Scharf heißt auf althochdeutsch „cresso“, und der Name ist bei der Brunnenkresse Programm. Die Schärfe geben ihr Senfölglycoside, die zugleich eine heilende Wirkung haben und die Kresse als Würz- wie Salatpflanze in den Fokus rücken.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Nasturtium officinale
- Volksnamen: Kresse, Echte Brunnenkresse, Wasserkresse, Wassersenf, Bachbitterkraut, Bachkresse, Bittersalat, Bitterkresse, Bornkassen, Paderkerse, Weisse Kresse, Kersche
- Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Europa, Nordafrika und Asien. Heute als Neophyt fast weltweit verbreitet
- Verwendete Pflanzenteile: Kraut
- Inhaltsstoffe: Vitamine A, B1, B2, B6, C, D, E und K; ätherische Öle, Senfölglycoside, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Jod, Eisen, Kalium, Calcium, Folsäure, Zink und Niacin
- Anwendungsgebiete: Blutreinigung, Erkältung, Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsprobleme, Hals- und Rachenentzündungen, Wurmbefall, rheumatische Erkrankungen, Vitamin- und Mineralienmangel, Bronchitis, Harnsteine, Diuretikum, bakterielle Infektionen, Ekzeme, Akne, Hautentzündungen und unreine Haut
Brunnenkresse – Eine Übersicht
- Brunnenkresse kommt in Europa wild in klaren Fließgewässern vor und wird seit Jahrhunderten kultiviert.
- Die Kresse ist zugleich Würz- und Heilpflanze, und so lässt sich hier gesunde Ernährung mit dem Behandeln von Krankheiten verbinden.
- Brunnenkresse ist einer der besten Vitamin- und Mineralienspender und schmeckt durch Senfölglycoside bitter-scharf.
- Bereits die antiken Römer und Griechen kannten Brunnenkresse als Heilpflanze. So schrieb der Arzt Dioskurides: „Das Cardamine treibt und erwärmt den Harn. Auch roh wird es gegessen. Es vertreibt Leber- und Sonnenbrandflecken, wenn es die ganze Nacht aufgelegt und morgens abgewaschen wird.“
- Kneipp, der Erfinder des Wassertretens, empfahl die frische Brunnenkresse für Frühlingskuren und setzte sie gegen Erkrankungen der Lunge und bei Blutarmut ein.
- Im 20. Jahrhundert nahm der Anbau rapide ab, bedingt durch die industrielle Verschmutzung von Gewässern, die der Pflanze zu schaffen machten. Seit den 1990er Jahren erlebt die Brunnenkresse hingegen eine Wiederkehr.
- Die Pflanze treibt den Harn und wirkt gegen Bakterien.
Inhaltsstoffe
Brunnenkresse glänzt mit den Vitaminen A, B1, B2, B6, C, D, E und K in größeren Mengen. Hinzu kommen ätherische Öle sowie Gerbstoffe und Bitterstoffe.
Senfölglycoside sorgen für einen scharfen Geschmack. An Mineralien bietet Brunnenkresse Jod, Eisen, Kalium, Calcium, Folsäure, Zink und Niacin.
Wirkung
Die Pflanze enthält reichlich Jod und eignet sich deshalb zur Behandlung von Jodmangel. Brunnenkresse wirkt ausgezeichnet gegen diverse Erkrankungen, denen Vitaminmangel zugrunde liegt.
In der kalten Jahreszeit war Brunnenkresse hierzulande eine hervorragende Quelle für Vitamin C und Vitamin D. In alten Zeiten nahmen die Menschen es deshalb, um Skorbut zu behandeln oder vorzubeugen.
Eine im Journal für pharmazeutische Biologie veröffentlichte Studie eines iranischen Teams untersuchte 2014 die Brunnenkresse. Sie fasste zusammen: In der iranischen Volksmedizin würde die Kresse genutzt gegen Nierenkoliken, Bluthochdruck und zu hohen Blutzucker.
Wissenschaftlich belegt seien leberschützende Eigenschaften. Darüber hinaus auch Effekte der Krebsprävention und eine Wirkung gegen freie Radikale (antioxidativ).
Eine Studie aus Argentinien von 2013 suggeriert, es sei wahrscheinlich, dass der Konsum des Saftes der Brunnenkresse die DNA vor Beschädigungen schützt. Weitere Versuche seien aber nötig, um dies zu verifizieren.
Die Pflanze reinigt das Blut, treibt den Harn, wirkt gegen Bakterien und löst Schleim. Brunnenkresse hilft gegen:
- Husten,
- Erkältung,
- Hals- und Rachenentzündungen,
- Bronchitis,
- entzündetes Zahnfleisch,
- Verdauungsprobleme,
- Appetitlosigkeit,
- Entzündungen der Gallenblase,
- Würmer,
- Rheuma,
- Gicht,
- Blasenentzündung,
- durch Vitamin- oder Mineralienmangel gestörten Stoffwechsel,
- äußerlich gegen Hautunreinheiten, Krätze, Schuppen, Akne, Ekzeme und Hautausschlag.
Brunnenkresse fördert die Arbeit der Entgiftungsorgane Nieren, Leber und Galle, und die Bitterstoffe regen den Appetit an. Die harntreibenden Eigenschaften machen sie auch zu einem Mittel gegen Harnsteine.
Welche Pflanzenteile nutzen wir?
Brunnenkresse lässt sich frisch oder getrocknet verwenden. Generell ist in Europa aber besonders die frische Pflanze beziehungsweise ihr Saft das Mittel erster Wahl.
Da sich Brunnenkresse auch gut als Küchenkraut eignet, bietet sich die Verwendung als Salatzutat an. Die frischen Blätter werden hierfür meist mit anderen Wildkräutern kombiniert, die den scharfen Geschmack der Brunnenkresse dämpfen.
Was ist zu beachten?
In einem Salat sollten nicht mehr als 20 Gramm Kresse pro Portion und Tag enthalten sein. Denn die Senfölglycoside können bei hoher Dosis den Magen reizen.
Hinweis: Für Schwangere, kleine Kinder oder Menschen mit gereiztem Darm ist Brunnenkresse nicht zu empfehlen. Wenn Sie allergisch auf Senföl reagieren, dann dürfen Sie keine Wasserkresse zu sich nehmen.
Ökologie
Der Name Brunnenkresse sagt bereits, dass der Bachsalat es nass mag. Es handelt sich um eine Wasserpflanze, die klare Fließgewässer bevorzugt.
Dann hat sie wenig Ansprüche und wächst in „Teppichen“ auf Sand wie Kies. Meistens auf kalkhaltigem Boden, in Quellen und Bächen in bis zu zwei Metern Tiefe.
Die gesamte Pflanze wächst bis zu 90 Zentimeter in die Breite, dabei gehen die einzelnen Wurzeln von einer kriechenden Grundachse aus. Die winzigen Kreuzblüten stehen in Trauben und öffnen sich nur bei Sonnenschein. Die Blätter sind gefiedert und elliptisch.
Vorkommen
Ursprünglich stammt die Echte Brunnenkresse aus Europa, Nordafrika und Asien. Sie hat sich aber als Neophyt auf fast allen Kontinenten etabliert, in kaltem ebenso wie in wärmerem Wasser.
Geschichte
Im Mittelalter war die Medizin zwar von religiös-magischen Vorstellungen bestimmt, doch bei der seinerzeit oft genutzten Kresse gilt die Wirksamkeit gegen die Erkrankungen, für die sie als Mittel genutzt wurde, als wissenschaftlich belegt. Dazu zählen Bronchitis, Blutreinigung, das Abtöten von Würmern und die Anregung des Harnflusses.
In der Frühen Neuzeit war frische Brunnenkresse ein oft gegen Tuberkulose und Rheuma genutztes Mittel. Paracelsus erwähnte sie als Medizin gegen Würmer und um das Blut zu reinigen sowie gegen Zahnschmerzen.
Matthiolus warnte 1626 davor, Schwangeren Brunnenkresse zu verabreichen, weil sie zu sehr den Urin treibe. Stattdessen empfahl er sie gegen Skorbut.
Bemerkenswert ist das deshalb, weil seinerzeit nicht bekannt war, dass es sich bei Skorbut um einen Mangel an Vitamin C handelt. Gegen diesen Vitaminmangel hilft das „Bachkraut“ ganz real.
1742 schreibt Weinmann, Brunnenkresse sei als Mittel „in der scorbutischen Abzehrung und so genandten Miltz-Beschwerung ein Specificum.“ Ansonsten sieht er die Pflanze als Arznei gegen „faulige Geschwüre“, Gelbsucht und Steine. Ob es sich dabei um Harnsteine handelt, ist nicht bekannt.
Brunnenkresse anbauen
In Deutschland wurde Brunnenkresse zumindest seit 1650 kultiviert. 1809 übernahm Napoleon den Anbau der Arzneipflanze aus Deutschland.
Ab 1810 ließ er sie bei Senlis und Chantilly pflanzen. Der Bedarf war so groß, dass Frankreich noch 100 Jahre später Brunnenkresse importieren musste.
Führend im Anbau der Brunnenkresse sind die Briten, die jährlich tausende Tonnen davon produzieren. In der englischen Küche ist sie eine begehrte Würzpflanze und die „Felder“ zwischen London und Oxford bedienen auch einen großen Markt vor Ort.
Echte Brunnenkresse braucht vor allem kaltes sauberes Quellwasser. In England gibt es das nach wie vor in Fülle.
Zur Kultivierung dienen bis zu 60 Zentimeter tiefe Gräben, die mit langsam fließendem Wasser gefüllt sind und im Winter windstill liegen. Stehende Gewässer verschmutzen leichter.
Brunnenkresse kaufen
Frische Brunnenkresse finden Sie in der Gemüsehandlung und immer häufiger auch in Supermarktketten mit Eigenanbau. Die Samen erhalten Sie günstig in Gartencentern, Reformhäusern und Naturkostläden. Oft sind dabei bereits Stoffstreifen, in denen die Samen keimen können.
Brunnenkresse in der Küche
Brunnenkresse lässt sich genau so verwenden wie Gartenkresse und Kapuzinerkresse. Sie schmeckt leicht bitter und scharf.
Zwar eignet sich auch die ganze Pflanze als blanchiertes Gemüse, hierzulande mischen wir aber vor allem die rohen Blätter mit Quark, Joghurt oder Frischkäse und bestreichen Grau- wie Schwarzbrot damit.
In grünen Salaten ist Brunnenkresse in der Regel nicht der Hauptbestandteil, dafür schmeckt sie zu intensiv. Sie macht aber aus einem langweiligen Kopfsalat ein prickelndes Erlebnis.
Wem die Kresse mundet, der kann sie mit diversen Salatpflanzen kombinieren. Nicht zu empfehlen ist dabei allerdings eine Kombination mit anderen „Scharfmachern“ wie insbesondere Zwiebelgewächsen.
Brunnenkresse passt zu Möhren, Giersch, Kürbis, Gurken und Borretsch, zu Kopf-, Endivien-, Eisberg- oder Romanesco-Salat, vorzüglich zu Tomaten und Mozzarella. Aber auch zu Bohnensalaten, Erbsensuppen und zu Rührei, Kartoffel- und Nudelsalat.
Brunnenkresse rundet Sandwiches ab, ob mit Spiegelei, Putenbrust, Räuchertofu, Shrimps oder Linsenpatties. Dazu streuen wir einfach die klein geschnittenen Blätter auf das Sandwich.
Unter den Küchen- wie Heilkräutern harmoniert Brunnenkresse besonders mit Minze und Zitronenmelisse. Bei Früchten mit Äpfeln und Zitrusfrüchten.
In Deutschland wenig verbreitet, aber ein guter Geheimtipp ist Brunnenkresse in Saucen. Zu Fisch und Geflügel, aber auch zu Kohlgemüse gibt Kresse der Sauce ein I-Tüpfelchen. Vorsicht ist jedoch angesagt, denn der dominante Geschmack verdeckt leicht ein zartes Bouquet. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Noack, S.;Reichmuth, Ch.: "Bestimmung von Schwellwerten für die Schädigung von tierischen und pflanzlichen Organismen durch Phosphorwasserstoff und Methylbromid II. Untersuchungen an Brunnenkresse (Nasturtium officinale) und Kopfsalat (Lactuca sativa capitata)", in: Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz, Volume 55 Issue 4, 1982, Springer
- Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute: Band 2 Rezepturen und Anwendung, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
- Abele, Harald: Der Brockhaus Ernährung: Gesund essen - bewusst leben, wissenmedia, 2011
- Florahealth: www.florahealth.com (Ablauf: 27.04.2018), Watercress
- Traversier, Rita; Staudinger, Kurt; Friedrich, Sieglinde: TCM mit westlichen Pflanzen: Phytotherapie - Akupunktur - Diätetik, Karl F. Haug, 2012
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- Natalia A. Casanova, Julia I. Ariagno, Marcella M. López Nigro; et al.: In vivo antigenotoxic activity of watercress juice (Nasturtium officinale) against induced DNA damage; in: Journal of applied toxicology, Volume 33, Issue 9, Seiten 880-885, 2013, wiley.com
Wichtiger Hinweis:
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