Artischockenextrakt wird aus den Blättern der Artischocke gewonnen. Sie ist ein altbewährtes Heilmittel, vor allem für Beschwerden des Verdauungsapparats.
Inhaltsverzeichnis
Artischocke als Heilpflanze – Steckbrief
Die Artischocke, mit dem lateinischen Namen Cynara scolymus, gehört zu den Korbblütlern der Pflanzenfamilie Asteraceae. Sie stammt wahrscheinlich ursprünglich aus Äthiopien.
Bereits im alten Ägypten, Griechenland und Rom wurde die Artischocke angewandt. Im mitteleuropäischen Raum wurde sie erst im 16. Jahrhundert zu medizinischen Zwecken eingesetzt.
Als besonders feines Gemüse wird sie mittlerweile weltweit kultiviert. Durch den Kontakt mit der arabischen Medizin kam auch der Kontakt mit der Artischocke zustande.
Damals galt sie als Diuretikum, Aphrodisiakum und wurde sogar gegen Achselschweiß verwendet. Später dann bei chronischen Leberentzündungen und bei Wassersucht.
Als Droge, zur Herstellung des Artischockenextraktes, werden die Blätter verwendet. Sie sind im Geruch leicht beißend und im Geschmack etwas salzig und nachhaltig bitter.
Inhaltsstoffe
Die Artischocke enthält folgende gesundheitlich wirksame Inhaltsstoffe:
- Kaffeesäuren, v. a. Cynarin,
- Flavonoide,
- Bitterstoffe.
Cynarin und auch die anderen Caffeoylchinasäuren sowie die Chlorogensäure sind vor allem verantwortlich für die Funktionssteigerung des Leber-Galle-Systems. Cynarin ist in frischen Blättern nur in Spuren enthalten; durch Trocknen und bei der Extraktion entsteht dies in größeren Mengen.
Die Ernte der Blätter, aus denen der Artischockenextrakt hergestellt wird, findet vor dem Blütenaustrieb statt. Zu diesem Zeitpunkt sind noch alle Wirkstoffe in den Blättern enthalten.
Wirkung
Der Wirkung der Artischocke ist Leber schützend, Leberzellen regenerierend, choleretisch und antidyspeptisch.
Anwendung von Artischockenextrakt
Der Artischockenextrakt kommt zur Anwendung:
- zur Anregung des Leberstoffwechsels,
- zur Förderung der Leberzellregeneration,
- zur Anregung des Fettstoffwechsels, was zur Senkung des Cholesterinspiegels beiträgt,
- bei dyspeptischen Beschwerden,
- zur Erhöhung der Galllenflüssigkeitssekretion,
- als Antioxidantium: Zellen werden vor toxischen Schäden geschützt,
- zur Prävention, um die Leberfunktion zu unterstützen,
- begleitend bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen.
Indikationen für die Anwendung von Artischockenextrakt sind dyspeptische Beschwerden, Übelkeit, Blähungen und Völlegefühl. Ebenso Übelkeit und Erbrechen und ein erhöhter Cholesterinspiegel.
In der Volksmedizin und heute auch in der naturheilkundlichen Praxis wird der Artischockenextrakt auch zur Rekonvaleszenz angewandt.
Artischockenextrakt für den Magen
Dyspeptische Magenbeschwerden im Zusammenhang mit einem Reizmagen sprechen recht gut auf die Einnahme von Artischockenextrakt an. Zu den Symptomen gehören Völlegefühl nach dem Essen, Blähungen, Blähbauch, Schmerzen und Übelkeit.
Gerade die Kombination mit Ingwer ist eine natürliche Hilfe bei genannten Symptomen. Eine Studie, durchgeführt 2015 an der Universität von Pavia/Italien, belegt dies.
Förderung der Verdauung
Artischockenextrakt kann für eine bessere Verdauung sorgen. Gerade bei Problemen mit der Fettverdauung ist Artischocke als Heilpflanze eine gute Wahl.
Sie löst Krämpfe, hilft bei Stuhlunregelmäßigkeiten, verbessert den Gallenfluss und auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse. Durch die Anregung des Gallensaftes wird dieser vermehrt und dadurch die Fettverdauung verbessert.
Damit wird auch das Völlegefühl nach den Mahlzeiten gemildert. Vorsicht – nicht bei Gallenwegverengungen einnehmen! Auch bei Gallensteinen ist Vorsicht geboten.
Als Cholesterinsenker
Gerne werden in der Schuldmedizin Lipidsenker verordnet, wenn das Cholesterin zu hoch ist. Diese Medikamente sind nicht gerade unkritisch.
Wenn der Wert noch nicht zu hoch ist, ist die Einnahme von Artischockenextrakt einen Versuch wert. Dieser regt zu einer verstärkten Ausscheidung von Cholesterin an und hemmt dazu noch die Cholesterinneubildung.
Auf diese Art und Weise werden die Gefäße geschont – und dies in der Regel ohne Nebenwirkungen. Die Einnahme ist auch auf längere Sicht kein Problem.
Artischockenextrakt für die Galle
Ist der Gallenfluss gestört und sind weder die Gallengänge verengt, noch Gallensteine vorhanden, ist der Artischockenextrakt eine gute Wahl, um die Cholerese zu steigern.
Positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel
Mit der Einnahme von Artischockenextrakt können Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten verhindert werden. Somit entstehen auch keine Heißhungerattacken mehr, womit eine Diät unterstützt wird.
Herz und Kreislauf profitieren
Der Artischockenextrakt kann dabei helfen, dass sich keine Ablagerungen in den Gefäßen mehr bilden. Auch kann die Einnahme den Abbau bereits bestehender Ablagerungen anregen. Somit ist diese Pflanze sowohl präventiv, als auch therapeutisch einsetzbar.
Stärkung der Leber
Artischockenextrakt hat eine Leber schützende Wirkung. Dies wirkt sich positiv auf die Leberzellen aus und hilft sogar bei deren Regeneration.
Geht es den Leberzellen gut, so kann die Leber auch besser entgiften. Auf diese Art und Weise wirkt der Artischockenextrakt sogar entgiftend. Auch wird er bei Lebererkrankungen empfohlen.
Artischockenextrakt als Basenmittel
Artischockenextrakt wirkt basisch und passt deshalb perfekt in eine basisch ausgerichtete Ernährung. Basen helfen aus naturheilkundlicher Sicht dabei, Schlacken auszuleiten. Die Schulmedizin teilt die Annahme von Schlacken im Körper nicht.
Unterstützung beim Abnehmen
Erwähnt wurde ja bereits, dass der Heißhunger durch die Einnahme von Artischockenextrakt nachlässt. Auch wird der gesamte Stoffwechsel angeregt.
Dies wirkt sich wiederum positiv auf das Abnehmen aus. Wenn Sie Ihren Körper „entschlacken“ und/oder etwas an Gewicht verlieren möchten, so ist der Artischockenextrakt einen Versuch wert.
Gesundheitsvorteile der enthaltenen Bitterstoffe
Bitterstoffe, wie sie im Artischockenextrakt enthalten sind, sind nicht nur gut für die Verdauung, sondern stärken den gesamten Körper. Sie steigern die Durchblutung und wirken herzstärkend.
Besonders hilfreich sind sie nach einer längeren Erkrankung oder nach einer Operation. Je nach Dosierung wirken sie sowohl auf den Sympathikus, als auch auf den Parasympathikus im Nervensystem.
Gerne werden zusammen mit dem Artischockenextrakt weitere Bitterstoffe eingenommen. Beispiele dafür sind Löwenzahn, Wermut, Angelikawurzel, Enzianwurzel und Galgant.
Einnahme des Extrakts
Der Artischockenextrakt kann über längere Zeit hinweg eingenommen werden. Er sollte jedoch, damit eine Wirkung erzielt wird, mindestens sechs Wochen eingenommen werden.
Die beste Einnahmezeit ist fünfzehn bis dreißig Minuten vor dem Essen. Wirksam ist der Extrakt vor allem dann, wenn er hochdosiert ist. Hierzu lassen Sie sich am besten fachkundig beraten.
Kontraindikationen für Artischockenextrakt
Der Artischockenextrakt darf nicht bei Verschluss der Gallenwege und bei Gallensteinen eingenommen werden.
Zusammenfassung – Wirkungsmechanismus
Artischockenextrakt steigert die Gallenflüssigkeitssekretion. Diese erhöhte Ausschüttung verbessert die Aktivitäten der Verdauung und wirkt sich positiv auf die Motilität des Darms aus.
Des Weiteren ist immer wieder von einer lipidsenkenden Wirkung die Rede. So wird einmal die Cholesterin-Neubildung gehemmt und dazu noch überschüssiges Cholesterin durch die gesteigerte Menge an Gallenflüssigkeit vermehrt ausgeschieden.
Diese Lipidsenkung ist sehr wichtig, um eine Arteriosklerose erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Einnahme von hochdosiertem Artischockenextrakt vermindert die Umwandlung von LDL in oxidiertes LDL, was einer Plaque-Bildung in den Gefäßen entgegenwirkt.
Auch wurde in Testmodellen festgestellt, dass bereits dreißig bis vierzig Minuten nach Einnahme des Extraktes die hemmende Wirkung auf die Cholesterin-Synthese einsetzt. Hierbei ist vor allem das Luteolin, ein Flavonoid, zu erwähnen.
Zusammenfassend lässt sich nochmals sagen, dass hochdosierter Artischockenextrakt choleretisch, lipidsenkend, leberzellschützend und antioxidativ wirkt. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis Heute, Urban und Fischer, 2007
- Chevallier, Andrew: Das Grosse Lexikon der Heilpflanzen, Dorling Kindersley, 2017
- Springer, Dorothea: Hochdosierter Artischockenextrakt steigert Cholerese und senkt Cholesterinspiegel; in: Ars Medici, Thema Phytotherapie, Issue 04, 2009, rosenfluh.ch
- Stade, K., Ullrich, A., Runge, D. et al.: Artischockenextrakt vermittelt eine präventive Schutzfunktion bei oxidativem Stress: In-vitro-Untersuchungen an humanen Hepatozyten, gewonnen aus Spendermaterial; in: Zeitschrift für Phytotherapie, Issue 30, Seite 30-37, 2009, thieme-connect.com
- Giacosa, Attilio, Guido, Davide, Grassi, Mario et al.: The Effect of Ginger ( Zingiber officinalis ) and Artichoke ( Cynara cardunculus ) Extract Supplementation on Functional Dyspepsia: A Randomised, Double-Blind, and Placebo-Controlled Clinical Trial; in: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, Volume 4, Seite 1-9, 2015, hindawi.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.