Leinöl wird aus den Samen des Ölleins gepresst – entweder kalt, dann nimmt es eine goldgelbe Farbe an, oder warm, dann wird es gelbbraun. Es riecht nach frisch gemähtem Heu, schmeckt etwas nach Nuss und nach Fisch, lange gelagert wird es allerdings bitter-ranzig.
Inhaltsverzeichnis
Leinöl – Die wichtigsten Fakten
- Leinöl dient nicht nur Malern als Bindemittel oder als Zutat in Salaten, sondern ist aufgrund seiner wertvollen Inhaltsstoffe auch ein Heilmittel.
- Es handelt sich um eine essentielle Quelle für Omega-3-Fettsäuren.
- Es stabilisiert den Herz-Blut-Kreislauf und leistet gute Arbeit gegen Magen-Darm-Beschwerden wie eine Gastritis, Blähungen, Verstopfung und Durchfall.
- Mediziner vermuten, dass sich das Öl auch positiv auf Diabetes, Asthma und Eierstockkrebs auswirkt. Dies wird derzeit noch erforscht.
Inhaltsstoffe
Das Öl quillt geradezu über vor gesunden Inhaltsstoffen, welche je nach Anbaugebiet des Leins schwanken. Dazu gehören um die zehn Prozent gesättigte Fettsäuren wie Palmitin- oder Stearinsäure, 18 Prozent ungesättigte Fettsäuren und bis zu 72 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Linolensäure, Omega-6-Linolsäure und Ölsäure.
Zehnmal so viel Omega-3-Fettsäuren wie Fisch
Somit handelt es sich um eines der wichtigsten Nahrungsmittel, um sich die wertvollen Omega-Säuren zuzuführen: Von den mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind bis zu 70 Prozent Omega-3-Fettsäuren und bis zu 24 Prozent Omega-6-Linolsäuren.
Von allen Ölen hat lediglich Schwarzkümmelöl einen ähnlich hohen Anteil dieser Säuren – kein anderes Pflanzenöl enthält mehr Omega-3-Fettsäuren. Es enthält davon sogar bis zu zehnmal so viel wie Fischöl.
Schleimstoffe, Vitamine und Phytoöstrogene
Darüber hinaus bietet Leinöl unter anderem
- Schleimstoffe,
- Lecithin,
- Eiweiß,
- Cadmium,
- Linamarin,
- Sterine,
- Folsäure,
- Pantothensäure
- und Nicotinsäure.
An Vitaminen finden sich in dem Öl das Provitamin A, die Vitamine B1, B2 und B6, außerdem Vitamin C, D, E und K. Die enthaltenen Spurenelemente umfassen ein weites Spektrum von Eisen über Kalium, Kalzium, bis zu Magnesium, Zink, Natrium, Kupfer und Jod. Außerdem verfügt Leinöl über Lignane, hormonähnliche Wirkstoffe, die antioxidativ wirken.
Wirkungen auf die Gesundheit
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren stärken das Herz-Kreislauf-System und beugen einem Herzinfarkt vor. Sie erhöhen die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und stärken die Hirnfunktionen.
Außerdem heben sie die Stimmung, da sie sich auf den Dopaminspiegel auswirken. Vitamin A wirkt antioxidativ und schützt vor freien Radikalen. Lignane sind Phytoöstrogene, die Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen lindern.
Leinöl: Nebenwirkungen und Risiken
Nicht nur die Dosis macht das „Gift“, sondern im Falle von Leinöl auch die falsche Lagerung. Wird dieses häufig und lange geöffnet, so dass es mit Sauerstoff in Kontakt kommt, kann es oxidieren.
Es schmeckt dann ranzig und stört die Verdauung: Durchfall und Verstopfung, auch im Wechsel, sind möglich.
Vitamine und Omega-Säuren können nicht nur durch Mangel, sondern auch durch Überdosierung schädlich wirken. Ein Esslöffel pro Tag reicht vollkommen aus, um die Tagesdosis mit Omega-Fettsäuren zu erreichen.
Ein bis zwei Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht nur ausreichend, zu viel des Guten schwächt sogar die Immunabwehr und kann zu inneren Blutungen führen.
Die positive Wirkung der Omega-3-Öle auf das Herz-Kreislaufsystem verkehrt sich bei Überdosierung zum Gegenteil: Die größte Gefahr ist ein plötzlicher Herztod. Deshalb fordert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Grenzwerte für den Gehalt von Omega-3-Fettsäuren in Lebensmitteln.
Leinöl als Nahrungsmittel
Leinöl gehört mit Hanf- und Mohnöl zu den einzigen drei Ölpflanzen, die ursprünglich aus Europa stammen und hier kultiviert wurden. Seit der Jungsteinzeit stellte es eine wesentliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren, da die Hauptnahrung des hiesigen Getreides vor allem Omega-6-Säuren enthält.
Quark und Öl
In traditionellen Rezepten findet es sich vor allem in Milchprodukten, also Speisen auf der Basis von Quark, Sahne und Joghurt wie zum Beispiel in Sahnehering, Pellkartoffeln mit Quark oder Salaten. Hier geht es weniger um den Geschmack. Ungekühlt wurden diese Speisen früher besonders im Sommer schnell sauer, wobei das Öl konservierend wirkte.
Starker Eigengeschmack
Leinöl (wenn es nicht alt und ranzig ist) hat einen intensiven Eigengeschmack mit leichter Nussnote. Deshalb eignet es sich – besonders in Verbindung mit Trägerölen wie denen von Sonnenblumen-, Raps- oder Olivenöl und Säften von Zitrone, Limette oder Limone, Apfel-, Wein- oder anderem Fruchtessig – für Salatdressings, Marinaden und Dips.
Salate, Kartoffeln und Getreide
Es passt besonders zu Feldsalat, Rucola, Walnüssen, Linsen, Couscous und Bulgur, aber auch in Müslis, zu Haferflocken und Kartoffelspeisen.
In Quark angerührt sorgt es nicht nur für Omega-Säuren, sondern verleiht ihm auch eine cremige Konsistenz und wird so, zusammen mit Gewürzen wie Paprika, Schnittlauch, Petersilie, Dill, Pfeffer, Zwiebeln, Knoblauch oder Schalotten zu einem Dip. Dieser lässt sich auch gut auf Brot streichen.
Leinöl in der Kosmetik
Zwar gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg, dass die Haut die Omega-Fettsäuren aufnimmt, jedoch ist es mit genau diesem Versprechen der Anbieterinnen und Anbieter in Hautcremes verbreitet. Es dient auch zu Herstellung von Seifen.
Indessen regenerieren die im Leinöl vorhandenen Vitamine brüchig-rissige Haut von innen, wenn diese Schäden eine Folge eines Mangels der entsprechenden Nährstoffe sind. Kommen diese Nährstoffe jetzt durch das Öl in das Blut, werden Haut- und Bindegewebe elastischer und die Zellen regenerieren sich.
Leinöl als Heilmittel
Neben seiner positiven Wirkung auf den Herz-Blutkreislauf wirkt es gut gegen Verstopfung und beugt damit den Folgeschäden chronischer Verstopfungen wie zum Beispiel Fissuren und Hämorrhoiden vor. Es kann aber auch gegen Durchfall wirken – generell stabilisiert es die Darmfunktionen.
Es lindert Reize, insbesondere auf die angegriffenen Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt. So wirkt es auch gegen das Reizdarmsyndrom. Leinöl hilft einem durch Abführmittel geschädigtem Dickdarm – es mindert Bauchschmerzen, Blähungen und Entzündungen der Dickdarmwand.
Eingenommen senkt Leinöl die Blutfettwerte. Derzeit laufen zudem Forschungen, ob die Inhaltsstoffe auch zur Behandlung von Eierstockkrebs, Diabetes, Asthma und Infektionskrankheiten dienen können. Ergebnisse stehen aber noch aus. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Grimm, Hans U. et al.: Leinöl macht glücklich!: Das blaue Ernährungswunder, Dr. Watson Books, 2009
- Lazzari, Massimo; Chiantore, Oscar: Drying and oxidative degradation of linseed oil, in: Polymer Degradation and Stability, Volume 65 Issue 2, August 1999, ScienceDirect
- Mallégol, Jacky et al.: Drier influence on the curing of linseed oil, in: Progress in Organic Coatings, Volume 39, Issues 2–4, November 2000, ScienceDirect
- Suryanarayana, C. et al.: Preparation and characterization of microcapsules containing linseed oil and its use in self-healing coatings, in: Progress in Organic Coatings, Volume 63 Issue 1, July 2008, ScienceDirect
- Singer, Peter: Praktische Aspekte bei der Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, in: Ernährung & Medizin, 25, 2010, Thieme
- Erhöhter Verzehr von Omega-3-Fettsäuren laut Cochrane weitgehend nutzlos: aerzteblatt.de (Abruf: 20.02.2019), Ärzteblatt
- Verbraucherzentrale Bayern: Leinöl richtig verwenden (Abruf:19.02.2019), Verbraucherzentrale Bayern
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fettsäuren empfiehlt das BfR die Festsetzung von Höchstmengen, Stellungnahme Nr. 030/2009 des BfR vom 26. Mai 2009 (Abruf: 19.1.2021), BfR
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Fett (Abruf: 19.1.2021), DGE
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.