Leberstau rechtzeitig erkennen und richtig reagieren
Eine gestaute Leber entsteht aufgrund eines anhaltend behinderten Rückflusses von Blut im venösen System. Dies ist die Folgeerscheinung einer chronischen Rechtsherzschwäche oder von Abflusshindernissen in den abführenden Lebervenen. Durch den Blutstau kommt es in der Leber zu Gewebeveränderungen mit Funktionseinbußen und weiteren Folgeschäden. Eine rechtzeitige Behandlung, insbesondere der Grunderkrankung, ist maßgeblich, um irreversible Organschäden zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Als eine Stauungsleber bezeichnet man eine Veränderung der Leber, die infolge einer Einschränkung des Blutabflusses im venösen System entsteht (passive venöse Hyperämie). Die dabei anfallende Blutansammlung in der Leber gehört zur Symptomatik bestimmter Grunderkrankungen mit Rückstauung im großen Blutkreislauf, wie beispielsweise bei einer Herzinsuffizienz (Rechtsherzinsuffizienz).
Krankheitsverlauf
Zu Beginn der Erkrankung zeigt sich zunächst eine akute Stauungsleber, die sich mit zunehmender venöser Blutfüllung blaurot verfärbt und sich vergrößert. Bleibt dieser Zustand weiter bestehen, kommt es im subakuten Stadium unter dem erhöhten Druck und Sauerstoffmangel im Lebergewebe zu Zellveränderungen (zyanotische Atrophie). Die Leberzellen verkleinern sich, was Funktionseinbußen beziehungsweise den Zelluntergang mit sich bringt. Bei gleichzeitiger peripherer Verfettung entsteht eine sogenannte Muskatnussleber, eine Organstuktur, die im Querschnitt Muskatnüssen ähnelt.
Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf kommt es zu einer chronischen Stauungsleber, bei der nach Umbauvorgängen die abgestorbenen Leberzellen durch kollagenes Bindegewebe (Narbengewebe) ersetzt wurden. Diesen weitestgehend irreversiblen Vorgang nennt man auch Leberfibrose. Zudem haben sich durch ausgetretenes Blut sogenannte Stauungsstraßen innerhalb des Leberläppchens gebildet. Insgesamt hat sich die Leber nun verkleinert und verhärtet (inundierte, atrophische Stauungsleber). Diese Folgeerscheinung wird auch unter einer kardialen Leberzirrhose zusammengefasst, die aber keine Zirrhose im engeren Sinn ist.
Symptome
Die Beschwerden einer Stauungsleber bestehen vor allem aus rechtsseitigen Oberbauchschmerzen, einer Gelbsucht (Ikterus) oder deren Vorstufe (Subikterus) und einer Zyanose, bei der sich Haut und Schleimhäute aufgrund von Sauerstoffmangel im Blut blaurot verfärben. Die im Oberbauch wahrgenommenen Schmerzen haben ihren Ursprung in sogenannten Leberkapselspannungsschmerzen (Leberschmerzen) aufgrund einer schnellen Lebervergrößerung zu Beginn der Stauung.
Später kommt es vielfach zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites) mit weiteren typischen Symptomen einer fortschreitenden Leberinsuffizienz. Unter Umständen und bei weiteren schädlichen Einflüssen ist auch die Entstehung einer Leberzirrhose möglich.
Ursachen
Die häufigste Ursache ist eine Rechtsherzinsuffizienz. Wenn die rechte Herzhälfte nicht mehr richtig arbeitet kommt es zu einem allgemeinen Rückstau des Blutes, zu Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe und einer Gewichtszunahme. Von den Venenstauungen ist dann nicht nur die Leber betroffen, sondern meist sind auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen.
Auch eine lokale Thrombose kann ursächlich sein. Selten kann es sich in diesem Zusammenhang zudem um eine Folge des Budd-Chiari-Syndroms handeln. Dies ist eine seltene Lebererkrankung, die zu (inkompletten) Thrombose der abgehenden Lebervenen führt und vor allem bei Frauen in Kombination mit anderen Erkrankungen auftritt.
Diagnose
Liegt eine bekannte Rechtsherzinsuffizienz vor und treten druckempfindliche Schmerzen im Oberbauch auf, die bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung festgestellt werden können, stellt dies bereits einen begründeten Verdacht auf eine Stauungsleber dar.
Bei der Diagnosestellung liefern aber vor allem Ergebnisse bestimmter Laboruntersuchungen entscheidende Hinweise auf das Vorliegen eines Leberparenchymschadens. Werden bei der Analyse einer Blutprobe erhöhte Werte für Bilirubin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs der roten Blutkörperchen), Transaminasen und des Leitenzyms läppchenzentrale Glutamatdehydrogenase (GLDH) nachgewiesen, deutet dies auf eine entsprechende Lebererkrankung hin. Außerdem lässt sich manchmal eine erhöhte Blutsenkgeschwindigkeit nachweisen.
Aber auch eine Gelbsucht weist auf überschüssiges Bilirubin, abgelagert in der Haut und Schleimhaut, und dementsprechend auf einen Leberschaden hin.
Weiterhin werden bildgebende Verfahren, in erster Linie Ultraschalluntersuchungen, hinzugezogen um die Leber und andere Organe zu beurteilen. Es ist möglich, dass sich infolgedessen auch eine nachweisbare Stauung der Milz entwickelt (Splenomegalie).
Behandlung
Die Behandlung der Stauungsleber besteht in der Beseitigung der Hindernisse für den Blutabfluss beziehungsweise in der Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung als Auslöser (wie etwa eine Herzschwäche).
Lebererkrankungen allgemein und auch die für eine Stauungsleber ursächlichen Erkrankungen wie eine Rechtsherzinsuffizienz oder Thrombosen sind grundsätzlich ernstzunehmende Erkrankungen, die einer fachärztlichen Behandlung bedürfen.
Naturheilkundliche Behandlung
Darüber hinaus kann eine leberschonende Ernährung die Leberregeneration unterstützen und Erkrankungen der Leber vorbeugen.
Vorbeugung
Bestimmte Verhaltensweisen wie ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin können das Risiko für eine Herzschwäche und auch für Lebererkrankungen senken. (jvs, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Fachredaktion Pschyrembel (Hrsg.): Pschyrembel Online - Leberstauung (Abruf: 03.07.2019), pschyrembel.de
- Herold, Gerd und Mitarbeiter: Innere Medizin. Selbstverlag Gerd Herold, 2019
- Riemann, Jürgen F., Fischbach, Wolfgang, Galle, Peter R., Mössner, Joachim (Hrsg.): Gastroenterologie in Klinik und Praxis, Georg Thieme Verlag, 2007
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.