Cannabis im Lateinischen bezeichnet die Pflanze Hanf. In Deutschland fallen darunter vor allem die THC-haltigen Erzeugnisse aus dem Hanf. Die getrockneten Blüten der weiblichen Pflanze sind Grundlage für Marihuana. Sie tragen Drüsen, die Harz mit THC, CBD und anderen Cannabinoide enthalten. Diese durchziehen die Pflanze in 60 verschiedenen Formen – eine davon, THC, wirkt psychoaktiv.
Inhaltsverzeichnis
Marihuana und Haschisch
Marihuana schwankt in der Farbe von weißlich bis braun und grün bis hin zu leichten Violett-Tönen. Die Farbe ist abhängig von der Herkunft, der Anbaumethode und der Trockenheit des Stoffes. Haschisch bezeichnet hingegen das gepresste Harz der Blüten und Blätter. Die Farbe ist von graubraun hin zu einem matten Schwarz und einem glänzenden Schwarz, wenn viel so genanntes Haschischöl vorhanden ist. Haschisch hat eine bröcklige bis feste Konsistenz, je nach Frischegrad kann es auch schmierig sein bis hin zu einer Paste. Für den Verkauf wird es zu Platten gepresst, zu Kugeln oder zu Stäbchen (Würsten) gerollt.
Es lässt sich mit Tabak mischen und in Zigarettenblättchen als Joint rauchen. Diese Methode ist allerdings relativ neu – die traditionellen Haschischkulturen in Marokko, dem Libanon, Pakistan oder Afghanistan nutzten Pfeifen mit langen Stielen, so genannte Schillums, also Röhrchen, die sich zum Ende hin weiten oder auch die Schischa genante Wasserpfeife. Haschisch lässt sich auch essen, zum Beispiel in Keksen oder entfaltet seine Wirkung in einem Tee.
THC
Tetra hydrocamabinol (THC) ist der Hauptrauschstoff des Hanfes. Der THC-Gehalt schwankt bei den einzelnen Hanfsorten erheblich. Pflanzen, die in Deutschland als Nutzpfanzen zugelassen sind, aber nicht der Haschischproduktion dienen dürfen, tragen circa 1,5 % THC, Sorten im Iran oder Afghanistan über 5 % und neue „Hochleistungszüchtungen“ über 20 %.
Ein Arzneimittel
Uruguay bietet heute Marihuana in Apotheken zu einem Preis von circa einem Euro an. Ziel dieser Legalisierung ist es einerseits, den illegalen Markt auszutrocknen, andererseits Kranken eine medizinisch wirksame Substanz anzubieten. In Deutschland darf Cannabis nur zu rein medizinischen Zwecken zum Verkauf kommen, und die Notwendigkeit prüft dabei ein Arzt bei einzelnen Patienten. Derzeit sind es wenige hundert Schmerzpatienten, sowie an Multipler Sklerose Leidende, die Cannabis auf Krankenschein erhalten. Tatsächlich ist der Stoff seit Jahrtausenden als Mittel bekannt, dass Schmerzen lindert.
Kanada, Israel, die Niederlande und Tschechien gehen in der Legalisierung von THC-haltigem Hanf wesentlich weiter als Deutschland, aber nicht so weit wie Uruguay. In 20 Bundesstaaten der USA ist Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt und wird vor allem gegen Kopfschmerzen und Schlafstörungen eingesetzt.
Inder und China kultivierten Hanf bereits vor 5000 Jahren, zum einen nutzten sie die Fasern für Kleidung und Körbe, zum anderen verwendeten sie die Pflanze als Heilmittel.
Cannabinoide
Der Körper produziert selbst Cannabinoide, die den Substanzen im Hanf ähneln. Sie wirken auf das vegetative Nervensystem ein und führen zu leichter Euphorie wie Entspannung, außerdem verändern sie die Wahrnehmung von Farben und Geräuschen, sind also Halluzinogene.
Langzeitkonsum von Cannabis kann sich negativ auf das Gedächtnis und die Konzentration auswirken. Die halluzinogene Qualität birgt auf Dauer die Gefahr, chronischer psychischer Veränderungen bis hin zu andauernden Psychosen.
Haschischöl
Von allen Cannabisprodukten wirkt Haschischöl am stärksten, denn es handelt sich um einen Extrakt des THC-haltigen Harzes, also nicht um ein reales Öl. Der Gehalt des Wirkstoffes kann 70 % betragen. Proben des Bundeskriminalamts lagen zwischen 5 und 41 %.
Cannabisöl hat meist eine goldgelbe Farbe und ist flüssig. Ein Tropfen in einem Joint reicht, um die gewünschte Wirkung zu erfüllen. Es ist auch in kleinen Mengen in Deutschland verboten.
Medizinische Wirkung
Hanf wird zwar seit Jahrtausenden in der Medizin genutzt, hinreichend erforscht ist die Wirkung als Arznei hingegen nicht. Das Cannabinoid CBD führt nicht zu einem Rausch, wirkt aber vermutlich gegen Entzündungen, Arthritis und Nervenschmerzen. Es dämpft zusätzlich die Symptome bei psychischen Erkrankungen wie einer bipolaren Störung.
Die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis wird in den westlichen Ländern hoch ideologisch geführt, und das ist ein Grund, warum eine sachliche Prüfung von Cannabis in der Medizin aussteht: Gegner dämonisieren den Stoff, Befürworter preisen Hanf als Wundermittel gegen alles und jedes.
Keine Nebenwirkungen?
Eine amerikanische Studie mit hundert Cannabis-Usern lässt vermuten, dass dauerhafter Konsum die weißen Blutkörperchen in ihrer Entwicklung hemmt, so das Immunsystem schwächt, und die Betroffenen anfällig werden lässt für diverse Krankheiten.
Cannabis scheint zudem die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron zu vermindern, chronischer Gebrauch könnte also die männliche Potenz schädigen. Genau wie Alkohol baut es den Sexualtrieb ab.
Macht Cannabis abhängig?
Die Stärke einer Droge unterscheidet sich klassisch unter anderem daran, ob sie gar nicht, „nur“ psychisch oder auch physisch abhängig macht. Die Neurowissenschaften belegen heute indessen, dass die strikte Trennung zwischen physisch und psychisch sich nicht aufrecht halten lässt: Psychische Prozesse führen zu biochemischen Veränderungen im Körper, physische Prozesse gehen mit Veränderungen der Psyche einher.
Ähnlich verhält es sich mit der psychischen Abhängigkeit: Ein Mensch, der sich psychisch von etwas abhängig fühlt, zeigt körperliche Symptome – der Körper schüttet jetzt Hormone aus, wenn er nur an den Stoff denkt. Forscher in San Francisco gehen davon aus, dass Haschisch auch im engen Sinne auf Dauer körperlich abhängig macht. Süchtige würden die gleichen Entzugserscheinungen zeigen wie bei harten Drogen.
Eine weitere unerwünschte Nebenwirkung ist die Informationsflut. So können Cannabis-User auf Dauer kaum noch zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden.
Haschisch – Harz in tausend Gestalten
Aus Marokko kommt typisch die gelbbraune Haschischplatte. Das traditionelle Anbaugebiet liegt im zentralen Rif-Gebirge. In den letzten Jahrzehnten führten die Produzenten Hybridsorten und künstliche Bewässerung ein, und beides zusammen führte zu einer erhöhten Qualität und Menge des marokkanischen Stoffes.
Zero-Zero ist dabei reines Haschisch aus dem Harzdrüsenkopf nach dem ersten Sieben. Es hält zwar nicht lange an, wirkt aber sehr psychedelisch.
Double Zero-Zero ragt durch exzellente Qualität heraus, enthält so gut wie keinen Fremdstaub oder Pflanzenteile. Normales Zero entsteht nach dem zweiten Sieben und enthält mehr Blütenteile, ist dafür aber günstiger. Casablanca entspricht diesem Typ und schmeckt im Tee ähnlich wie Ingwer.
Sputnik ist dunkelbraun, sehr harzig und stammt aus den Hochlagen des Rifgebirges, Chocolata hat eine grünschwarze Farbe, wird vor der eigentlichen Ernte gepflückt, hat beste Qualität, und deswegen konsumieren es in der Regel die Marokkaner selbst. Schwarzer Marokk riecht nach Minze und wirkt stark psychedelisch. Agadir, benannt nach der Touristenhochburg am Atlantik, ist dunkel mit süßlichen Geschmack.
Pakistani, Afghane, Araber oder Kashmiri stehen nicht nur für die Herkunft, sondern auch für wirksames Haschisch mit dunkler Farbe.
„Kugeln“ sind sehr potentes Haschisch, das in Kugeln geliefert wird, die sich mit der Hand kneten lassen. Caramellos sind handgerollte „Würste“, die in Haschischöl eingelegt werden.
King Mohammed bezeichnet ein hochwertiges helles Haschisch, König Hassan II ein dunkleres. Sierra Ketana stimuliert und entspannt.
Puck ist abwertend gemeint. Es bezeichnet dunkelbraunen Stoff, der stark gestreckt ist und beim Rauchen im Hals kratzt.
Eiermarokk ist künstliches Haschisch insofern, dass hier Haschischöl auf Pflanzenfasern getropft wird.
Grüner Türke und roter Libanese
Grüner Türke stammt aus der Türkei, war bis in die 1970er in Deutschland weit verbreitet, wurde aber durch den lukrativeren Heroinhandel vom türkischen Markt verdrängt. Gegenwärtig grassiert hierzulande „Kurde“, Haschisch aus der Region Diyarbakir.
„Libanese“ ist durch den „War against drugs“ im Libanon kaum noch auf dem Markt. Er hat eine rote Farbe, einen hohen CBD-Gehalt ebenso wie einen hohen THC-Gehalt, was Usern zufolge zu geistiger Klarheit bei körperlicher Trägheit führte, also dem Zustand der Benommenheit.
Schwarzer Afghane ist äußerlich schwarz und innerlich bräunlich. Er hat einen intensiven Geruch, einen hohen THC-Gehalt und wird meist mit Schaf- oder Ziegenfett geschmeidig gemacht. Afghane brennt sehr langsam und schwer und macht schnell müde. Das gleiche gilt für Schwarzen Pakistani, der allerdings eine härtere Konsistenz aufweist.
Bhang und Chassas
Indien ist eines der Haschischzentren der Welt. Die orale Einnahme von Produkten aus den Blättern ist hier legal, und dieser Bhang wird in staatlich lizensierten Läden verkauft. Haschischöl und Haschisch sind hingegen illegal, ebenso der Verkauf der weiblichen Blütenstände. Chassas, so der indische Begriff für Haschisch, gibt es auf dem Subkontinent als Stangen oder Streifen.
Weitere Spektren der Haschischsorten umfassen „Tibeter“, „Nepalese“, „Jamaikaner“, „Mexikaner“, „Yunanni“ oder „Bhutani“, die alle auf die Herkunftsländer verweisen.
CBD (Cannabidiol)
Cannabis mit THC ist in Deutschland nur auf Rezept legal erhältlich. Dabenben findet man in Drogeriemärkten neuerdings auch Hanfprodukte mit dem Wirkstoff Cannabidiol (CBD). Neuste Untersuchungen legen nahe, dass CBD ein gutes entzündungshemmendes Mittel ist, schmerzlindernd wirkt und die Stimmung positiv beeinflussen kann. Da kein THC enthalten ist, bleiben Rauschzustände aus. Bei regelmäßiger Einnahme sollte ein Arzt befragt werden, da CBD Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln haben kann. So verändert Cannabidiol beispielsweise die Wirkung von Blutverdünnern und manchen Chemotherapeutika zur Krebsbehandlung. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Grotenhermen, Franjo: Hanf als Medizin: Ein praxisorientierter Ratgeber, Nachtschatten Verlag, 2016
- Bröckers, Mathias: Keine Angst vor Hanf!: Warum Cannabis legalisiert werden muss, Westend Verlag, 2014
- Weilemann, Sascha; Sauer, Oliver: Drogen: Eigenschaften - Wirkungen - Intoxikationen, Schlütersche Verlag, 2001
- Grotenhermen, Franjo: CBD: Ein Cannabinoid mit Potenzial, Nachtschatten Verlag, 2017
- Krumdiek, Nicole: Die national- und internationalrechtliche Grundlage der Cannabisprohibition in Deutschland: Eine Untersuchung unter Einbeziehung des aktuellen ... Auswirkungen des Konsums von Cannabis, LIT Verlag Münster, 2006
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- Mayo Clinic: Is CBD safe to use? (Abruf: 17.09.2019), newsnetwork.mayoclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.