Kältesauna – ein sehr ungewöhnlicher Begriff. Denn was hat Kälte mit Sauna zu tun? Dies ist eine besondere Form der Ganzkörper-Kälteanwendung für den sportlichen, ästhetischen und vor allem medizinischen Bereich.
Inhaltsverzeichnis
Weitere gängige Bezeichnungen sind Eissauna, Eistonne, Kältekammer, Kryosauna beziehungsweise Cryosauna oder Kryotherapie. Das Wort „Kryo“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Frost“.
Kältesauna – ein Überblick
- Beschreibung: Die Kältesauna ist eine spezielle Anwendung aus dem Bereich der Kryotherapie. Es handelt sich um eine physikalische Kurzzeittherapie mit maximal dreiminütiger Dauer, bei welcher der Körper einer Temperatur von bis zu minus 160 Grad Celsius ausgesetzt ist.
- Wirkung: Die extreme Kälte regt unter anderem den Stoffwechsel und Kreislauf an, sie stärkt die Immunabwehr und setzt Endorphine frei, welche das Wohlbefinden steigern.
- Anwendungsgebiete sind unter anderem:
- chronische Schmerzen,
- psychische Erkrankungen,
- Allergien,
- Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte,
- Leistungssteigerung und Regeneration im Sport,
- Narbenpflege
- und Hautstraffung.
- Kontraindikationen: Es gibt auch eine Reihe von Fällen, in denen die Kryosauna nicht angewendet werden darf, wie zum Beispiel bei Bluthochdruck und Asthma. Mehr dazu im Kapitel „Wer darf nicht in die Kältesauna?”.
Geschichte der Kryosauna
Die Kälte wird schon seit vielen Jahren genutzt, zum Beispiel um fit zu bleiben, um sich abzuhärten, einer Schwellung oder Entzündung entgegenzuwirken oder bei Verletzungen. Manche Menschen nehmen regelmäßig am Eisbaden teil, gehen Eistauchen oder reiben sich mit Schnee ab.
Die Kältesauna hat ihren Ursprung in Japan. Der japanische Rheumatologe Toshiro Yamauchi wurde als erster „Ganzkörper-Therapeut“ bekannt. Er wandte bereits 1978 die Ganzkörper-Kältetherapie mit einer Temperatur von minus 175 Grad Celsius an, vor allem zur Behandlung rheumatoider Arthritis.
Die heutige Kältesauna unterscheidet sich von den damals üblichen Kältekammern vor allem dadurch, dass sie nicht mehr so eiskalt ist. In den wirklichen Kältekammern herrschten solch extreme Temperaturen, dass dies für die Patientinnen und Patienten äußerst unangenehm war.
Auch musste man sich darin ständig bewegen, um die Kälte überhaupt auszuhalten. Im Gegensatz dazu ist der Besuch in der heutigen Kältesauna ein angenehmes Erlebnis.
Die Kältesauna heute
Die Kältesauna ist einer Tonne ähnlich. Diese ist nicht sehr groß und nach oben hin offen, sodass während des Kältevorgangs der Kopf über den Rand herausragt.
Die Kälte, die dort vorherrscht, ist sehr trocken, im Bereich von bis zu minus 160 Grad Celsius. Sie wird im Allgemeinen sehr gut vertragen und auch als angenehm empfunden. Ein Vorgang dauert maximal drei Minuten.
Unterschied zwischen Kältekammer und Kältesauna
Häufig werden Kältekammer und Kältesauna als Synonyme gebraucht, jedoch bestehen zwischen den beiden Kälteanwendungen Unterschiede. Die Kältekammer hat eine höhere Temperatur, diese liegt bei minus 110 Grad Celsius und darin können sich mehrere Menschen gleichzeitig aufhalten.
Die Kältesauna hingegen ist die modernste Art der Ganzkörper-Kryotherapie. Dabei liegt die Temperatur noch niedriger, nämlich bei minus 160 Grad Celsius. Der Patient oder die Patientin hat eine Kammer für sich, diese ist oben geöffnet und der Kopf überragt die Kältetonne.
Obwohl die Kältekammer eine höhere Temperatur als die Kältesauna aufweist, empfinden die Patientinnen und Patienten die kältere Anwendung in der Kryosauna als angenehmer.
Wirkung der Kältesauna
Die Kälte bedeutet für den Körper eine Extremsituation, auf die er ganzheitlich reagiert. Jedoch werden keine Stresshormone ausgeschüttet, sondern im Gegenteil Glückshormone, die Endorphine, die für gute Laune und ein Wohlgefühl sorgen sowie schmerzlindernd wirken.
In der Kältesauna wird auf Kleidung verzichtet. Die Kältegängerinnen und Kältegänger tragen Unterwäsche, eventuell Handschuhe, Socken und Hausschuhe. Die ganze Zeit über, maximal drei Minuten, werden sie überwacht. Fühlt sich jemand nicht wohl, kann er oder sie die Kammer sofort verlassen.
Durch den massiven Kältereiz werden die Selbstheilungskräfte aktiviert. Der Kältereiz betrifft nicht das Innere des Körpers, sondern nur die Hautoberfläche. Die Blutgefäße verengen und die Muskulatur entspannt sich. Die Bildung von Antikörpern wird gesteigert, was das Immunsystem ankurbelt und stärkt.
Bei chronischen Schmerzen wird eine Regelmäßigkeit der Anwendung von mehreren Wochen mit täglich einer bis drei Sitzungen empfohlen. Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten ihre Schmerzmitteleinnahme dadurch signifikant verringern konnten. In manchen Reha-Kliniken ist solch eine Therapie möglich.
Nach der Anwendung tritt Folgendes ein: Das Gewebe wird besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Der Stoffwechsel wird stark angeregt und Schadstoffe werden eliminiert.
Dabei muss erwähnt werden, dass bei einer Sitzung von drei Minuten ungefähr 600 bis 700 Kilokalorien (kcal) verbrannt werden, ein eventuell angenehmer Nebeneffekt für alle, die abnehmen wollen.
Kälte für die Gesundheit
Die oben genannte Wirkung macht sich vor allem im Bereich der Gesundheit bemerkbar. So ist die Kältesauna eine gern eingesetzte Therapieform bei chronischen Schmerzen, vor allen in Verbindung mit Rheuma oder Arthrose.
Des Weiteren wird sie bei Migräne, psychischen Erkrankungen, Tinnitus, Autoimmunerkrankungen, Allergien, Neurodermitis, Schuppenflechte und Schlafstörungen angewandt.
Gerade für die Anwendung in der Schmerztherapie wurde der positive Effekt in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Das Ziel besteht auch darin, die Menge an Schmerzmitteln reduzieren zu können.
Kälte für die Fitness
Leistungssportlerinnen und Leistungssportler haben die Kältesauna schon längst für sich entdeckt. Sie hilft bei Muskelverspannungen und muskulären Ermüdungserscheinungen.
Vor dem Training wird die Kälte zur Leistungssteigerung, danach zur Regeneration genutzt. Die Erholungsphase reduziert sich dadurch deutlich.
Auch bei Sportverletzungen wie zum Beispiel einem Tennisarm oder Sehnenreizungen ist sie bei vielen Aktiven das Mittel der Wahl.
Kälte für die Haut
Wie bereits erwähnt, kann die Kryosauna bei bestimmten Hauterkrankungen helfen. Aber auch in der ästhetischen Behandlung ist sie nicht wegzudenken.
Die Kältebehandlung verbrennt Fett (circa 700 Kilokalorien pro Anwendung) und das Hautbild verbessert sich. Die Haut wird straffer und glatter. Bei vielen Nutzerinnen und Nutzern ist nach dem Besuch in der Kältesauna der Appetit verringert, was sich noch zusätzlich auf das Gewicht auswirken kann.
Weitere Effekte sind ein besseres Hautbild bei bestehender Akne, eine Verminderung von Besenreisern und eine verbesserte Narbenrückbildung nach einer Operation.
Wer darf nicht in die Kältesauna?
Normalerweise kann jeder Mensch die Anwendung nutzen, sofern er sich wohl fühlt. Dennoch müssen einige Erkrankungen vorher abgeklärt werden.
Der Blutdruck sollte nicht höher als 160/90 mmHg sein, dies wird vor dem Gang in die Kälte überprüft. Personen mit akuten Herz-Kreislauferkrankungen, wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder arteriellen Durchblutungsstörungen, dürfen ebenso nicht in die Kältesauna.
Menschen mit einem Herzschrittmacher müssen ebenfalls auf die Anwendung verzichten.
Insgesamt können folgende Kontraindikationen aufgeführt werden:
- Schwangerschaft,
- Alter unter zwölf Jahren (Jugendliche unter 18 Jahren benötigen die Zustimmung ihrer Eltern),
- Bluthochdruck,
- akute Herz-Kreislauferkrankungen,
- trophische Gewebestörungen,
- Kälteallergie,
- Panikattacken,
- Herzschrittmacher,
- arterielle Durchblutungsstörungen,
- Asthma bronchiale (wenn Kälte verschlechtert),
- Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud),
- Epilepsie
- und Diabetes.
Vorbereitung
Eine gewisse Vorbereitung ist unerlässlich. Vor Eintritt in die Kältesauna müssen der ganze Körper, Haut und Haare absolut trocken sein. Die Nutzerinnen und Nutzer dürfen nicht schwitzen und auch keine feuchte Badekleidung tragen.
Sie sollten zwei Stunden vor Beginn der Anwendung weder in der normalen Sauna noch in der Therme gewesen sein. Drei Stunden vorher darf die Haut nicht eingecremt werden.
Bevor der Patient oder die Patientin den Kältebereich betritt, wird auf jeden Fall ein Aufklärungsgespräch geführt und der Blutdruck kontrolliert. Generell ist ein ärztlicher Check-up vor dem ersten Gang zu empfehlen.
In der Kältesauna ist dicke Kleidung nicht gefragt. Im Gegenteil – während des Kältevorgangs werden nur die empfindlichen Körperstellen durch Badekleidung (oder Unterwäsche), Socken (eventuell noch Fellschuhe), Handschuhe und einen Mundschutz bedeckt.
Eine Mütze muss nicht sein, da ja der Kopf aus der Kryosauna herausragt (die Tonne wird vor Beginn auf die individuelle Körpergröße eingestellt). Schmuck und Hörgeräte müssen entfernt werden.
Sie sind die ganze Zeit über nicht allein. Der Vorgang wird stets überwacht und kann im Falle von Unpässlichkeiten oder Unwohlsein sofort abgebrochen werden.
Was passiert nach der Kälteanwendung?
Nach der Ganzkörper-Kältetherapie zeigt sich auf der Haut eine leichte Rötung. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer fühlen sich danach richtig wohl. Sie verspüren ein angenehmes Wärmegefühl. Zugleich nehmen physische und psychische Energie zu. Einige schwitzen danach.
Eventuell stellt sich im Anschluss kurz ein Hustenreiz ein, der jedoch nicht lange anhält und auch kein Grund zur Sorge ist.
Um längerfristige positive Ergebnisse zu erzielen, sollte die Kältesauna einige Wochen lang, mindestens drei Mal pro Woche, durchgeführt werden. Am besten kurweise zehn bis 20 Tage lang, täglich ein bis drei Mal.
Kältesauna – Vorteile
Die Kältesauna hat viele Vorteile:
- Sie stellt eine nicht-invasive, schonende Therapieform da.
- Eine Sitzung steigert den Kalorienverbrauch derart, dass eine gewünschte Gewichtsabnahme möglich ist.
- Nach der Kältezeit von maximal drei Minuten ist der Nutzer oder die Nutzerin sofort wieder einsatzbereit.
- Es entstehen keine Schmerzen und die Anwendung ist nahezu nebenwirkungsfrei.
- Die ersten Effekte stellen sich eventuell schon nach der ersten Behandlung ein.
- Viele Menschen gehen mit einem Wohlgefühl aus der Kältesauna.
- Das Verfahren entgiftet den Körper, verbessert die Durchblutung, sorgt für besseren Schlaf, reduziert Schmerzen, aktiviert Glückshormone und sorgt für ein seelisches Gleichgewicht.
(sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.