Heilpflanze Mariendistel: So wird sie verwendet und so ist die Wirkung
Die Mariendistel, in der Fachsprache Silybum marianum genannt, zählt zu den Korbblütlern. Ursprünglich war sie in Südeuropa, Kleinasien und Nordafrika zuhause, ist aber seid dem Mittelalter auch in Mitteleuropa anzutreffen. Die Pflanze ist 30 bis 150 Zentimeter groß. Die Blüten sind purpurrot. Deren Blütezeit ist Juni bis September. Wie der Name vermuten lässt, besitzt die Mariendistel stachelige Anteile. Die Blätter glänzen grünlich, sind stark gezähnt und besitzen weiße Flecken.
Inhaltsverzeichnis
Pflanzenteile, die für die Einnahme verwendet werden
Die Mariendistelfrüchte sind die Pflanzenanteile, die zur innerlichen Einnahme verwendet werden. Die glatten, länglichen Früchte enthalten das wichtige Silymarin, ein Wirkstoffgemisch, das entgiftend, krampflösend und leberschützend wirkt. Die enthaltenen Wirkstoffe helfen der Leber, mit giftigen Substanzen, wie zum Beispiel Alkohol, Medikamenten oder Umweltgiften klarzukommen. Zusätzlich wird noch etwas die Ausscheidung von Gallensaft angeregt. Die Fruchtschale enthält Flavonoide, fettes Öl, Vitamin E, Bitter- und Schleimstoffe und noch Vieles mehr. Diese Stoffe wirken beruhigend, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd.
Der Name
Der Name ist aus folgender Legende heraus entstanden: Die Milch der Jungfrau Maria tropfte auf die Pflanze, wodurch die Blätter ihre typische weiße Marmorierung erhielten. Dies war auch der Grund, dass sie damals gerne bei stillenden Frauen zum Einsatz kam. Der lateinische Begriff „Silybum“ soll, abgleitet vom lateinischen silybon, Quaste bedeuten. „Marianum“ wiederum bezieht sich wie im Deutschen auf die Jungfrau Maria.
Bekannt seit dem Altertum
Bereits im Altertum wurde sie als Heilpflanze geschätzt. Schon Pedanios Dioskurides, ein griechischer Arzt, der im 1. Jahrhundert lebte, setzte die Mariendistel ein: Bei Problemen mit den Sehnen, als galletreibendes Mittel, gegen Schlangenbisse und um Erbrechen auszulösen (Emetikum). Im Mittelalter kam die Pflanze dann nach Mitteleuropa. Paracelsus wandte sie bei den erwähnten Einsatzgebieten, aber auch bei innerlichen stechenden Schmerzen an (Marien“distel“). Später dann im 18. Jahrhundert beschäftigte sich der Arzt J.C. Rademacher intensiv mit der Mariendistel. Dabei rückte er ihre Affinität zur Leber in den Vordergrund.
Mariendistel: Wirkung
Der Indikationsschwerpunkt ist die Leber. Bei Lebererkrankungen, ausgelöst durch leberschädigende Substanzen, wie Alkohol, Medikamente, Viren und Umweltgifte ist die sie das Mittel der Wahl. Ein Eindringen hepatotoxischer Stoffe wird durch die regelmäßige Einnahme der Pflanze verhindert. Sogar bei einer Leberzirrhose, ausgelöst durch Alkohol oder andere Lebergifte, kann die Heilpflanze etwas die Lebenserwartung verlängern. Ebenso ist bei bestehender Fettleber an die Mariendistel zu denken. Je früher die Pflanze eingenommen wird, desto hilfreicher ist dies. Auch bei der chronischen Hepatitis C werden durch die Einnahme die Transaminasenwerte verbessert.
Eine eher seltene Indikation ist die Vergiftung mit einem Knollenblätterpilz – auch hier ist an die Mariendistel zu denken. Die Pflanzenwirkstoffe werden dabei intravenös verabreicht, verdrängen die im Pilz enthaltenen Gifte und schützen dadurch die Leber vor dem Zelltod. Allerdings ist bei Verzehr eines Giftpilzes immer eine sofortige Notfallbehandlung angezeigt!
Auch Beschwerden, wie Blähungen und Völlegefühl sprechen recht gut auf die Einnahme von Mariendistelfrüchten an. Gleichzeitig wirkt sich die Pflanze protektiv auf die Magenschleimhaut aus.
In der Naturheilkunde gilt der Satz „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“. Hier ist daher unbedingt an den Einsatz dieser Leberpflanze zu denken. Die Patienten werden fitter, das Allgemeinbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit verbessern sich.
Nebenwirkungen
Die Mariendistel wird in der Regel sehr gut vertragen – nur vereinzelt treten Blähungen, Bauchschmerzen und eine leicht laxierende (abführende) Wirkung auf. Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte diese Pflanze nicht anwenden. In Schwangerschaft und Stillzeit ist die Einnahme kontraindiziert.
Anwendung
Die Heilpflanze ist natürlich als Tee anwendbar. Jedoch ist dabei die Wirkung recht gering. Die wichtigen Inhaltsstoffe des Silymarins lassen sich leider in Wasser kaum lösen. Jedoch vermag der Tee leichtere Beschwerden wie Blähungen und Völlegefühl zu lindern. Um wirklich etwas für die Leber zu tun, sollte zu Mariendistel-Kapseln, Tabletten oder auch Tropfen gegriffen werden, die die Pflanzenwirkstoffe in wesentlich höherer Konzentration enthalten. Von einer Eigenmedikation ist jedoch abzuraten. Ein Arzt oder Heilpraktiker wird Ihnen beratend zur Seite stehen und Ihnen das geeignete Präparat und die richtige Tagesdosis empfehlen.
Zubereitung des Tees
Zwei Teelöffel der zerkleinerten, getrockneten Mariendistelfrüchte werden mit einem viertel Liter kochendem Wasser übergossen, das Ganze nach circa 10 Minuten abgeseiht und davon drei Tassen am Tag, am besten lauwarm, getrunken. Der Tee ist nicht gerade wohlschmeckend. Wenn leicht angestoßene Fenchelsamen hinzu gegeben werden, ist der Geschmack jedoch etwas milder und der Tee wird leichter zu trinken.
Die Psyche
Die Leber ist ein sehr wichtiges Entgiftungs- und Stoffwechselorgan und hat demnach auch Tag und Nacht sehr viel zu tun. Ist sie überlastet, so spüren wir dies in Form von Müdigkeit („Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“). Ignorieren wir diesen Hinweis und setzten wir unsere Leber immer mehr schädigenden Substanzen aus, so entstehen weitere Symptome wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen, Sehprobleme. Hautjucken, nächtliches Schwitzen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und schlagartig einsetzende bleierne Müdigkeit.
Die Leber produziert den Gallensaft, sie ist bei der Fettverdauung mit beteiligt, sie ist Regulator des Blutzuckers, sie speichert Fette, bildet Cholesterin, stellt Eiweiße her, baut Hormone ab – und noch Vieles mehr. Dieses Organ vollbringt Höchstleistung und das Tag und Nacht – so sollten wir auch etwas vorsichtiger damit umgehen. Aber dem nicht genug – sie ist noch dazu ein Organ, das äußerst regenerationsfreudig ist. Wichtig ist nur ein verantwortungsvoller Umgang mit diesem lebenswichtigen Organ. Um sie zu stärken, ist eine Kur mit einem Mariendistelpräparat zu empfehlen. Und wenn die Leber schon leidet – dann erst recht.
Die Leber hat einen Bezug zur Psyche. Wer kennt nicht den Ausdruck „mir ist etwas über die Leber gelaufen“? Jeder Naturheilkundige weiß über den Zusammenhang zwischen Leber und Depression, was bedeutet, dass in einer Naturheilpraxis Patienten mit depressiven Verstimmungen immer auch eine Leberpflanze bekommen sollten – am besten über einen längeren Zeitraum hinweg. Hier ist die Heilpflanze das geeignete Mittel der Wahl.
Verschiedene Teemischungen mit Mariendistel
Teemischungen zur Entgiftung und als Unterstützung für die Leber oder die Galle enthalten häufig Mariendistel. Da diese als alleinige Teezutat keine so große Wirkung zeigt, ist ein Mischrezept häufig die bessere Wahl. Alle Teesorten, beziehungsweise Teemischungen, dürfen nicht länger als 6 Wochen ohne Unterbrechung getrunken werden.
Zur Entgiftung von Leber und Niere
Für diesen Tee werden Goldrute, Mariendistel, Brennnessel und Löwenzahn zu gleichen Teilen gemischt. Ein gehäufter Teelöffel der Teemischung wird mit einem viertel Liter Wasser aufgebrüht und muss dann circa sieben bis acht Minuten ziehen. Dreimal am Tag eine Tasse, über einen Zeitraum von vier Wochen – dies ist eine gute Unterstützung für eine Frühjahrskur, um die Schlacken etwas aus dem Körper zu befördern und der Frühjahrsmüdigkeit entgegenzuwirken.
Eine weitere Teemischung zur Entgiftung des Körpers ist folgende:
Steinklee (1 Teil), Mariendistel (2 Teile), Brennnessel (2 Teile), Schafgarbe (1 Teil) und Löwenzahnwurzel (2 Teile) werden gemischt. Die Zubereitung und die Anwendung entspricht dem oben beschriebenen Entgiftungstee.
Pflege für die Leber
Um die Leber zu pflegen, kann dieser Tee zum Einsatz kommen. Er besteht aus Mariendistel (2 Teile), Wegwartenkraut (1 Teil) , Leberblümchenkraut (1Teil), Tausendgüldenkraut (2 Teile), Fenchel (1 Teil) und Ringelblumen (1 Teil). Ein Esslöffel der Mischung wird mit einem halben Liter übergossen, nach sieben bis acht Minuten wird abgeseiht und der Tee über den Tag verteilt, schluckweise getrunken.
Um das Abnehmen zu unterstützen
Um das Abnehmen zu unterstützen, kann dieser Tee hilfreich sein. Zu gleichen Teilen werden Brennnessel, Mariendistel, Löwenzahn, Holunder, Hafer und Goldrute gemischt. Die Zubereitung und Anwendung sehen Sie bei den Entgiftungstees. Auch diese Mischung ist für die Frühjahrskur geeignet.
Eine wichtige Pflanze
Sie ist nicht nur in der Naturheilkunde, sondern auch in der Schulmedizin eine wichtige Pflanze geworden. Sie schützt die Leberzellen, sie hilft insgesamt der Leber gegen eindringende Gifte und sie vermag auch die Leber bei ihrem Regenerations – und Heilungsprozess zu unterstützen. Zudem ist die Mariendistel auch zur Prävention hervorragend geeignet. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kooperation Phytopharmaka GbR: www.arzneipflanzenlexikon.info (Abruf: 29.10.2017), Mariendistel
- Das Kräuterbuch: www.kraeuter-buch.de (Abruf: 27.10.2017), Mariendistel
- Marzell, Heinrich: "Zur Geschichte der Mariendistel (Silybum Marianum Gärtn.) als Heilmittel", in: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Band 32, 1939, jstor.org
- Post-White, Janice; Ladas, Elena J.; Kelly, Kara M.: "Advances in the Use of Milk Thistle (Silybum marianum)", in: Integrative Cancer Therapies, Volume 6 Issue 2, 2007, Sage Journals
- Guo, Yu et al.: "Silymarin improved diet-induced liver damage and insulin resistance by decreasing inflammation in mice", in: Journal Pharmaceutical Biology, Volume 54 Issue 12, 2016, Taylor & Francis
- Schanezler, Nicole: Leber und Galle entgiften und natürlich stärken, Gräfe und Unzer, 2017
- Wanitschek, Anne; Vigl, Sebastian: Naturheilkunde bei Krebs: Aktiv zur Genesung beitragen. Beschwerden und Nebenwirkungen lindern, Humboldt, 2017
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.