Ein verstauchter Finger tritt nicht unbemerkt, sondern durch ein akutes Geschehen auf. Dabei ist allerdings keine offene Verletzung feststellbar. Vielmehr sind innerlich die Gelenkkapsel und/oder die Bänder geschädigt und es bildet sich ein Bluterguss. Alles über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie in den nächsten Zeilen.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines: Verstauchung, Distorsion
Bei einer Verstauchung, in der Fachsprache Distorsion (lat. distorsio = Verdrehung) genannt, treten Verletzungen an Bändern und/oder der Gelenkkapsel auf, verbunden mit teilweise starken Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit.
Eine Distorsion kann nahezu jedes Gelenk betreffen. Vermehrt ist sie am Sprunggelenk, am Knie, am Handgelenk und auch an den Fingergelenken fetzustellen. Der Grund für eine Verstauchung ist, dass durch Krafteinwirkung der normale Bewegungsradius des Gelenks überschritten wird und dadurch die Bänder und/oder die Gelenkkapsel verletzt werden.
In der Regel heilt eine Distorsion durch Kühlen, Ruhigstellung beziehungsweise Schonung und gegebenenfalls das Anlegen eines Kompressionsverbandes komplikationslos aus. Selten ist eine Operation nötig.
Mögliche Ursachen
Ein verstauchter Finger kann verschiedenste Ursachen haben, wie zum Beispiel:
- Sportverletzungen bei Ballspielen, Gymnastik, Reiten usw.;
- Tragen von schweren Gegenständen, die plötzlich wegrutschen und man versucht, sie zu halten;
- Wenn der Hund an der festgehaltenen Leine plötzlich ruckartig zieht;
- Stürze bei denen man versucht, sich mit den Händen abzufangen;
- Plötzliche, schnelle ruckartige und unüberlegte Bewegungen, bei denen ein Fingergelenk zu stark belastet wird.
Symptome
Ein verstauchter Finger beginnt sofort nach der Verletzung zu schmerzen, kann also nicht übersehen werden. Eine kleine Verfärbung zeigt sich und eine Schwellung kommt hinzu – dies ist der Bluterguss. Die Schmerzen können mitunter ziemlich stark sein und der betroffene Finger ist sehr berührungsempfindlich.
Behandlung der Verstauchung
Bei einem verstauchten Finger sollte man auf jeden Fall sofort jegliche Belastung und Anstrengung meiden. Ruhigstellung ist daher das erste Gebot. Weiterhin ist Kühlen des betroffenen Fingers angebracht und es kann ein Kompressionsverband angelegt werden.
Zudem sollte der Finger möglichst hoch gelagert werden, denn wenn dieser nach unten hängt, fließt zu viel Blut hinein, was den Bluterguss und dazu die Schmerzen nur noch verschlimmern wird.
Ein verstauchter Finger kann von selbst ausheilen. Nur ist dies nicht ganz ohne Risiko. So kann sich eventuell ein sogenanntes „Schlottergelenk“, auch „Wackelgelenk“ genannt, bilden. Das Gelenk wird überbeweglich und instabil, zum Beispiel in Folge einer nicht behandelten Bänder- und/oder Kapseldehnung.
Ärztliche Versorgung
Ein verstauchter Finger sollte ärztlich untersucht werden. Hier wird abgeklärt, inwieweit die Bänder und auch die Kapsel in Mitleidenschaft gezogen sind. Bei entsprechender Diagnose wird der Finger – je nach Ausmaß der Verletzung – für circa drei Wochen mit einem Elastikverband, einem professionellen Kinesio Tape, einer Fingerschiene, einer Orthese oder sogar einem Gips ruhiggestellt.
Danach ist eine sanftes Mobilisieren, Schritt für Schritt, wichtig. Wird erst recht spät festgestellt, dass der Finger doch schlimmer verletzt wurde, ist eine schonende Behandlung mit warmen Bäder, heiße Kompressen, leichte Streichmassagen und sanfte Dehnungen möglich.
Ultraschall- oder Elektrotherapie können anschließend den Heilungsprozess unterstützen. Ist die Ruhigstellung vorbei, sollte der Finger langsam wieder mobilisiert werden – mit Hilfe der Physiotherapie und Übungen, die zuhause durchgeführt werden. Wichtig für die Heilung ist, auf keinen Fall zu früh mit der Bewegung anzufangen. Der verstauchte Finger sollte unbedingt ausheilen, um Komplikationen zu vermeiden.
Prävention
Gerade im Sport kann ein verstauchter Finger oft vermieden werden. Bei entsprechenden Sportarten helfen zum Beispiel Tapes oder dafür geeignete Handschuhe.
Hilfe aus der Naturheilkunde
Bei einem verstauchten Finger kann vor allem Arnikasalbe, äußerlich in Form eines Salbenverbandes angewandt, zur Linderung der Beschwerden beitragen. Die Homöopathie setzt Arnika zudem als Globuli ein.
Komplikationen
Ein verstauchter Finger sollte ärztlich untersucht werden, da bei größerer Krafteinwirkung, die Bänder oder die Gelenkkapsel reißen können. Auch ist bei einem Abriss des Seitenbandes ein Ausriss aus dem Knochenansatz möglich. Dies lässt sich mit Hilfe einer Röntgenuntersuchung feststellen.
Wenn die Schwellung lange anhält und die Bewegung immer noch sehr eingeschränkt ist, sollte unbedingt eine weitere ärztliche Überprüfung erfolgen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Georg Hohmann: Distorsion der Fingergelenke; in: Hand und Arm, J.F. Bergmann-Verlag, 1949, springer.com
- Günter H. Willital, Alfred Holzgreve: Definitive chirurgische Erstversorgung, de Gruyter, 2006
- Reimer Hoffmann:Checkliste Handchirurgie – 4. Auflage, Thieme, 2017
- MSD Manuals: Verstauchungen im Überblick (Abruf 31.07.2023), msdmanuals.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.