Weiße Flecken auf der Haut
Auffällige weiße Hautflecken, die durch eine Pigmentstörung verursacht werden, sind das charakteristische Merkmal der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo). Zwar verursacht diese chronische Hautkrankheit ansonsten keine weiteren körperlichen Beschwerden, doch können die kosmetischen Beeinträchtigungen zu einer erheblichen psychischen Belastung werden.
Inhaltsverzeichnis
Pigmentstörung
Vitiligo bezeichnet die Bildung von weißen Flecken auf der Haut durch einen Verlust beziehungsweise Mangel des Hautpigments Melanin. Je nach Ausmaß der Pigmentstörung, ist von einer Hypopigmentierung (verringerte Pigmentierung) oder einer Depigmentierung (vollständiges Fehlen des Hautpigments Melanin) die Rede. Die Erkrankung ist abzugrenzen gegenüber anderen Beschwerdebildern, die ebenfalls zu Flecken auf der Haut führen können, jedoch nicht auf eine Pigmentstörung zurückgehen (beispielsweise Hautpilzinfektionen).
Symptome
Das Beschwerdebild der Weißfleckenkrankheit ist – wie der Name schon sagt – im Wesentlichen geprägt durch das Auftreten heller Hautflecken. Die unregelmäßig geformten Flecken sind dabei vermehrt an den Hände, Unterarmen, Füßen und im Bereich der Genitalien festzustellen, sie können theoretisch jedoch an jeder Stelle des Körpers auftreten. Meist sind die Flecken örtlich begrenzt, es ist allerdings eine großflächige Ausbreitung möglich, bei der die Flecken zu Beispiel auch im Bereich der Schleimhäute und der behaarten Hautareale festzustellen sind. Die Haare erscheinen in dem betroffenen Bereich aufgrund des fehlenden Melanins ebenfalls weiß.
Bei vielen Patienten beschränkt sich die Erkrankung auf den Bereich des Gesichts sowie der Hände und Füße, was in der Fachwelt auch als Vitiligo akrofazialis bezeichnet wird. Außer der fehlenden Pigmentierung zeigt die Haut keine weiteren Beeinträchtigungen, allerdings wird sie in den betroffenen Bereichen deutlich anfälliger gegen Sonnenlicht beziehungsweise UV-Strahlen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Sonnenbränden und somit letztendlich auch das Hautkrebsrisiko erhöhen kann. Patienten jedes Alters sind von der Erkrankung betroffen.
Zwar hat die Erkrankung selten weiteren körperlichen Beeinträchtigungen zur Folge, doch werden die weißen Flecken oft als erheblicher kosmetischer Makel empfunden, was bei vielen Patienten zu psychischen Problemen im Verlauf der Erkrankung führt. Betroffene fühlen sich minderwertig, angreifbar und scheuen aufgrund ihrer offensichtlichen Krankheit und aus Angst vor den Reaktionen der Anderen zunehmend die Öffentlichkeit, was auf Dauer eine wachsende soziale Isolation zur Folge haben kann.
Komplikationen
Bei manchen Personen können im Zuge einer Weißfleckenkrankheit weitere Beschwerden auftreten, zum Beispiel:
- Erhöhte Sonnenempfindlichkeit: Aufgrund des fehlenden Melanins ist die Haut anfälliger für die Auswirkungen der Sonne. Betroffene sollten auf einen geeigneten Sonnenschutz achten, um Sonnenbrand zu vermeiden.
- Augenprobleme: Vitiligo kann mit häufigeren Beschwerden an den Augen wie Entzündungen der Iris (Iritis) verbunden sein.
- Hörbeschwerden: Ebenso treten öfters Hörbeschwerden wie ein teilweiser Hörverlust (Hypoakusis) auf.
- Psychische Probleme: Betroffene leiden häufiger an psychischen Problemen wie mangelndes Selbstvertrauen und vermindertes Selbstwertgefühl.
Weißfleckenkrankheit: Ursache
Zu den genauen Ursachen der verminderten beziehungsweise fehlenden Produktion des Hautpigments Melanin bei der Weißfleckenkrankheit ist bislang nur wenig bekannt. Sowohl eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems (Autoimmunkrankheit), als auch Störungen des Zellstoffwechsels und neurologische Ursachen stehen hier in der Diskussion. Zudem gilt eine erbliche Komponente der Erkrankung als gesichert. Vitiligo tritt vermehrt im Zusammenhang mit anderen Autoimmunerkrankung auf, was die These einer überschießenden Immunreaktion als Ursache der Pigmentstörung bekräftigt. Hier sind zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Schilddrüsenüberfunktion aber auch Erkrankungen an Typ 1 Diabetes zu nennen.
Auffällig ist darüber hinaus der vielfach dokumentierte Zusammenhang der Vitiligo mit psychischen Belastungen beziehungsweise Stress, wobei dieser nach derzeitigen Kenntnisstand eher indirekt über seine Wirkung auf das Immunsystem den Ausbruch der Erkrankung begünstigt. Des Weiteren gelten Hautverletzungen und ein starker Sonnenbrand als mögliche Auslöser der Vitiligo, ebenso wie wiederholte mechanische Reizungen durch Druck oder Reibung.
Diagnose
Da hinter den Hautflecken auch andere Erkrankungen stecken können, sollten Betroffene grundsätzlich einen Facharzt beziehungsweise Dermatologen aufsuchen, um hier Sicherheit zu haben. Dieser kann meist bereits anhand des auffälligen Erscheinungsbildes der Weißfleckenkrankheit eine relativ verlässliche Diagnose stellen. Die Betrachtung der Hautflecken unter speziellem UV-Licht mittels einer sogenannten Wood-Lampe lässt eine typische weißlich-gelbe Färbung erkennen, was ebenfalls zur Diagnosestellung beitragen kann.
Im Zweifelsfall bietet sich die Laboruntersuchung eines Hautabstrichs an, mit dem Pilzinfektionen aber auch bakterielle Infektionen verlässlich diagnostiziert beziehungsweise ausgeschlossen werden können. Auch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) und eine anschließende Untersuchung auf enthaltenes Melanin in den Zellen der Oberhaut ist möglich. Die Laboruntersuchung einer Blutprobe dient vor allem zur Ermittlung möglicher Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Diabetes, Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion. Um möglichen Ursachen der Pigmentstörung auf die Schliche zu kommen, werden die Patienten im Rahmen der Diagnosestellung auch zu den Rahmenbedingungen, unter denen die Flecken erstmals auftraten, sowie zu weiteren Fällen von Vitiligo im familiären Umfeld befragt.
Vitiligo: Behandlung
Die Weißfleckenkrankheit ist bis heute nicht heilbar, auch wenn mit verschiedenen therapeutischen Verfahren die Pigmentierung der Haut wieder auf ein Normalmaß erhöht werden kann. Da keinerlei körperliche Beeinträchtigungen mit der Erkrankung verbunden sind, wird die Behandlungsnotwendigkeit allgemein als eher gering eingeschätzt. Angesichts der psychischen Belastungen, die mit der Vitiligo verbunden sein können, ist für die Betroffenen eine Therapie jedoch vielfach wünschenswert. Die Kosten hierfür werden allerdings nicht von allen Krankenkassen übernommen.
UV-Therapie
Entsprechend den unterschiedlichen Ausprägungen der Weißfleckenkrankheit ist das Spektrum der möglichen therapeutischen Maßnahmen relativ breit gefächert. Zum Beispiel wird Patienten, die auf den betroffenen Hautarealen schnell schwere Sonnenbrände entwickeln, zunächst zu einem gründlichen Sonnenschutz mittels körperbedeckender Kleidung und Sonnencreme (mindestens Lichtschutzfaktor 30) geraten. Darüber hinaus kann eine sogenannte Phototherapie oder UV-Therapie, bei der die befallenen Hautstellen gezielt mit Licht bestimmter Wellenlänge (Spektrum von 310 bis 315 Nanometern) bestrahlt werden, die Bildung von Melanin anregen. Dies gilt in ähnlicher Weise für die Behandlung mittels eines sogenannten Schmalband-Excimerlasers, bei der punktgenaue Bestrahlungen einzelner Hautareale möglich sind.
Begleitend zu der Behandlung mit UVA- und UVB-Licht können photosensibilisierende Arzneien Anwendung finden, um die Reaktion der Haut auf die niedrig-dosierte Behandlung zu verstärken. In der Regel muss die Photo- beziehungsweise UV-Therapie über einen Zeitraum von mindestens sechs Monate angewandt werden, um umfängliche Erfolge zu erzielen. Bereits nach einigen Wochen zeigen sich jedoch oftmals bereits erste Anzeichen der Repigmentierung. Kontraindiziert ist die UV-Therapie bei Patienten mit zurückliegenden Hautkrebserkrankungen oder einer übermäßigen Lichtempfindlichkeit. Auch ist die Therapie für Patienten vor dem Alter der Pubertät ungeeignet. Zudem bleibt zu erwähnen, dass die Behandlung schlimmstenfalls eine Verstärkung des sichtbaren Kontrastes zwischen den Hautflecken und der übrigen Haut bewirken kann. Denn zeigt sich keine Repigmentierung, bleiben die Flecken weiterhin weiß und die restliche Haut wird aufgrund der Behandlung stärker gebräunt. Insgesamt können die Ergebnisse der Behandlung die Erwartungen der Betroffenen bedauerlicherweise vielfach nicht erfüllen.
Salben und Cremes
Bis heute werden zur Behandlung der Vitiligo gelegentlich Cremes und Salben mit Kortison und/oder dem Schuppenflechte-Medikament Calcipotriol eingesetzt. Allerdings bleiben die erzielbaren Behandlungserfolge äußerst vage und angesichts der drohenden Nebenwirkungen ist von einer längerfristigen Anwendung eher abzuraten. Grundsätzlich fragwürdig ist die Anwendung von Immunsuppressiva bei Vitiligo, weil bisher nicht abschließend geklärt ist, welche Rolle die Immunreaktion überhaupt bei der Erkrankung spielt und weil keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit vorliegen, jedoch erhebliche Nebenwirkungen zu erwarten sind.
Hauttransplantation
Als radikalstes Behandlungsansätze sind die Transplantation von gesunder Haut oder körpereigenen Melanozyten sowie die gegenteilige Maßnahme – ein Farbausgleich durch Zerstörung der verbliebenen Melanozyten in der gesunden Haut – zu erwähnen. Die Hauttransplantation kommt lediglich bei Patienten mit enormem psychischen Leidensdruck und zur örtlich begrenzten Behandlung in Betracht. Dies gilt auch für die Transplantation im Labor nachgezüchteter, körpereigener Melanozyten, wie sie in einigen spezialisierten Behandlungszentren angeboten wird.
Bei dem Farbausgleich verliert auch die gesunde Haut durch die Zerstörung der Melanozyten mittels Laserbestrahlung, speziellen Arzneien oder chirurgischen Eingriffen ihre Farbe und die Flecken sind nicht mehr sichtbar. Im Prinzip wird hierbei das körperliche Beschwerdebild der Erkrankung ausgebreitet, um die psychische Belastung der Betroffenen zu reduzieren. Dies kommt nur bei Patienten mit extremem psychischen Leidensdruck beziehungsweise psychischen Folgeerkrankungen, die psychiatrisch attestiert sind, in Frage.
Naturheilkunde bei Vitiligo
Die naturheilkundliche Behandlung der Weißfleckenkrankheit setzt bei den vermuteten Ursachen der Hautbildveränderungen an. Wird beispielsweise auf Basis der traditionellen chinesischen Medizin eine beeinträchtigte Zirkulation des Qi als Auslöser der Vitiligo angenommen, kommen Heilpflanzen und Tinkturen zum Einsatz, die den Fluss des Qi anregen sollen. Besteht der Verdacht, dass ein Zusammenhang mit Störungen des Immunsystems besteht, können Maßnahmen ergriffen werden, die allgemein das Immunsystem stärken. Auch die Bewegungs- und Ernährungstherapie spielen hier häufig eine Rolle.
Des Weiteren wird den Betroffenen mitunter eine Darmsanierung empfohlen. Homöopathische Mittel (insbesondere Silicea; Kieselerde) sind ebenfalls vielfach Bestandteil der naturheilkundlichen Vitiligo-Behandlung, obwohl die Wirksamkeit als umstritten gilt. Nicht zuletzt zählt die Lichttherapie – allerdings ohne Einsatz von photosensibilisierenden Salben – ebenfalls zu den naturheilkundlichen Behandlungsansätzen.
Entscheidend für die Wahl des therapeutischen Vorgehens sollte das individuelle Beschwerdebild der Patienten sein, was eine ausführliche Anamnese voraussetzt, bei der unter anderem mögliche Zusammenhänge mit psychischen Belastungen, der Ernährung oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen abgefragt werden. Einen sicheren Weg zur Heilung kann auch die Naturheilkunde nicht aufzeigen, allerdings bestehen durchaus gute Chancen, das Krankheitsbild insgesamt positiv zu beeinflussen.
Weitere Maßnahmen
Vitiligo-Patienten, die ihre hellen Hautflecken als erhebliche ästhetische Beeinträchtigung empfinden, können diese durch sogenanntes Camouflage überdecken. Spezielles Make-Up sorgt für eine farbliche Angleichung der hellen Hautflecken, so dass diese nicht mehr sichtbar sind. Selbstbräuner beziehungsweise sogenannte Bräunungscreme können den Kontrast ebenfalls soweit abmildern, dass die Flecken kaum noch erkennbar sind. Die Einname von Beta-Carotin führt zu einer Orange-Färbung der hellen Hautflecken, wodurch diese allgemein weniger auffallen. Die Möglichkeiten zur farblichen Angleichung sind vor allem bei eher begrenzten Formen der Vitiligo durchaus effektiv. Großflächige Hautflecken lassen sich mit ihrer Hilfe jedoch kaum verstecken.
Bleiben die Behandlungsversuche erfolglos und lassen sich die Flecken nicht kosmetisch abdecken, kann Patienten, die unter erheblichem psychischen Leidensdruck stehen, möglicherweise eine Psychotherapie helfen. Im Rahmen der Therapie lernen die Patienten auch, mit emotionalem Stress besser umzugehen, was mitunter einen zusätzlichen positiven Effekt auf den Verlauf der Erkrankung haben kann. Durch das Erlernen von Stressbewältigungstechniken Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation) lässt sich Stress als Einflussgröße für die Entwicklung der Vitiligo zumindest deutlich reduzieren. Dennoch bleiben die Reaktionen der Mitmenschen auf die Weißfleckenkrankheit für die Betroffenen oftmals belastend. Eine intensivere Aufklärung über das Beschwerdebild könnte hier in der Öffentlichkeit möglicherweise mehr Verständnis wecken, zumal sich niemand vor einer Ansteckung zu fürchten braucht, da die Krankheit nicht übertragbar ist. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rachela Bleuel, Bernadette Eberlein: Therapeutisches Management bei Vitiligo, Journal of the German Society of Dermatology (JDDG), Nov. 2018, onlinelibrary.wiley.com
- M. Schild, M. Meurer: Vitiligo, Klinik und Pathogenese, Der Hautarzt, Volume 67, Issue 2, pp 173–189, Springer, Feb. 2016, link.springer.com
- Marina Bährle-Rapp: Weißfleckenkrankheit, Lexikon Kosmetik und Körperpflege, Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007
- Constantin E. Orfanos, Claus Garbe: Leukoderm und Vitiligo, Therapie der Hautkrankheiten, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2002, link.springer.com
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Vitiligo (Abruf: 04.09.2019), gesundheit.gv.at
- Mayo Clinic: Vitiligo (Abruf: 04.09.2019), mayoclinic.org
- National Health Service UK (NHS): Vitiligo (Abruf: 04.09.2019), nhs.uk
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.