Das Lungenkraut dient in der Ethnomedizin als Heilpflanze. Es soll helfen gegen Erkrankungen der Atem- und Harnwege. Weil die Form an Lungenflügel erinnert, galt es in der magischen Medizin als Mittel gegen Lungenerkrankungen. Reale Wirkungen sind indessen belegt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Pulmonaria officinalis
- Volksnamen: Lungenwurz, Arzneilungenkraut, Fuchslungenkraut, Geflecktes Lungenkraut
- Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
- Verbreitung: Mitteleuropa bis Mittelschweden und Mittelitalien. Im Westen wächst es bis in die Ardennen, im Osten bis in das europäische Russland.
- Verwendete Pflanzenteile: Das Kraut
- Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Polysaccharide (Schleimstoffe), Polyphenole, Alkaloide, Flavonoide, Allantoin und Kieselsäure
- Anwendungsgebiete: Halsschmerzen, äußere Hautwunden, Erkältung, Atemwegserkrankungen, Harnröhreninfektionen, Blasenerkrankungen, Husten, Heiserkeit
Lungenkraut – Eine Übersicht
- (Geflecktes) Lungenkraut ist eine Pflanze der Laubmischwälder und bevorzugt frischen Lehmboden, der Kalk enthält. Es wächst besonders in Saumbiotopen am Waldrand.
- Im Garten sind Lungenkräuter als Bodendecker im Halbschatten beliebt.
- In der Ethnomedizin wird Lungenkraut gegen Atemwegserkrankungen, Erkältung, Husten, Heiserkeit, Durchfall, Blaseninfektionen und als Wundpulver eingesetzt.
- Wirkungen des Lungenkrauts sind wissenschaftlich noch nicht hinreichend untersucht. Die enthaltenen Schleim- und Gerbstoffe fördern nachgewiesen den Auswurf bei Husten und beruhigen gereizte Schleimhäute.
- Lungenkraut wird nicht als Nahrung gegessen, sondern ausschließlich als Medizinpflanze eingesetzt.
- In Teemischungen findet sich Lungenkraut oft mit anderen Heilpflanzen wie Huflattich, Spitzwegerich, Weißdorn, Kamille, Eibisch oder Malve.
- Lungenkraut wurde wegen seiner Form im Mittelalter als Heilpflanze verwendet und sollte Lungenerkrankungen heilen.
Inhaltsstoffe
Mehr als 90 phytochemische Stoffe, die pharmakologische Effekte erzeugen, sind wissenschaftlich in der Pflanze nachgewiesen. Lungenkraut enthält:
- Schleimpolysaccharide,
- Polyphenole,
- Gerbstoffe,
- Flavonoide,
- Alkaloide,
- Allantoin,
- Kieselsäuren.
Lungenkraut in der Medizin
Lungenkraut wird seit dem Mittelalter als Heilpflanze verwendet. Damals hatte das auch abergläubische Gründe – es ging um die imaginierte Wirkung aufgrund von Analogien.
So erinnerten die Blätter an einen Lungenflügel. Deshalb schlug Hildegard von Bingen (1098-1179) die „Lungenwurz“ in Causa et Curae als Mittel gegen Lungenkrankheiten vor.
Später sollte es bei der Wundheilung helfen. Und auch bei Frauenbeschwerden, und zwar als Pulver und als Weintinktur.
Die ethnomedizinische Anwendung von Lungenkräutern in vielen Kulturen umfasst den Einsatz gegen Mikroben wie Pilze, tierische Parasiten und bakterielle Infektionen. Ebenso wird es als Diuretikum eingesetzt, um den Harnfluss zu steigern.
Lungenkraut wird gegen Entzündungen genutzt. Besonders gegen Erkrankungen der Atemwege und des Harntraktes. Lungenkraut als Heilkraut anzusehen, entspringt keinesfalls nur Aberglauben.
So enthält es Saponine, Gerbstoffe und Kieselsäure: Diese lösen Schleim, lindern Reize und ziehen Gewebe zusammen. Getrocknetes Lungenkraut zu Tee aufgebrüht, ist also ein reales Hausmittel bei Husten, Heiserkeit, Durchfall und Blasenproblemen.
Laut einer polnischen Studie von 2018 hat Lungenkraut in der Volksmedizin vieler Länder eine lange Medizintradition bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma, chronischer Bronchitis, Tuberkulose und Husten. Lungenkraut wirke gegen Reizhusten, löse Schleim und treibe den Schweiß.
Wirkung
Eine polnische In vitro-Studie zeigte 2021 deutlich antioxidative Wirkungen von Extrakten aus Lungenkraut. Oxidieren verschiedene Stoffe im Körper, dann kann dies dazu beitragen, dass Zellwände und Zellstrukturen beschädigt werden.
Zudem können Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems entstehen und sich Krebszellen bilden. Antioxidative Stoffe, die der Studie zufolge in Lungenkraut enthalten sind, können solche Prozesse bremsen.
Welche Erfahrungen gibt es mit Lungenkraut?
Es gibt zwar in kleinerer Menge Studien zu medizinischen Wirkungen der Lungenkräuter, um Nahrungsergänzungen und Arzneimittel zu gewinnen. Eine zusammenfassende Übersicht über die biologischen Eigenschaften und phytochemischen Effekte der Inhaltsstoffe der Lungenkräuter steht jedoch nach wie vor aus.
Medizinische Wirkungen vieler Inhaltsstoffe der Lungenkräuter sind indessen wissenschaftlich nachgewiesen. Da die Pflanzen zudem unabhängig voneinander in verschiedenen Kulturen in der Erfahrungsmedizin eingesetzt werden, sind deutliche Effekte gegen Erkrankungen der Atemwege wahrscheinlich und plausibel.
Präparate aus Lungenkraut nutzen Menschen vor allem gegen Reizhusten, gegen Raucherhusten, Husten beim morgendlichen Aufstehen und auch bei Husten als Symptom einer Infektion mit Covid-19.
Lungenkraut kaufen – Lungenkrautkapseln und Lungenkrauttee
In verschiedenen Ländern wird Lungenkraut in Produkten verarbeitet. Diese werden zu Heilzwecken, in der Kosmetik und als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt.
Dazu zählen:
-
- Tinkturen,
- Tropfen,
- Misch-Präparate,
- die getrockneten Blätter und oberirdischen Teile (als Pulomonaria herba zu erwerben),
- Tees,
- Hautcremes,
- Lungenkrautkapseln (enthalten getrocknetes, pulverisiertes Lungenkraut).
Lungenkrautkapseln sollen die normale Lungenfunktion fördern, Reizungen der Lunge verhindern, den Rachen bei Entzündungen beruhigen, die Schleimsekretion stimulieren und die Blutzirkulation der Lunge fördern. Sie sind als Nahrungsergänzungsmittel zu erwerben.
Lungenkrauttee zubereiten
Für einen Tee übergießen sie zwei Teelöffel getrocknetes Lungenkraut mit einem Viertelliter heißem Wasser. Sie lassen ihn acht bis zehn Minuten ziehen und trinken davon pro Tag drei Tassen.
Geflecktes Lungenkraut
Das gefleckte oder echte Lungenkraut wächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz häufig. Am Waldrand ebenso wie in Laubwäldern, aber auch in Stadtparks und Gärten.
Es handelt sich um ein Raubblattgewächs wie Borretsch, Natternkopf oder Beinwell, die ebenfalls als Heilpflanzen gelten. Verwandte Arten wie das dunkle Lungenkraut und das weiche Lungenkraut haben keine Bedeutung als Heilpflanzen.
Das echte Lungenkraut wächst bis zu 30 Zentimeter in die Höhe, ist mehrjährig und bildet holzartige Wurzeln. Die lanzettförmigen Blätter sind mit weißen Flecken bedeckt.
Wann blüht es?
Das echte Lungenkraut ist ein Frühblüher und zeigt seine rot, lila oder blauen Blütenkelche ab März. Dabei sitzen an jedem Stängel mehrere Blüten, die an Glöckchen erinnern.
Lungenkraut gibt es in diversen Zuchtformen, die sich vor allem durch die Farbe der Blüten unterscheiden, wie zum Beispiel „Cambridge Blue“. Der Fruchtknoten bildet braune Samen mit charakteristischer „Zipfelmütze“.
Wo wächst Lungenkraut?
Als Waldpflanze mag das Lungenkraut es schattig bis halbschattig, dazu nährstoffreich mit durchlässigem Humus wie Laubwaldboden und etwas feucht. Ist der Boden lehmreich, können Sie ihn mit Schotter oder Sand auflockern.
Der beste Platz ist unter Laubbäumen. Diese sollten nicht in der prallen Sonne stehen.
Lungenkraut im Garten pflanzen
Den Frühblüher sollten Sie im März aussäen. Als Kaltkeimer braucht die Pflanze Frost, um zu keimen.
Zugleich ist Lungenkraut ein Lichtkeimer, deshalb dürfen die Samen nicht tiefer als circa 0,5 Zentimeter unter der Erde liegen. Zwischen den Einzelpflanzen sollte ein Abstand von bis zu 20 Zentimeter stehen.
Wenn Sie Lungenkraut auf dem Balkon ziehen, sollte dieser nach Norden oder Westen ausgerichtet sein, da es der Pflanze ansonsten zu viel mit der Sonne wird. Ein Topf sollte einen Durchmesser von 20 Zentimeter haben, damit die Wurzeln Platz finden.
Vermehrung
Außer mit Samen lässt sich Lungenkraut auch durch Teilung vermehren. Das ist recht einfach. Sie müssen nur im Frühjahr oder Sommer die Wurzel mit einem scharfen Spaten teilen und die Teilstücke separat einpflanzen.
Lungenkraut düngen, gießen und überwintern
Als Waldpflanze dankt Lungenkraut für jährliches Düngen im Frühling mit Kompost und/oder Brennnesseljauche. Die Erde darf nicht austrocknen, ebenso verträgt Lungenkraut keine Staunässe.
Im Schatten ist im Sommer wöchentliches Gießen angebracht, falls der Regen ausbleibt.
Lungenkraut ist eine Pflanze unserer Breiten und winterhart.
Deshalb braucht es in der Gartenerde keinen Winterschutz. Im Topf auf Terrasse oder Balkon ist es indessen sinnvoll, den Topf im Winter mit Vlies zu umwickeln. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Das Heilkräuter-Verzeichnis: www.kraeuter-verzeichnis.de (Abruf: 07.02.2018), Lungenkraut
- Heilkräuter-Seiten: www.heilkraeuter.de (Abruf: 05.02.2018), Lungenkraut
- Pahlow, Mannfried: Das große Buch der Heilpflanzen: Gesund durch die Heilkräfte der Natur, Nikol, 2013
- Kooperation Phytopharmaka GbR: www.koop-phyto.org (Abruf: 04.02.2018), Lungenkraut
- Hiller, Karl; Melzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Spektrum Akademischer Verlag, 2009
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- Haas, Hans; Hänsel, Rudolf: Therapie mit Phytopharmaka: Korrigierter Nachdruck, Springer, 1984
- Dörfler, Hans-Peter; Roselt, Gerhard: Heilpflanzen, Enke Ferdinand, 1988
- Justina Krzyżanowska-Kowalczyk, Lukasz Pecio, Jaroslaw Moldoch; et al.: Novel Phenolic Constituents of Pulmonaria officinalis L. LC-MS/MS Comparison of Spring and Autumn Metabolite Profiles; in: Molecules, Volume 23, Issue 9, Seite 2277, 2018, mdpi.com
- Justina Krzyżanowska-Kowalczyk, Mariusz Kowalczyk, Michal B. Ponczek; et al.: Pulmonaria obscura and Pulmonaria officinalis Extracts as Mitigators of Peroxynitrite-Induced Oxidative Stress and Cyclooxygenase-2 Inhibitors–In Vitro and In Silico Studies; in: Molecules, Volume 26, Issue 3, Seite 63, 2021, mdpi.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.