammenhang wird auch oftmals auf verschiedene Hausmittel, homöopathische Mittel oder Schüßler Salze zurückgegriffen. Ein gesunder Nährstoffhaushalt sollte in jedem Fall für eine optimale Genesung hergestellt werden. (tf, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh): S3- Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Stand: November 2013, Leitlinien-Detailansicht
- Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC): S2k-Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz, Stand: Dezember 2017, Leitlinien-Detailansicht
- Grifka, Joachim (Hrsg.), Kuster, Markus (Hrsg.): Orthopädie und Unfallchirurgie, Springer, 2011
- Diagnostik degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen. Der Radiologe, Band 51, Ausgabe 09/2011, S. 761-762.
- Sobottke, Rolf / Seifert, Harald / Fätkenheuer, Gerd / u.a.: Aktuelle Diagnostik und Therapie der Spondylodiszitis, Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2008, aerzteblatt.de
- Merck & Co., Inc.: Spondylitis ankylosans (Abruf: 25.06.219), msdmanuals.com
- Herold, Gerd, Innere Medizin 2019, Eigenverlag, 2018
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.