Löwenzahn (Taraxacum) ist nicht nur allgegenwärtig, viele Gärtner sehen ihn sogar als „Unkraut“ an und verzweifeln an den tiefen Wurzeln, die sich nur mühsam ausgraben lassen. Das ist aber ein Fehler: Volksnamen wie Herzheil verweisen darauf, dass dieser Korbblütler nicht nur einen ausgezeichneten Salat ergibt, sondern auch als Arznei wirkt. Die wichtigsten Fakten:
- Löwenzahn ist eine Pionier- und Ruderalpflanze. Seine bis zu zwei Meter tiefen Pfahlwurzeln erreichen auch Sickerwasser.
- Löwenzahn enthält viel Kalium, regt die Verdauung an und hilft bei Leber- wie Gallenbeschwerden. Er hemmt das Wachstum bösartiger Tumore.
- Die Pusteblume lässt sich vielseitig verarbeiten, zum Beispiel als Honig oder Salat.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsstoffe
Löwenzahn enthält Karotenoide, Phylosterin, Cholin und Tannine. In der Wurzel befinden sich das Alkaloid Taraxin und der Bitterstoff Taraxacin. In der Wurzel wiesen Wissenschaftler antimikrobielle Substanzen nach, außerdem phenolische Säuren und Flavonoide. Hauptsächlich sind vorhanden: phenolische Inositolester, Triterpenacetate und Sesquiterpenoide.
Extrem viel Kalium
Besonders hoch ist die Konzentration von Kalium mit bis zu 4,5 Prozent. Damit eignet sich Löwenzahn ausgezeichnet, um die Nierenfunktionen auszugleichen, den Wasserhaushalt im Körper zu regulieren sowie Säuren und Basen ins Gleichgewicht zu bringen. Unsere Muskeln können ohne Kalium nicht arbeiten.
Löwenzahn hemmt zudem die Entwicklung von Krebszellen in Brust, Prostata und Leber sowie im Blut.
Wirkung
Die Bitterstoffe der Pflanze fördern die Sekretion der Verdauungsdrüsen. Löwenzahn reinigt den Körper und regt die Funktionen von Leber, Nieren, Darm und Galle an, er fördert die Verdauung und den Appetit, wirkt abführend und stillt die Schmerzen bei Hämorrhoiden. Die Pflanze hilft gegen Völlegefühl wie gegen Blähungen.
Löwenzahn wirkt blutbildend und tonisierend, gegen Husten, Brochitis und Fieber sowie gegen Magenschwäche und rheumatische Beschwerden.
Die Volksmedizin nutzt die Pflanze auch, um den Harn zu treiben und den Schweißfluss anzuregen. Diese Wirkungen sind zwar nicht wissenschaftlich belegt, könnten aber am hohen Kaliumgehalt liegen.
Als Hausmittel wird Löwenzahn verwendet gegen: Warzen, Ekzeme, Pickel, Akne, Hühneraugen und Hautausschlag.
Bei ernsten Krankheiten ist Löwenzahn ein Mittel gegen Leberschwäche, Gelbsucht und Gallensteine, Gicht, Gallenschwäche, Nierensteine, Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Wassersucht und chronische Gelenkerkrankungen.
Anwendungen
Beim Löwenzahn überschneidet sich die Anwendung als Heilpflanze mit dem Verzehr als Nahrung. Die Blütenköpfe lassen sich in Öl einlegen, die jungen Blätter schmecken gekocht oder roh als Salat und reinigen so den Organismus. Die gerösteten Wurzeln dienten unseren Vorfahren als Kaffeeersatz und enthalten zudem mehr Heilstoffe als die Blätter.
Innerlich wenden wir den Wurzelstock an. Vom ausgepressten Saft trinken wir bis zu vier Esslöffel pro Tag, von der getrockneten Wurzel lassen wir drei Gramm in 100 Milliliter Wasser ziehen und trinken davon maximal vier Tassen pro Tag – jedoch nicht direkt vor oder nach dem Essen. Eine Tinktur setzen wir mit 20 Gramm der Wurzel auf 100 Milliliter 20-prozentigen Alkohols für zwei Wochen an. Davon können Erwachsene ebenfalls bis zu vier Esslöffel pro Tag einnehmen.
Biologie des Löwenzahns
Jeder weiß, wie Löwenzahn aussieht. Biologisch gesprochen handelt es sich um eine mehrjährige Pflanze, die einen zylinderförmigen Wurzelstock ausbildet, der in einer Pfahlwurzel endet. Sie ist fleischig und dunkelbraun bis schwarz. Die bis zu zwei Meter tiefe Wurzel macht den Korbblütler nicht nur robust gegen Fressfeinde, die meist nur die Blätter verzehren, aber die Wurzel intakt lassen – sie ermöglichen es der Pflanze auch tiefer liegende Wasserresourcen anzuzapfen. Dadurch wird der Löwenzahn zum Allrounder: Er wächst überall in Europa, auf Wiesen, Weiden, an Wegrändern, in Saumbiotopen, Gärten und auf Äckern.
Grüne Sägezahnblätter
Die Stängel sind innen hohl, tragen keine Blätter und wachsen bis zu 40 Zentimeter in die Höhe. Werden sie abgeschnitten, tritt der typische weiße Saft aus. Der brachte der Pflanze den Namen Milchblume ein. Der Milchsaft ist in allen Teilen der Pflanze vorhanden. Die Blätter stehen aufrecht in einer Rosette oder liegen am Boden auf. Sie sind lanzettförmig mit namensgebenden Einschnitten, die an ein Sägeblatt erinnern – oder an „Löwenzähne“.
Goldgelbe Blüten
Die goldgelben Blüten stehen in Körbchen zusammen und zwar jeweils einzeln an der Spitze eines Stängels. Die Blüten heißen Zungenblüten, weil die einzelnen Blütenblätter die Form von Zungen haben. Sie sind umringt von Hüllblättern, außen klein und dreieckig, innen länglich nach außen gebogen.
Die Frucht schließlich hat die Form einer Spindel mit spitzer Basis und langem Stiel an der Spitze, wo sich eine Haarkrone befindet. Deren Borsten stehen waagerecht als „Schirm“.
Taxonomie
Löwenzahn ist ein biologisches Mysterium. Es gibt Pflanzen, die ohne Befruchtung Samen bilden und so die Mutterpflanze klonen, und andere, die sich gegenseitig befruchten. Beide kommen in den gleichen Populationen vor. Die unterschiedlichen Fortpflanzungsformen rechtfertigen es, von klar differenzierten Arten auszugehen. Entweder hybridisieren diese ständig oder wir verstehen alle Löwenzahnpflanzen als eine Großart.
Verbreitung
Ursprünglich stammt der Löwenzahn aus Europa und Westasien, wurde aber durch Menschen auf die ganze nördliche Hemisphäre verschleppt und wächst inzwischen sogar südlich des Äquators. Löwenzahn ist eine klassische Rural- und Pionierpflanze. Er wächst in Mauerritzen, auf Schutthalden und Brachflächen.
Er hält Durchschnittstemperaturen von fünf bis 26 Grad ebenso aus wie einen pH-Wert von 4,2 bis 8,3. Im Hochgebirge schlägt er sich wacker bis in eine Höhe von 2800 Meter.
Kuhblume und Bettschisser
Dieser Hansdampf auf allen Wiesen trägt, seiner Verbreitung angemessen, diverse Namen. Allein die deutsche Sprache kennt mehrere dutzend. Kuhblume heißt der Löwenzahn, weil das Weidevieh ihn liebt und ihn dem banalen Gras vorzieht. Die Bezeichnungen Maiblume und Maischöpfl erinnern daran, dass die Samen der Pflanze in diesem Monat durch die Luft fliegen. „Pusteblume“ rührt von den einzigartigen Flugsamen selbst her, die an einem Stiel wie Segelschirme sitzen und vom Wind zu möglichen Keimplätzen getragen werden. Pusten Kinder jetzt wie der Wind, sehen sie die Samen fliegen. Seine harntreibende Wirkung spiegelt sich in Namen wie Bettnässer, Bettpisser, Bettschisser, Pissblume, Pissnelke oder Pisser wieder.
Verwechslung
Gewöhnlicher Löwenzahn lässt sich leicht mit seinen Verwandten aus der Gattung Taraxum verwechseln. Auch das Gewöhnliche Ferkelkraut ist oberflächlich sehr ähnlich. Es hat aber keine hohlen Blütenstandsstiele. Außerdem tragen die Samen des Ferkelkrauts keine Flugschirme und sitzen nicht auf einem Stiel.
Bienenweide
Löwenzahn wächst früh und blüht im April. Es handelt sich um eine wichtige Insektenweide. Ökonomisch ist die Pflanze von großer Bedeutung, denn, wo sie in Massen auftritt, garantiert sie eine frühe Honigernte. Löwenzahnhonig ist zudem wertvoll mit kräftig-herbem Geschmack, goldener Farbe und dickflüssiger Konsistenz.
Löwenzahn in der Küche
Löwenzahn lässt sich vielseitig in der Küche einsetzen. Die Blüten dienen als Basis für ein honigartiges Gelee bzw. den Löwenzahnsirup und somit für einen süß-würzigen Brotaufstrich. Die jungen Blätter werden in Süddeutschland gekocht und mit gebratenem Speck sowie Sahnesauce serviert. Die Wurzeln sind ebenfalls essbar, lassen sich kochen, braten oder als Salat zubereiten. Nach dem zweiten Weltkrieg diente ein Pulver aus der getrockneten Wurzel als Kaffee-Ersatz.
Löwenzahnsalat
Für einen Löwenzahnsalat sammeln wir möglichst junge Löwenzahnblätter auf nicht gedüngten Wiesen und nicht direkt neben Straßen. Wir schneiden eine Zwiebel in feine Würfel und ebenso eine Knoblauchzehe.
Die Blätter waschen wir sehr gründlich, denn Löwenzahn steckt voll mit Erde und Steinchen. Wir legen die gewaschenen Blätter in lauwarmes Wasser ein, damit der bittere Geschmack sich mildert. Vorsicht: Wenn Sie Löwenzahn als Medizin einnehmen, um die Verdauung anzutreiben, sollten sie dieses Einlegen in Wasser unterlassen, denn es sind eben jene Bitterstofffe, die die Sekretion der Verdauungsdrüsen fördern. Das Wasser gießen wir nach zehn Minuten ab und wiederholen den Vorgang.
Für die Sauce mixen wir ein wenig Essig und Schmand mit zwei Teelöffel Zucker oder besser der entsprechenden Menge Stevia. Sie können auch Honig verwenden, wichtig ist nur, den herben Geschmack auszugleichen. Die Blätter schneiden wir jetzt in kleine Stücke und heben sie unter die Sauce. Guten Appetit.
Löwenzahntee
Die Blätter und Wurzeln können als Tee zubereitet werden. Hierbei kommen verschiedene Anwendungen in Betracht.
Tee aus Löwenzahnblättern
Dem Löwenzahntee aus Blättern wird eine verdauungsfördernde Wirkung zugesprochen. Darüber hinaus ist der Tee ein Hausmittel gegen Blähungen und Sodbrennen. Mehr als drei Tassen täglich sollten jedoch nicht getrunken werden. Für die Zubereitung braucht man nur eine Handvoll frische Löwenzahnblätter. Die Blätter in kleine Streifen schneiden und mit einem Liter kochenden Wasser übergießen. Zehn Minuten ziehen lassen und anschließend abseihen. Die Blätter können auch getrocknet werden, um sie als Vorrat anzulegen.
Tee aus Löwenzahnwurzeln
Ein Tee aus Löwenzahnwurzeln soll gegen Beschwerden der inneren Organe helfen. So gilt der Wurzeltee als Hausmittel bei Nieren-, Blasen und Gallenproblemen sowie bei Entzündungen wie Rheuma. Zur Zubereitung benötigt man nur zwei bis drei gereinigte Wurzeln. Diese können entweder frisch sein oder getrocknet. Die Wurzeln sollten am Vortag in einem Liter Wasser aufgeweicht werden. Am nächsten Tag diesen Sud nur aufkochen und die Pflanzenteile absieben. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Schilcher, Heinz; Kammerer, Susanne; Wegener, Tankred: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2010
- National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH): www.nccih.nih.gov (Abruf: 26.05.2018), NCCIH
- Burdock, George A.: Fenaroli's Handbook of Flavor Ingredients, CRC Press, 2004
- Park, Chung Mu; Cho, Chung Won; Song, Young Sun: "TOP 1 and 2, polysaccharides from Taraxacum officinale, inhibit NFκB-mediated inflammation and accelerate Nrf2-induced antioxidative potential through the modulation of PI3K-Akt signaling pathway in RAW 264.7 cells", in: Food and Chemical Toxicology. Volume 66, 2014, sciencedirect.com
- Rehman, Gauhar et al.: "Effect of Methanolic Extract of Dandelion Roots on Cancer Cell Lines and AMP-Activated Protein Kinase Pathway", in: Frontiers in Pharmacology, Volume 8, 2017, NCBI
- Jia, Yuan-Yuan et al.: "Taraxacum mongolicum extract exhibits a protective effect on hepatocytes and an antiviral effect against hepatitis B virus in animal and human cells", in: Molecular Medicine Reports, Volume 9 Issue 4, 2014, Spandidos Publications
Wichtiger Hinweis:
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