Das Echte Eisenkraut ist ein sagenumwobenes Gewächs, das im Altertum sowohl als Heilpflanze als auch in Opferzeremonien und zu rituellen Reinigungen verwendet wurde. Der lateinische Name lautet Verbena officinalis. Auch heute wird es in der Naturheilkunde in vielen Anwendungen erfolgreich eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Legenden und Erzählungen
Der Name Eisenkraut wurde damals damit erklärt, dass der Volksglauben diese Pflanze als Schutz vor Verletzungen durch Eisenwaffen sah. Eine weitere Legende besagt, dass Verbena officinalis Christus am Kreuz Trost gespendet haben soll. Andere Namen für dieses besondere Kraut sind Druidenkraut, Heiligkraut, Merkurblut, Sagenkraut, Wundkraut und Nervenkraut.
Eisenkraut wurde als Aphrodisiakum eingesetzt und war in Liebestränken enthalten. Als Zauberpflanze solle dies gegen den „bösen Blick“, gegen Blitzschlag und bei Schlangenbissen seine Wirkung gezeigt haben. Auch wurde ihm eine Frieden stiftende Wirkung nachgesagt. So trugen die Römer das Kraut beim Aushandeln von Friedensverträgen bei sich. Die Kelten gaben ihm den Namen Druidenkraut. Deren Priester, auch Druiden genannt, nahmen dieses mystische Gewächs zu sich, um ihre seherischen Fähigkeiten zu verbessern und ihre Zauberkraft zu stärken. Auch soll das Kraut, über dem Bett platziert, vor Alpträumen schützen. Die Gallier und die Römer nutzten Eisenkraut sogar als Glücksbringer – in ein Amulett gepackt und umgehängt.
Da die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) in den letzten Jahren immer mehr an Interesse erlangte und vor allem in der Naturheilkunde einen wichtigen Platz einnimmt, wurde auch das Eisenkraut wieder „modern“.
Inhaltsstoffe
Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind adstringierend wirkende Iridoidglykoside, Kaffeesäurederivate, Flavonoide, Bitterstoffe, Schleimstoffe, wenig ätherische Öle und kleine Mengen an Triterpenen und Steroiden.
Wirkung
Eisenkraut wächst entlang von Hecken, an Wegrändern und auf Schuttplätzen. Trotz seiner Anspruchslosigkeit hat es ein großes Wirkungsspektrum. Häufig wird das Kraut mit der Verwandten, der Zitronenverbene, verwechselt. Diese riecht und schmeckt, wie ihr Name schon verrät, angenehm zitronig. Das Eisenkraut jedoch enthält wenig ätherische Öle, schmeckt deshalb auch nicht so gut, verfügt jedoch über weit mehr an Heilwirkung.
Dieses ganz besondere Gewächs wirkt antibiotisch, antiviral, blutreinigend, adstringierend, schmerzstillend, leicht schweißtreibend und entzündungshemmend. Für den weiblichen Körper hat das Kraut noch eine ganz besondere Bedeutung, die im kommenden Abschnitt („Eisenkraut für die Frau“) dargelegt wird.
Eisenkraut für die Frau
Eisenkraut kann der Frau helfen, ihren Eisprung zu unterstützen. Auch wird die Menstruationsblutung gefördert. Bei Kinderwunsch ist das Kraut in vielen Teerezepten enthalten. Jedoch sollte die Einnahme unbedingt mit einem Therapeuten abgesprochen werden. Verbena darf nicht in der Schwangerschaft verwendet werden, da dies anregend auf die Gebärmutter wirkt. Hebammen, die der Naturheilkunde zugetan sind, nutzen das Kraut, um eine ins Stocken geratene Geburt in Gang zu bringen. Nach der Niederkunft unterstützt Verbena officinalis die Rückbildung der Gebärmutter und regt die Milchbildung an. Deshalb ist das Kraut auch in vielen Stillteemischungen, neben Anis, Fenchel, Kümmel und Melisse, enthalten. Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden, nervös und reizbar sind und eventuell auch noch unter Schlafstörungen leiden, kann das Heilkraut Linderung verschaffen. Eine Tasse Eisenkrauttee am Abend, erleichtert das Einschlafen.
Äußerliche Anwendung
Eisenkraut ist ein gutes Wundheilmittel. Wunden, vor allem Schnitt- und Brandwunden, werden mit Eisenkraut Kompressen versorgt. Dafür wird ein Esslöffel des getrockneten Krautes mit circa einem viertel Liter kochendem Wasser aufgebrüht und nach circa fünf Minuten abgeseiht. Eine sterile Kompresse wird mit dem Sud getränkt und damit die Wunde mehrmals abgetupft.
Hilfreich ist der Eisenkraut-Absud auch bei Herpesbläschen, Pickeln und Akne. Hierbei wird am besten ein Wattestäbchen in den Sud getaucht und damit die betroffene Stelle mehrmals täglich behandelt. Bei Abszessen und Furunkel kann mit dem Auflegen von Kompressen die Heilung unterstützt werden. Insektenstiche jucken nicht mehr so sehr, wenn sie mit dem Sud betupft werden.
Eisenkrauttee dient als Gesichtswasser, das die Haut erfrischt und zugleich strafft.
Eisenkraut-Auflage bei Abszessen und Furunkel
Für eine Eisenkraut-Auflage, die vor allem bei Abszessen und Furunkel Hilfe leisten kann, wird Folgendes benötigt: Ein Esslöffel getrocknetes oder zwei Esslöffel frisches Eisenkraut, 125 ml Wasser und 150 ml Obstessig. Die Zutaten werden zusammen circa zwei Minuten lang gekocht und danach das Kraut ausgedrückt. Die betroffene Hautstelle wird mit etwas Öl, zum Beispiel Oliven – oder Mandelöl, bedeckt, darüber das gepresste Kraut gelegt und mit einer Mullbinde oder einem Tuch fixiert. Dieser Umschlag kann bis zu drei Stunden wirken.
Innerliche Anwendung
Eisenkraut findet Anwendung bei Halsschmerzen, Mundschleimhautentzündungen, Zahnfleischbluten, Katarrhen der oberen Atemwege, Fieber, Gallen- und Leberschwäche, Blutarmut, Erkrankungen der Harnwege, Sodbrennen, Kopfschmerzen und nervösen Beschwerden. Auch soll dieses Phytotherapeutikum zu einem ruhigen Schlaf verhelfen.
Bei Halsschmerzen wird am besten mit einem Eisenkrauttee gegurgelt. Dafür wir ein Teelöffel des Krautes mit circa 250 ml kochendem Wasser aufgebrüht und nach einer Ziehzeit von fünf bis sieben Minuten abgeseiht. Mit diesem Tee wird mehrmals täglich gegurgelt. Bei Mundschleimhautentzündungen wird der Tee zum Spülen, aber auch zum Betupfen der betroffen Stellen verwendet.
Bei allen anderen, erwähnten Erkrankungen wird der Tee bis zu zweimal täglich in kleinen Schlucken getrunken.
Verschiedene Darreichungsformen von Eisenkraut existieren – als Urtinktur, Tinktur, homöopathisch potenziert oder als spagyrische Essenz. Auch in bestimmten Mischpräparaten, vor allem zur Behandlung von Nebenhöhleninfektionen und anderen Atemwegserkrankungen, ist das Kraut enthalten.
Rezept für eine Tinktur
Eine Eisenkrauttinktur kann ganz einfach selbst hergestellt werden. Dafür wird benötigt: 200g getrocknetes oder 300 g frisches Eisenkraut und ein Liter 35 bis 40 prozentiger Alkohol. Kraut und Alkohol werden in einem fest verschließbaren Gefäß zwei Minuten durchgeschüttelt und für zwei Wochen an einem dunklen und kühlen Ort platziert. Danach wird das Ganze mit Hilfe einer Saft- oder Weinpresse gefiltert, die Rückstände verworfen und dann die Flüssigkeit in eine Braunglasflasche abgefüllt. Kühl aufbewahrt, hält die Tinktur bis zu zwei Jahre. Innerlich werden davon 10 bis 20 Tropfen zwei- bis dreimal täglich eingenommen. Ein halber Teelöffel mit einem Glas Wasser verdünnt, dient als erfrischendes Gesichtswasser.
Die Bachblüte Vervain
Hinter der Bachblüte Vervain verbirgt sich das Eisenkraut. Die Bachblüten wurden von dem englischen Arzt Dr. Edward Bach entdeckt. Er beobachtete seine Patienten sehr genau und wusste schon damals um den Zusammenhang zwischen Körper, Seele und Geist. Seine Liebe zur Natur führte ihn auf seinen Wanderungen zu 38 verschiedenen Pflanzen, aus denen die Bachblütenessenzen entstanden und er entwickelte daraufhin die Bachblütentherapie. Jede Blüte verkörpert einen bestimmten Seelenzustand, wie zum Beispiel Angst, Misstrauen, Unsicherheit, Trauer und so fort. Vervain ist die Bachblüte mit der Nummer 31. Menschen, die diese Blüte benötigen, sind stets mit Eifer unterwegs, Andere zu überzeugen und zu missionieren. Menschen, die getrieben sind, nicht zur Ruhe kommen, sich ständig Sorgen um Andere machen und dabei Raubbau an ihrer eigenen Gesundheit betreiben. Vervain macht die Betroffenen flexibler, entspannter, toleranter und auch ruhiger.
Vorsicht!
Auch wenn Eisenkraut „nur“ ein Kraut ist und die Heilwirkungen nicht wirklich anerkannt sind, sollte die Anwendung nicht übertrieben und die Einnahmeempfehlung nicht überschritten werden. Ein Heilkraut darf nicht zur Dauermedikation dienen – nach einem Gebrauch von vier- bis sechs Wochen, ist unbedingt eine Pause einzulegen. Schwangere, wie bereits erwähnt, dürfen Eisenkraut auf keinen Fall anwenden. Auch für Kindern unter 12 Jahren ist Eisenkraut zur innerlichen Einnahme nicht geeignet. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Heinz Schilcher, Susanne Kammerer, Tankred Wegener: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 4. Auflage, 2010
- Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink, Michael Wink: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.