Herzgespann – eine Heilpflanze mit großem Potenzial
Das Echte Herzgespann (Leonurus cardiaca) trägt seinen Namen nicht zufällig. Es gibt nämlich kaum ein anderes Heilkraut, das eine so lange Anwendungsgeschichte gegen Herzbeschwerden aufzuweisen hat, wie Leonurus cardiaca.
Auch gegen Atembeschwerden und einige Frauenleiden wird Herzgespann immer wieder eingesetzt. Allerdings ist vom Pflücken wild wachsender Exemplare der Pflanze entschieden abzuraten, da Leonurus cardiaca vielerorts gefährdet ist und deshalb zu den geschützten Pflanzen gehört. Legal im Kräuterhandel oder der Apotheke erworben, lässt sich mit dem Heilkraut aber wunderbar arbeiten.
Welche Inhaltsstoffe die Heilwirkung des Herzgespanns ausmachen, wie man es am besten zubereitet und was es sonst noch über Leonurus cardiaca zu wissen gibt, verraten wir Ihnen nachstehend.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief für Herzgespann
- Wissenschaftlicher Name: Leonurus cardiaca
- Pflanzenfamilie: Lippenblütler (Lamiaceae)
- Volkstümliche Bezeichnungen: Andorn, Bärenschweif, Engeltrank, Herzgold, Herzheil, Herzkräutl, Löwenschwanz, Mutterkraut, Mutterwurz, Wolfskraut, Wolfstrapp.
- Verwendete Pflanzenteile: Blütentriebe
- Herkunft: Asien, Europa
- Wichtigste Inhaltsstoffe: Betaine, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Herzglykoside, Mineralstoffe, Pflanzensäuren und Terpene.
- Anwendungsgebiete:
- Atembeschwerden,
- Frauenleiden,
- Herzbeschwerden,
- Nervenleiden
- und Verdauungsstörungen.
Pflanzenportrait: Das Herz eines Löwen
Echtes Herzgespann gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist sowohl in Europa, als auch in Asien heimisch, wobei Sibirien zu den wichtigsten Hauptverbreitungsgebieten gehört.
Eine äußerst robuste und winterharte Pflanze also, die sich auch bei uns problemlos ganzjährig kultivieren lässt. Dabei stellt Leonurus cardiaca schon seit mehreren Jahrhunderten eine gern gesehene Nutz-, Heil- und Zierpflanze dar, weshalb sie heute insbesondere in Dorfgärten, an Weidezäunen, aber auch in krautreichen Wald- und Flurgebieten zu finden ist.
Wie viele traditionell genutzte Heilkräuter verschwand mit dem Verlorengehen der ländlichen Lebensweise auch der Herzgespann aus dem Gedächtnis der Menschen. Der Lebensraum der Pflanze fiel zudem umfangreichen Flurbereinigungen sowie der zunehmenden Verstädterung zum Opfer. Der Rückgang der Pflanzenbestände hatte speziell im letzten Jahrhundert noch eine weitere Konsequenz.
Wie es auch bei der Brennnessel der Fall war, so schwand das alte Wissen um die Heilwirkung des Herzgespanns. Größere Bestände wurden deshalb kurzerhand zum Unkrautbefall erklärt und systematisch ausgerottet.
Heute, da alte Heilpflanzen wieder in aller Munde sind, wird darum gezielt versucht, das Echte Herzgespann durch entsprechende Schutzmaßnahmen wieder in freier Natur anzusiedeln. So erklärte Nordrhein-Westfalen Leonurus cardiaca 2009 beispielsweise zur Pflanze des Monats August und auch in Bayern und Baden-Württemberg wird durch stetige Aufklärungsarbeit versucht, in der Bevölkerung das Bewusstsein für die starke Gefährdung des Herzgespanns zu wecken.
Der fachbotanische Name Leonurus cardiaca für Echtes Herzgespann stammt aus dem Altgriechischen. Während der Gattungsname Leonurus übersetzt so viel wie „Löwenschwanz“ bedeutet und die Wuchsform der leicht violetten, einem Löwenschweif ähnlichen Scheinquirlblüten bezeichnet, ist der Artenzusatz cardiaca auf das Hauptanwendungsgebiet des Heilkrautes im Bereich der Herzmedizin (Kardiologie) zurückzuführen. Die Eignung von Herzgespann für besagtes Anwendungsgebiet erkannte schon der griechische Arzt Dioskurides im ersten Jahrhundert nach Christus.
Seine Empfehlungen, die Pflanze gegen Herzbeschwerden zu verabreichen, wurden später von mittelalterlichen Kräuterkundigen übernommen und in Büchern wie dem 1485 erschienenen Werk „Gart der Gesuntheit“ des Kräuterkundigen Johann Wonnecke von Kaub festgehalten. In der Neuzeit widmete sich unter anderem der englische Apotheker, Arzt und Astrologe Nicholas Culpeper der herzstärkenden Wirkung von Herzgespann und schrieb seinem „Herbal“ von 1652 folgendes über die Heilpflanze: „Es gibt kein besseres Kraut, wenn es gilt, die Schleier der Melancholie vom Herzen zu heben, es zu stärken und das Gemüt fröhlich und munter zu stimmen.“ Aus Culpepers Aufzeichnungen geht hervor, dass Herzbeschwerden bei Weitem nicht die einzigen Beschwerden sind, die sich durch Herzgespann behandeln lassen.
Und tatsächlich gilt die Pflanze daneben auch als beliebtes Frauenheilkraut, Antidepressivum und Mittel zur Befreiung der Atemwege.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr!
Neben gängigen Beinamen wie Herzheil und Herzkraut wird Echtes Herzgespann im Volksmund auch häufig als Wolfstrapp oder Andorn bezeichnet. Da besagte Heilkräuter jedoch zwei eigenständige Pflanzengattungen mit teilweise sehr unterschiedlicher Heilwirkung bilden, sollten Sie sich stets vergewissern, auch tatsächlich ein Leonurus cardiaca zu verwenden.
Erkennen lässt sich die Pflanze an ihren unverkennbar violetten bis weiß-rosafarbenen Blütenständen in Form von Scheinquirlen, sowie an ihren flaumbesetzten, drei- bis siebenspaltigen Blättern.
Anwendungsgebiete des Herzgespanns
In ihrer Gesamtheit sind folgende Anwendungsgebiete des Herzgespanns denkbar:
- Atemwegsbeschwerden – zum Beispiel Asthma, Atemnot oder verschleimte Atemwege,
- Herzbeschwerden – zum Beispiel Angina pectoris, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche,
- Nervenleiden – zum Beispiel Angstzustände, Epilepsie, Gereiztheit, innere Unruhe, Nervosität oder Schlafprobleme,
- Menstruationsbeschwerden – zum Beispiel PMS (Prämenstruelles Syndrom) oder starke, zyklusbedingte Unterleibsschmerzen und Gebärmutterkrämpfe,
- Schwangerschaftskomplikationen – zum Beispiel starke Wehen oder Komplikationen bei der Geburtseinleitung,
- Verdauungsbeschwerden – zum Beispiel aufgeblähter Bauch, Magenkrämpfe oder Roemheld-Syndrom,
- Wechseljahrsbeschwerden – zum Beispiel Hitzewallungen oder Hormonschwankungen,
- sonstige Beschwerden – zum Beispiel Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenüberfunktion oder Wundentzündungen.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Herzgespann wirkt so gut bei Herzbeschwerden, weil es eine Fülle sogenannter Herzglykoside enthält. Diese nehmen besonderen Einfluss auf herzbezogene Körperfunktionen und vermögen es so, den Herzmuskel in besonderem Maße zu stärken. Auch andere herzstärkende Inhaltsstoffe finden sich in Leonurus cardiaca. Darüber hinaus weist das Kraut weitere gesundheitsrelevante Wirkstoffe auf, die zum Beispiel für die Behandlung hormonbasierter Frauenleiden von Bedeutung sind. Insgesamt lassen sich für Herzgespann folgende wichtige Inhaltsstoffe festhalten:
- Betaine,
- Bitterstoffe,
- Flavonoide,
- Gerbstoffe,
- Herzglykoside,
- Mineralstoffe,
- Pflanzensäuren
- und Terpene.
Betaine
Als Betaine werden Derivate der Ammoniumverbindung Betain bezeichnet. Diese verdankt ihren Namen dem lateinischen Wort beta für „Rübe“ oder „Bete“, weil sie maßgeblich in Rübengemüse zu finden ist. Mit dem Herzgespann ist hier also eine seltene Betainquelle gegeben, die nicht zu den Rübenpflanzen zählt und auch in ihren oberirdisch wachsenden Pflanzenteilen Betaine aufweist. Das wichtigste Betain ist dabei Stachydrin.
Medizinisch wird Betain sehr vielseitig genutzt. Allen voran ist es die für das Herzgespann wohlbekannte Nutzung bei Herz- und Gefäßkrankheiten wie Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und Bluthochdruck. Selbst einem Herzinfarkt soll Betain zuverlässig vorbeugen können.
Daneben ist auch eine Anwendung bei Stoffwechselstörungen wie der Homocystinurie keine Seltenheit. Dahinter verbirgt sich eine erblich bedingte Störung des Aminosäurestoffwechsels, bei der es durch Enzymdefekte zu einer vermehrten Einlagerung von Homocystein im Blut und Urin des Patienten kommt.
Bitterstoffe
Für die gute Wirkung von Herzgespann im Bereich der Verdauungsbeschwerden sind die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe verantwortlich. Im Detail handelt es sich dabei um Leonurid und Ajugol. Viele kennen Bitterstoffe als Zutaten für Magenbitter, der nach dem Essen gereicht wird. Denn die in Magenbitter enthaltenen Bitterstoffe wirken
- antimikrobiell,
- entkrampfend,
- entzündungshemmend,
- immunstärkend,
- sekretfördernd
- und verdauungsfördernd.
Eigenschaften, die bei einer ganzen Reihe an Verdauungsstörungen und auch bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes helfen können. Speziell die entkrampfende Wirkung von Bitterstoffen wird zudem auch in der Frauenheilkunde geschätzt, etwa wenn es darum geht, Menstruationskrämpfe zu tilgen oder starke Geburtswehen zu lindern.
Flavonoide
Die Pflanzenstoffgruppe der Flavonoide bezeichnet Pflanzenfarbstoffe, die Derivate von Flavonen (von lateinisch flavus für gelb) sind. Zu diesen Flavonen gehört zum Beispiel das gelb färbende Quercetin. Eines der wichtigsten medizinisch genutzten Flavonoide überhaupt, ist es doch für seine besondere antioxidative Wirkung bekannt. Der Pflanzenfarbstoff macht im Körper also freie Radikale unschädlich, die insbesondere dem Herz und den Gefäßen zusetzen. Ganz ähnliche Wirkung zeigt auch das Rutin in Leonurus cardiaca, das im Übrigen eng mit Quercetin verwandt ist. Insgesamt wirkt Rutin
- antioxidativ,
- blutstillend,
- entzündungshemmend,
- entwässernd
- und gefäßschützend.
Einen beruhigenden Effekt hat dagegen eher das Apigenin in Herzgespann. Abermals ein gelber Pflanzenfarbstoff, der mitunter sogar auf den weiblichen Östrogenspiegel wirken kann. Das Geschlechtshormon spielt eine entscheidende Rolle bei einer Vielzahl von weiblichen Körperprozessen, etwa bei dem Eisprung oder in den Wechseljahren. Bei letzterem sinkt der Östrogenspiegel im Körper der Frau drastisch, womit eine Vielzahl von Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, extreme Stimmungsschwankungen und sogar Haarausfall und Cellulite einhergehen. Demzufolge sind Inhaltsstoffe wie Apigenin im Herzgespann durchaus wertvolle Helfer, wenn es um die Frauenheilkunde geht.
Gerbstoffe
Zur Behandlung von Tierhäuten in der Lederverarbeitung werden Gerbstoffe hauptsächlich wegen ihrer hochwirksamen, desinfizierenden Eigenschaften verwendet. Und auch in der Medizin steht der
- antibakterielle,
- antimykotische
- und antivirale
Nutzen von pflanzlichen Gerbstoffen (Tanninen) häufig im Vordergrund. Dabei haben diese Pflanzenstoffe noch einige weitere Vorzüge. Der antimikrobielle und antivirale Effekt der Tannine entsteht durch ihre adstringierende Wirkung. Diese verursacht das Zusammenziehen von Gewebe.
Durch die Oberflächenverdichtung wird das Gewebe zum einen entwässert, zum anderen wird bakteriellen Erregern so die Passage erschwert. Auf die Blutgefäße wirkt der adstringierende Effekt der Gerbstoffe auch blutstillend und entzündungshemmend. Letzteres erfolgt durch eine gehemmte Ausschüttung von Entzündungsstoffen. Damit sind Gerbstoffe auch für die Wundbehandlung von Interesse, ebenso bei stark ausgeprägten Regelblutungen.
Herzglykoside
Zu den bedeutsamsten Wirkstoffen im Herzgespann gehören die sogenannten Herzglykoside. Dabei handelt es sich um Alkohol-Zucker-Verbindungen, die eine besondere Wirkung auf die Herzfunktion ausüben. In Leonurus cardiaca werden Herzglykoside maßgeblich von Iridoidglycosiden gestellt. Dazu gehören:
- Ajugol,
- Ajugosid
- und Galiridosid.
Durch ihre herzfrequenzsenkende Fähigkeit wirken die Herzglykoside zum Beispiel Herzrasen und Herzrhythmusstörungen entgegen. Auch der Blutdruck wird auf diese Weise stabilisiert. Zudem regulieren Sie den Kalziumumsatz des Herzmuskels, was insbesondere für Menschen mit Herzinsuffizienz von großer Bedeutung ist.
Es wird vermutet, dass die sekundären Pflanzenstoffe im menschlichen Körper zu einer Hemmung von Prostaglandinen führen – einer speziellen Gruppe Gewebshormone, von denen manche Gefäßverengungen, verstärkte Blutgerinnung und intensivierte Schmerzwahrnehmung begünstigen.
Entsprechende Aspekte spielen nicht nur bei Herzproblemen eine wichtige Rolle, sondern sind auch an der Entstehung von Regelschmerzen, Menstruations- und Geburtskrämpfen beteiligt. Leonurus cardiaca wirkt hier körpereigenen Auslöserhormonen für Durchblutungsstörungen, Krämpfe und Schmerzen entgegen. Insgesamt wirken die Herzglykoside des Herzgespanns
- blutdrucksenkend,
- durchblutungsfördernd,
- entkrampfend,
- herzstabilisierend,
- herzstärkend,
- hormonregulierend,
- muskel- und nervenstärkend
- und schmerzstillend.
Mineralstoffe
Auch herzaktive Mineralstoffe lassen sich in Leonurus cardiaca finden. Das gilt zum Beispiel für das herzstärkende Kalzium, das zuvor bereits angesprochen wurde. Zwar kann ein zu viel an Kalzium eine Herzschwäche befördern, grundsätzlich braucht unser Herzmuskel (wie alle Muskeln im Körper) aber eine ausreichende Grundversorgung mit diesem Mineral, denn es gestaltet die Erregungsleitung in Muskel- und Nervenzellen mit, was für deren gesunde Funktion unerlässlich ist.
Das Kalium in Herzgespann wiederum ist für die Aufrechterhaltung des Blutdrucks sowie essenzielle Gefäßfunktionen wichtig. Außerdem ist es an der Freisetzung von Hormonen beteiligt, was neben Insulin auch weibliche Geschlechtshormone beinhaltet. Abermals ein Aspekt, der erklärt, weshalb Leonurus cardiaca ein wichtiges Frauenheilkraut ist. Da Kalium ferner auch den Säure-Basen-Haushalt sowie den Kohlenhydrat- und Eiweißhaushalt reguliert, ist der Mineralstoff auch für unseren Stoffwechsel ein wichtiger Helfer.
Phenolsäuren
Der Gehalt an verschiedenen Pflanzensäuren ist in Herzgespann besonders groß. Viele davon gehören zu den sogenannten Phenolsäuren, die als Geschmacksstoffe zum Aroma von Pflanzen und Früchten beitragen. Zu nennen wäre hier beispielsweise die Apfelsäure, welche nicht nur den namensgebenden Äpfeln ihren unverkennbaren Geschmack verleiht, sondern gleichzeitig auch
- blutzuckersenkend,
- entwässernd,
- entgiftend,
- entschlackend,
- sekretfördernd,
- stoffwechselanregend
- und verdauungsfördernd wirkt.
Ein weiterer Geschmacksstoff im Herzgespann ist die Kaffeesäure. Ihre Heilwirkung ist stark abhängig von der Dosierung, da sie im Übermaß auch einige Nebenwirkungen haben kann. Wohldosiert gestaltet sie jedoch das
- antioxidative,
- entzündungshemmende,
- immunstärkende
- und zellschützende Potenzial des Herzgespanns mit.
Ähnlich sieht es auch bei der Ursolsäure von Leonurus cardiaca aus, wobei hier neben einem entzündungshemmenden und zellschützenden Effekt vor allem auch eine
- blutzuckersenkende,
- cholesterinsenkende
- und (herz)muskelstärkende Wirkung zum Tragen kommt.
Zwei Konservierungsmittel, die auch aus der Lebensmittelindustrie bekannt sind, finden sich außerdem im Herzgespann – Weinsäure und Zitronensäure. Weinsäure hat hier wie viele Inhaltsstoffe der Pflanze eine antioxidative Wirkung wohingegen Zitronensäure wie Apfelsäure als entwässernd und entschlackend gilt.
Terpene
Einige weitere desinfizierende Wirkstoffe sind dem Herzgespann mit Diterpenen aus der Stoffgruppe der Labdane sowie dem pflanzeneigenen Leocardin gegeben. Ihnen wird eine
- antibakterielle,
- antimykotische,
- antiprotozoiale
- und entzündungshemmende
Wirkung nachgesagt, was die Diterpene zu exzellenten natürlichen Antibiotika macht.
Anwendung und Dosierung
Für die Zubereitung heilpflanzlicher Rezepturen verwendet man das blühende Kraut des Herzgespanns. Dieses wird vor der Weiterverarbeitung zunächst getrocknet. Die richtige Sammelzeit für Leonurus cardiaca erstreckt sich von Juni bis September. Dabei sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Wildbestände der Pflanze heutzutage unter Naturschutz stehen und nur selbstgezogene Exemplare aus dem Garten gesammelt werden dürfen. Ansonsten gibt es getrocknetes Herzgespannkraut auch in gut sortierten Reformhäusern oder der Apotheke zu erstehen.
In der Homöopathie existieren zahlreiche Präparate aus Herzgespann. Insbesondere Globuli und Urtinkturen werden hier gerne empfohlen. Für beide Anwendungsformen gilt eine Tagesdosis von zwei bis drei Mal zehn bis 15 Tropfen beziehungsweise Globuli. Ebenfalls anwenden können Sie Herzgespann als Küchengewürz. In der Traditionsküche nutzte man das Kraut insbesondere zum Würzen von Erbsen- und Linsensuppen. Neben diesen Anwendungsformen ist Leonurus cardiaca hauptsächlich zur Teeherstellung in Gebrauch.
Herzgespann-Tee
Herzgespann-Tee ist ein beliebtes Hausmittel bei Herzbeschwerden, Atembeschwerden und Frauenleiden. Dabei kommt es auf die richtige Dosierung an, um keine Nebenwirkungen zu provozieren. Für einen Einzeltee gilt hier die Dosierungsrichtlinie: Ein Teelöffel Herzgespannkraut pro 250 Milliliter Wasser.
Geben Sie die Kräuter einfach in eine Tasse mit kochendem Wasser und lassen Sie den Tee abgedeckt für circa zehn Minuten ziehen. Danach werden die Kräuter abgesiebt und der Tee wird in kleinen Schlucken getrunken. Täglich können so etwa drei bis vier Tassen des Herzgespanntees genossen werden. Wer möchte, kann den Tee auch mit etwas Honig nachsüßen.
Herztee mit Leonurus cardiaca (Rezept 1):
Gerade spezieller Herztee enthält neben Echtem Herzgespann meist auch einige mildere Kräuter wie Melisse, Johannis- und Mistelkraut. Unser Spezialrezept für eine herzstärkende Teemischung lautet hier:
- 40 Gramm Herzgespann (blühendes Kraut),
- zehn Gramm Johanniskraut,
- zehn Gramm Melisse (Blätter),
- zehn Gramm Mistelkraut,
- zehn Gramm Passionsblume,
- zehn Gramm Verbene (Blätter)
- und zehn Gramm Weißdorn (Blüten und Blätter)
Mischen Sie aus den Zutaten eine Kräuterteemischung zusammen und entnehmen sie dieser einen Esslöffel für eine Tasse Tee. Übergießen Sie die Kräuter mit 250 Milliliter kochendem Wasser und lassen Sie den Tee abgedeckt für etwa zehn bis 15 Minuten ziehen. Nun können die Kräuter abgefiltert und der Tee kann bei Bedarf noch mit Honig gesüßt werden. Täglich sollten nicht mehr als drei Tassen dieses Herztees getrunken werden.
Herztee mit Herzgespann (Rezept 2):
Eine aromatische Variante bietet der Blütentee mit Herzgespann für die Herzgesundheit. Der hohe Blütenzusatz macht den Tee deutlich milder im Geschmack und ist vor allem für jene zu empfehlen, die etwas empfindlich auf allzu geschmacksintensive Kräutertees reagieren. Sie benötigen jeweils fünf Gramm von:
- Herzgespann (Blätter und Blüten),
- Hornklee (Blüten),
- Orange (Blüten),
- Pfingstrose (Blüten),
- Schlehendorn (Blüten),
- Waldmeister (nichtblühende Kräuter)
- und Weißdorn (Blüten).
Geben Sie einen Esslöffel dieser Kräutermischung auf 225 Milliliter kochendes Wasser. Die Ziehzeit für den Tee beträgt fünf Minuten im abgedeckten Zustand. Danach werden die Teekräuter wie gewohnt abgesiebt und der Tee wird vorsichtig getrunken. Insgesamt sollten über etwa vier Wochen täglich zwei bis drei Tassen getrunken werden. Danach erfolgt eine einwöchige Pause, bevor die Herzteekur bei Bedarf wiederholt wird.
Urtinktur aus Herzgespann
Die Herzgespanntinktur eignet sich nicht nur für die innere Anwendung. Man kann sie auch äußerlich, zum Beispiel zur Desinfizierung von Wunden, einsetzen. Zur Herstellung der Tinktur benötigen Sie
- ein Schraubglas voll Herzgespannkraut,
- eine Flasche Alkohol (Korn, Weingeist oder Wodka),
- eine dunkle Flasche
- und ein Leinentuch.
- Schritt: Geben Sie die Kräuter in das Schraubglas und füllen Sie dieses bis zum Rand voll mit Wodka. Verschließen Sie das Glas gut und stellen Sie es für etwa sechs Wochen auf die helle Fensterbank.
- Schritt: Das Sonnenlicht hilft, den Pflanzen ihre Wirkstoffe zu entziehen. Je länger das Glas steht, desto stärker konzentriert wird die Tinktur danach sein. Schütteln Sie das Glas auch täglich, um für eine gute Vermengung der Wirkstoffe mit dem Alkohol zu sorgen.
- Schritt: Nach Verstreichen der Reifezeit öffnen Sie das Schraubglas und filtern die Tinktur durch ein sauberes Leinentuch. Pressen Sie die Kräuter gut aus, damit noch restliche Inhaltsstoffe herausgedrückt werden. Die fertige Tinktur wird danach in eine dunkle Flasche abgefüllt und bis zum Gebrauch dunkel und kühl gelagert.
Bei konkreten Beschwerden (zum Beispiel Herz- oder Nervenbeschwerden) können dann pro Tag zehn bis 50 Tropfen dieser Tinktur eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Es wird dringend dazu geraten, die angegebenen Dosierungsrichtlinien zu beachten und nach einer Anwendungsdauer des Herzgespanns von maximal vier Wochen eine Woche zu pausieren. Denn Leonurus cardiaca wird ein hohes Suchtpotential nachgesagt, das nur durch kontrollierte Dosierungsmaßnahmen gehandhabt werden kann. Zudem kann eine Überdosierung des Herzgespanns zu Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und inneren Blutungen führen.
Mit Blick auf die Nebenwirkungen ist von einer Verabreichung der Heilkräuter an Kinder im Alter unter 12 Jahren definitiv abzuraten. Auch in frühen Stadien der Schwangerschaft müssen Sie auf Herzgespannkraut verzichten, da die wehenfördernde Pflanze vorzeitige Gebärmutterkontraktionen auslösen könnte, was eine Früh- beziehungsweise Fehlgeburt begünstigen würde.
Bei schwerwiegenden Geburtsverzögerungen ist eine Anwendung nach Absprache mit Ärzten oder Hebammen möglich.(ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Wojtyniak, Katarzyna: "Leonurus cardiaca L. (motherwort): a review of its phytochemistry and pharmacology", in: Phytotherapy Research, Volume 27 Issue 8, August 2013, Wiley Online Library
- Schantz, Peter: Medizinhistorische Untersuchungen zur europäischen Tradition dieser Arzneipflanzen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, kassel university press, 2009
- Sermukhamedova, Olga V. et al.: "Representatives of motherwort genus (Leonurus spp.): Aspects of pharmacognostic features and relevance of new species application", in: Acta Poloniae Pharmaceutica - Drug Research, 74(1), January 2017, NCBI
- Antweiler, Wolfgang et al.: Medizingeschichte in Schlaglichtern: Beiträge des "Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker" (Schriften des Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker), Kassel University Press, 2011
- Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen - Anwendung - Therapie, Karl F. Haug, 2014
- Hungerbühler, Kurt: Natur heilt: aus der Praxis eines Naturarztes Europäische Traditionen, Freya, 2014
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.