Bauchmassage
Eine Bauchmassage kann wohltuend wirken. Sie entspannt die Muskeln, leitet so Blähungen ab, regt die Durchblutung an und sorgt dafür, dass die Organe im Bauchraum Sauerstoff bekommen. Zudem lindert sie Schmerzen während der Periode, hilft gegen Stress und fördert die Verdauung.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Fakten
- Eine Bauchmassage dient nicht nur der Wellness, sondern eignet sich auch, um minderschwere Schmerzen zu lindern.
- Sie hilft gegen Blähungen, Verstopfung und Verdauungsproblemen und fördert sowohl die Durchblutung als auch die Sauerstoffaufnahme.
- Viele Bauchschmerzen entstehen durch Verspannung der Muskeln an der Bauchdecke. Diese lassen sich durch das Massieren des Bauches gut lindern.
- Bauchmassagen erfolgen ohne oder mit nur sanftem Druck. Eine Ausnahme ist die Dickdarmmassage beim Reizdarmsyndrom. Hier geht es darum, an bestimmten Punkten mäßigen Druck aufzubauen.
Bauchmassage bei Verstopfung und Blähungen
Verdauung ist ein komplexer Prozess und alle komplexen Prozesse sind anfällig für Störungen. Beschwerden in der Biochemie des Magens oder des Darms stören ebenso die Verdauung wie schwer verdauliche Nahrung, die zum Beispiel viel Fett enthält. Hier muss auch ein gesunder Magen-Darm-Trakt Hochleistung liefern – und das schafft er nicht immer. Typische Beschwerden bei Verdauungsproblemen sind:
- Blähungen,
- Verhärtungen der Bauchdecke,
- Verstopfung,
- Durchfall
- und Sodbrennen.
Chronische Magen-Darm-Krankheiten bedürfen einer ärztlichen Behandlung. Eine Bauchmassage kann aber komplementär erfolgen. Verdauungsprobleme, die durch eine ungesunde Ernährung, zu viel Fett, Zucker und Alkohol entstehen, verschwinden nur, wenn Sie sich ausgeglichener ernähren. Aber bei akuten Beschwerden wirkt das Massieren des Bauches gut – zum Beispiel, wenn Sie sich, salopp gesagt, überfressen haben.
Gegen welche Beschwerden hilft es, den Bauch zu massieren?
Ein Massieren des Bauches hilft bei:
- Blähbauch: Die Massage entspannt die Bauchmuskeln und die gestauten Gase können leichter entweichen. Die Entspannung hilft auch bei bestimmten Bauchschmerzen, sofern diese durch verspannte Bauchmuskeln entstehen.
- mangelnder Durchblutung: Das Massieren fördert die Durchblutung und so können mehr Sauerstoff und mehr Nährstoffe in den Bauchraum gelangen.
- emotional bedingtem Stress.
- Regelschmerzen, die häufig zusammen mit Verkrampfungen im Bauchraum auftreten.
- einigen Rückenschmerzen.
- Verstopfung: Das Massieren kurbelt die Darmbewegungen an, die verdaute Nahrung wird so transportiert und Verstopfungen gelöst. Massagen der Bauchdecke stimulieren die Nervenverbindungen im Darm.
- Bauchschmerzen, die mit dem Reizdarmsyndrom einhergehen.
- Bei Babys helfen Bauchmassagen nicht nur gegen Blähungen, sie steigern auch das Wohlbefinden und fördern die körperliche Entwicklung.
Die Bauch-Darm-Massage
Um den Darm zu stimulieren, sollten Sie circa 15 Minuten vor dem Toilettengang die Bauchdecke mit kreisenden Bewegungen massieren. Wichtig ist dabei eine ruhige Atmosphäre. Der Darm blockiert bei Stress. Zusätzlich sollten Sie lange und tief ein- und ausatmen. Vor allem die Bauchatmung ist dabei angesagt. Sie wirkt auf den Darm ganz ähnlich wie die Massage, denn die Organe rutschen beim tiefen Einatmen ein wenig nach unten, in Richtung Becken.
Eine Viertelstunde Zeit müssen Sie dem Darm dabei geben. Wenn Sie zu ungeduldig sind, legen Sie vor der Massage eine Entspannungsübung nach Ihrer beliebtesten Entspannungsmethode ein.
Wie geht eine klassische Bauchmassage?
Für eine Bauchmassage legen Sie sich hin und schaffen Sie zuvor ein ruhiges Umfeld. Dann atmen Sie ruhig und kreisen ohne großen Druck mit beiden Handflächen auf der Bauchdecke. Sie fangen immer mit der rechten Hand an. Die rechte Hand kreist gegen den Uhrzeigersinn, die linke in die andere Richtung. Beide kreisen dabei in Richtung des Kopfes.
Sie legen zuerst beide Hände auf den nackten Bauch, mit den Daumen am Nabel und den Fingern Richtung Schambein. Mit der rechten Hand kreisen Sie jetzt drei Minuten über den Bauch und lassen Sie sie dann wieder auf der Haut ruhen. Dann ziehen Sie die Kreise mit der linken Hand, ebenfalls drei Minuten. Danach kreisen Sie mit beiden Händen. Im Unterschied zu einer Schultermassage setzen Sie keinen oder nur wenig Druck an. Das dauert wieder drei Minuten.
Im Anschluss rücken Sie die rechte Hand so weit nach unten, dass der Daumen den Nabel und der kleine Finger das Schambein berührt. Die Linke führen Sie dabei zum Oberbauch, lassen Sie sie aber in Kontakt mit der Haut. Dann kreisen Sie wieder mit beiden Handinnenflächen auf der Haut. Sie wiederholen diese Bewegungen ungefähr zehnmal, dann tauschen Sie die Positionen der Hände und kreisen noch einmal zehnmal. Jetzt bewegen Sie die Hände zum linken wie rechten Bauchrand und beenden dort die Massage.
Massieren Sie weder mit starkem Druck noch zu schnell, dann könnten Sie das Gegenteil einer Entspannung erreichen – der Bauch verkrampft.
Die Kolonmassage
Bei der Kolonmassage geht es im Unterschied zur „normalen“ Bauchmassage darum, Druck aufzubauen – und zwar an fünf Punkte. Der Kolon ist der mittlere Teil des Dickdarms und durch den Massagedruck wird der dortige Muskel angeregt.
Es handelt sich hier nicht um eine Massage gegen eher unspezifische Beschwerden der Verdauung, sondern um eine spezielle Technik gegen die Schmerzen des Reizdarm-Syndroms, die einen vegetativen Ausgleich im Unterbauch schafft. Doch sie stimuliert auch die Verdauung und hilft gegen Verstopfung.
Gewöhnlich führen Physiotherapeuten diese Massage aus. Sie können es auch selbst machen, allerdings erst nach einer professionellen Anleitung. An den entsprechenden fünf Punkten des Dickdarms üben Sie dazu mit zwei Fingern in kreisender Bewegung sanften Druck aus. Haben Sie sehr starke Schmerzen oder eine akute Entzündung? Dann eignet sich diese Methode nur, wenn ein Facharzt dies für unbedenklich hält. Die Wirkung der Massage gegen die Reizdarmschmerzen verstärken Sie, indem Sie warme Wickel um den Bauch binden und/oder ein warmes Fußbad nehmen.
Bauchmassage: Babys
Die Berührung der Haut entspannt das Baby und verursacht die Ausschüttung der Wohlfühlhormone. Massagen sind insofern auch ein gutes Mittel, um die Kleinen in den schlaf zu wiegen. Regelmäßige Massagen fördern die Bildung von Myelin, einem Eiweiß, das die Nervenfasern mit den Muskeln verbindet und dienen so auch der körperlichen Entwicklung des Kindes. Die körperlichen Berührungen wirken sich positiv auf die Aufmerksamkeit und Neugier des Kindes aus; Massagen regen die Verdauung an, fördern die Durchblutung und unterstützen ein vertieftes Atmen. Wie bei Erwachsenen hilft das Massieren des Babybauchs, dass Blähungen entweichen können.
Die Deutsche Gesellschaft für Baby- und Kindermassage bietet Kurse an, in denen Eltern die Massagetechniken lernen können. Hier nur ganz kurz das Wesentliche. Babymassagen sollten nur mit sanftem Druck erfolgen, in einem warmen Raum, in dem sich das Kind wohlfühlt. Das Baby sollte gesund und nicht müde sein und, vor allem, die Berührung wollen. Massieren Sie nicht, wenn das Baby gerade getrunken oder gegessen hat. Nutzen Sie für die Massage Pflanzenöle wie Olive, Mandel oder Jojoba und waschen Sie überschüssiges Öl in warmem Badewasser ab – dadurch verstärken Sie die Wirkung der Massage.
Legen Sie das Baby auf die Wickelkommode oder auf eine weiche Decke. Wärmen Sie das Öl auf ihren Handflächen an, bevor Sie es auf dem Babybauch verteilen. Sie legen die Hände flach auf den Bauch des Kindes, streichen sie ungefähr zehnmal vom Brustbein zu den Oberarmen. Dann bewegen Sie eine Hand diagonal vom Oberkörper bis zur Leiste, mehrmals auf jeder Seite.
Bei Blähungen und Bauchschmerzen streichen Sie mit der flachen Hand um den Bauchnabel, zuerst in kleinen, dann in größeren Kreisen. Die Beine des Babys sollten leicht angewinkelt sein, dadurch entspannt sich die Bauchdecke. Legen Sie beide Daumen rechts und links an den Bauchnabel des Babys, ziehen Sie sie zu den Seiten. Dann bewegen Sie die linke Hand auf der linken Bauchseite bis zur Brust. Die rechte Hand streicht jetzt zur rechten Bauchseite und folgt dem Verlauf des Darms. Achten Sie auf die Reaktion des Babys: Wenn es die Massage nicht mag, schreit oder weint, brechen Sie diese ab.
Am Ende legen Sie eine Hand unter die Brust und streichen von dort über den Bauch. Sie wiederholen jetzt die gleiche Bewegung mit der anderen Hand und dann wieder mit der ersten Hand. Diesen Vorgang wiederholen Sie mehrere Male.
Bauchmassage bei Menstruationsschmerzen
Um Regelschmerzen zu lindern massieren Sie im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum. Gut geeignet sind angewärmte Öle mit Kamille, Fenchel oder Wacholder. Das entkrampft die Muskeln. Die Massage wirkt noch besser, wenn Sie sie mit Wärme unterstützen. Zusätzlich hilft oft eine Massage am unteren Rücken, da viele Frauen während ihrer Periode unbewusst die dortigen Muskeln verkrampfen. Ungeeignet bei Regelschmerzen sind Massagen, die mit Kälte arbeiten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Harrington, Kendra L.; Haskvitz, Esther M.: "Managing a patient's constipation with physical therapy", in: Physical Therapy, Volume 86 Issue 11, 1 November 2006, Oxford Academic
- Chang, David: Das große Buch der Massagetechniken: Die heilende Kraft der Hände bei Beschwerden von A bis Z, Bassermann Verlag, 2006
- Weißenberger, Christiane: Das große Kochbuch für Magen und Darm: Die Verdauung entlasten – Beschwerden lindern. Mit über 140 Rezepten gegen Bauchschmerzen & Co., Humboldt, 2018
- Seiderer-Nack, Julia: Was passiert im Darm?: Neues Wissen für mehr Darmgesundheit - Darmbarriere, Bauchhirn und die richtige Ernährung, Südwest Verlag, 2014
- Pitsillides, Alexios; Stasinopoulos, Dimitrios: "Cyriax Friction Massage—Suggestions for Improvements", in: Medicina, 55, 185, 2019, NCBI
- Iburg, Anne; Allescher, Hans-Dieter: Divertikel - für immer beschwerdefrei: Die optimale Therapie und die richtige Ernährung, Trias, 2010
- Hüter-Becker, Antje et al.: Physiotherapie in der inneren Medizin, Thieme Verlag, 2004
- Hüter-Becker, Antje; Dölken, Mechthild: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage, Georg Thieme Verlag, 2011
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.