Die Rose gilt nicht nur als Königin der Blumen – ihr Öl pflegte auch die Körper der Königinnen, und nur sehr wenige konnten es sich leisten. Für einen Liter Rosenöl werden bis zu 5000 Kilogramm Rosenblätter benötigt – ein einzelner Pflücker bringt davon höchstens 50 Kilogramm pro Tag zusammen. Im Mittelalter Europas diente Rosenwasser dazu, die Hände vor dem Essen zu reinigen, und Ärzte rund um die Welt nutzten es, um die Organe zu stärken und das Herz zu schützen. Rosenöl war ein äußerst wertvolles Parfüm. In Persien galt die Rose als Symbol für Schönheit, ebenso in Griechenland, Rom und dem Europa der Neuzeit.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Rose
Die Chinesen züchteten Rosen nachweislich schon vor rund 4700 Jahren und pflegten sie in extra angelegten Gärten. In Ägypten sind sie aus der Zeit von Ramses II. überliefert, also 1200 Jahre vor unserer Zeitrechnung.
Aus Ägypten gelangte sie nach Griechenland, Rom und später nach Mitteleuropa, während die Perser vermutlich unabhängig Rosen kultivierten.
Rosenöl – Wirkung
Rosenöl wird seit Jahrtausenden zu unterschiedlichsten Zwecken eingesetzt:
- um Krämpfe zu lösen,
- Depressionen zu lindern,
- Entzündungen zu bekämpfen,
- das Haar zu stärken,
- die Haut zu straffen,
- Schmerzen bei der Periode zu lindern
- sowie gegen Bauchschmerzen und Kopfschmerzen.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Rosenöl quillt geradezu über vor heilenden Substanzen. Die wichtigsten sind die Terpenalkohole Geraniol und Citronellol. Beide wirken gegen Mikroorganismen.
In der Pflanze dienen sie vermutlich dazu, schädliche Mikroben abzuwehren, Menschen nutzen sie für die Hautpflege. Beide Stoffe sind absolut verträglich.
Weitere Inhaltsstoffe sind
- Farnesol,
- Nerol,
- Ethanol,
- Linalool,
- Eugenol,
- Citral,
- Phenylethylalkohol,
- Carvon,
- Eugenolmethylether,
- Aldehyde
- sowie Apfel- und Bernsteinsäure.
Citronellol, Geraniol, Phenylethylalkohol und Linalool lassen sich auch anderweitig zusammen mischen, und deshalb gibt es auch synthetisches Rosenöl. Dieses ist viel günstiger, reicht aber von der Wirkung und dem Geruch bei weitem nicht an echtes Rosenöl heran, da mehrere hundert Duft- und Wirkstoffe fehlen.
Medizinische Anwendungen
Rosenöl beruhigt die Psyche, dient aber auch als Mittel gegen diverse andere Krankheiten. Zu diesen zählen:
- Allergische Reaktionen,
- Depression (besonders nach der Kindsgeburt),
- Müdigkeit und Abgespanntheit,
- Fieber,
- Menstruationsprobleme,
- Zahnfleischentzündungen,
- Kopfschmerzen
- Mangelnde Potenz bei Männern,
- Herpes im Mund,
- Nervosität,
- Darmträgheit,
- Herzrasen
- sowie Muskelverspannungen und Krämpfe.
Aber passen Sie auf: Rosenöl ist exorbitant teuer. Wenn ihnen ein beliebiges Kopfschmerzmittel ausreicht, sind sie mit Aspirin oder Paracetamol wesentlich günstiger bedient.
Äußerliche Anwendungen
Äußerlich aufgetragen dient Rosenöl der Babypflege, gegen Schmerzen beim Geburtsprozess, gegen Schwangerschaftsstreifen (weil es die Haut glättet), bei Verdauungsproblemen (als kalter Wickel) sowie zur Hautpflege im Gesicht und am Körper.
Innere Anwendungen
Um Rosenöl innerlich anzuwenden, geben Sie zwei Tropfen davon in eine Tasse Tee. Behandeln können Sie damit entzündete Bronchien, Erkrankungen des Uterus, Infektionen der Scheide, Kopfschmerzen wie Migräne, Herzschwäche und Beschwerden beim Bilden von Gallensekret.
Die Rose in Mythen und Legenden
Die Rose spielte schon eine Rolle in den Erzählungen über die Schöpfung der Welt und des Menschen. Bei den Hindus formte Vishnu, der höchste Gott Indiens, seine Braut Lakshmi aus 108 großen und 1008 kleinen Rosen. Die Rose galt in Indien als das Symbol der Schönheit.
Griechen und Römer ordneten die Blume den Göttern zu, die Perser assoziierten sie in ihren Gedichten und Bildern mit der Nachtigall. Bei den Muslimen nennt Allah die weiße Rose die „Königin der Blumen“.
Die Nachtigall soll von der Schönheit der weißen Rose so verzückt gewesen sein, dass sie herunterflog zur Blume und sich dabei durch die Dornen die Brust verletzte. Die Blutstropfen fielen auf die Erde und daraus wuchsen neue Rosen. Diese wurden die blutroten Rosen des heutigen Iran.
Eine Erklärung für diese Fantasie ist, dass „Nachtigall“ bei Perserinnen und Persern nicht die europäische Nachtigall meint, sondern eine Übersetzung des Farsi-Wortes bolbol ist, welches die Bülbüls bezeichnet – eine Familie der Sperlingsvögel. Deren häufigster Vertreter im Iran ist der Rotohrbülbül, der charakteristische „blutrote“ Wangen hat.
Die frühen Griechen und Römer verbanden mit der Rose Liebe, Schönheit, Reinheit und Leidenschaft. So sollten die Rosen entstanden sein, als sich Schaum vom Körper der Aphrodite löste, während sie auf die Welt kam, und sich in weiße Rosen verwandelte. Dies stand für Aphrodites Schönheit und Unschuld.
Die Christen verknüpften mit der Rose ganz ähnliche Assoziationen, und die weiße Rose stand für die Reinheit der Jungfrau Maria. Die Rosa rubiginosa hingegen sollte aus einem Blutstropfen von Jesus gewachsen sein, der heruntertropfte als er die Dornenkrone trug.
Wo findet sich Rosenöl?
Rosenöl findet sich in Cremes, Bodylotions, Badezusätzen, Haarshampoos, Duschgels und diversen Kosmetika, in Kapseln und Haarölen.
Herstellung von Rosenöl
Circa 120 Rosensorten dienen heute dazu, Öl herzustellen. Die wichtigste davon ist Rosa damascenas, aus der das am meisten begehrte Rosenöl stammt.
Die Rosen werden zwischen Mitte Mai und Mitte Juni von fünf bis zehn Uhr morgens gepflückt, bevor die Sonne zu hoch steht, denn sonst verdampft leicht bis zur Hälfte des feinen Öls. Zwischen 3000 und 5000 Kilogramm der Rosenblätter ergeben einen Liter des Öls und hinterlassen Rosenwasser wie Maische, die für Marmelade, Liköre, Medikamente und Speisearomen verwendet werden.
Rosenöl – Anwendungen
Rosenöl ist berühmt als mächtiger Anti-Ager. Es steckt voll mit Antioxidantien, die freie Radikale abhalten. Freie Radikale sind instabile Sauerstoffmoleküle, die Sauerstoff von gesunden Zellen stehlen, um sich zu stabilisieren.
Wenn sie jetzt den gesunden Zellen den Sauerstoff wegnehmen, sterben die Zellen und die Haut altert.
Haarpflege
Hohe Konzentrationen an Vitamin E, A und K im Rosenöl stärken die Haarfollikel von innen. Sie gesunden, und das Haar bekommt mehr Volumen. Das enthaltene Kalium stimuliert den Blutfluss von den Zellen in das Kopfhaar, was dazu führt, dass mehr Mineralien das Haar erreichen und es zum Wachstum inspirieren.
Depression
Rosenöl wirkt entspannend, lindert Schlafstörungen und Stress und kann sogar bei einer minderschweren Depression helfen. Die beruhigende Wirkung macht es zu einem beliebten Wirkstoff in der Palliativmedizin und Sterbebegleitung.
Diverse Berichte erwähnen Rosenöl, um das posttraumatische Stresssyndrom zu behandeln. Der Einsatz des Öls ist weitverbreitet in Berufen, die mit viel Stress verbunden sind, wie zum Beispiel bei militärischem Personal, professionellen Athleten und Feuerwehrleuten.
Bei Depressionen, Stress und Angststörungen eignet sich Rosenöl bestens für eine Aromatherapie: Dazu stellen Sie einfach eine Duftlampe mit wenigen Tropfen dieses intensiven Öls in ihre Wohnung und lassen es verdunsten. Das Setting bestimmen Sie selbst – sie können nebenbei lesen, kochen, im Bett liegen oder die Wohnung aufräumen.
In der Aromatherapie harmoniert Rosenöl mit Lavendel, Geranie, Myrrhe, Weihrauch, Bergamotte, Melisse, Sandelholz, Jasmin und Zitrusölen.
Schutz des Uterus
Dieses Öl hilft bei Frauenproblemen wie unregelmäßiger Menstruation, Blutungen und Uterusausfluss. Es reinigt die Gebärmutter und hilft ihr beim Funktionieren.
So bekämpft es auch die mit Gebärmutterstörungen verbundenen Beschwerden wie exzessive Blutungen, Krämpfe, Aufblähungen, Heißhunger, Hormonschwankungen und Gemütswechsel. Denn erstens wirkt Rosenöl antispasmisch und mindert auf diese Weise die Kontraktionen beim Entspannen der Gebärmuttermuskeln. Zweitens sorgt es für einen gesunden Blutfluss und erleichtert so dem Uterus die Arbeit, wenn er die Schleimhaut ausstößt.
Rosenöl für die Gesichtshaut
Rosenöl ist eines der begehrtesten Produkte überhaupt, um die Gesichtshaut zu pflegen – und seit der Antike dafür berühmt. Neben den pflegenden Eigenschaften spielte auch der exzellente Geruch in diesen guten Ruf hinein.
Das Öl regt die Durchblutung an, verbessert durch ungesättigte Fettsäuren die Spannkraft und Feuchtigkeit der Haut.
Rosenöl wird meist gemischt, und Sie können es auch selbst mixen. Hier eignet sich besonders die Kombination mit Mandelöl, Sojaöl, Olivenöl, Arganöl (bei sehr trockener Haut) und Jojobaöl, um Feuchtigkeit zu speichern. Im Handel kosten alle diese Produkte viel Geld.
Massagen, Bäder und Umschläge
Für Bäder, Umschläge und Massagen sollten Sie keinesfalls pures Rosenöl verwenden, das wäre Verschwendung. Denn das Öl ist so intensiv, dass wenige Tropen davon auf einer Maßeinheit des viel preiswerteren Oliven- oder Mandelöls völlig ausreichen.
Wenn Sie Rosenöl zum Waschen benutzen, reichen circa 20 Tropfen für ein Glas mit Wasser.
Parfüm
Selbstredend ist Rosenöl ein erstklassiges Parfüm und für viele Menschen die Mutter aller Düfte. Die Körperwärme verstärkt das süßliche Aroma. Die Düfte wirken leicht euphorisierend.
Hagebuttenöl
Kein Parfüm hingegen ist Hagebuttenöl. Dieses gewinnen wir nicht aus Kultur- sondern aus Wildrosen. Es wird aus den Samen der Rosen extrahiert sowie raffiniert und hält sich kühl und dunkel ungefähr ein Jahr lang.
Dieses Öl ist gelb bis orange (wie die Hagebutten). Es riecht nicht so traumhaft wie das Öl der Rose von Damaskus, sondern säuerlich, etwas nussig, leicht metallisch oder sogar unangenehm fettig.
Wildrosenöl riecht nicht nach Rose! Es besteht vor allem aus Ölsäure, Linolsäure und α-Linolensäure. Wildrosenöl ist voll mit Vitamin A und C. Es versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, glättet sie (Vitamin A) und baut das Hautkollagen mit auf.
Statt als Duftöl findet Wildrosenöl vor allem in der Medizin Anwendung und dient dem Behandeln von trockener und rissiger Haut, hilft gegen Ekzeme und starke Pigmentbildung, außerdem gegen Brandwunden sowie gegen Verletzungen im Mund und Rachenraum. Zudem ist Hagebuttenöl Teil von Nachtcremes, die die Haut regenerieren.
Rosenöl in der Küche
Rosenblätter, Rosenwasser und besonders Rosenöl geben vielen Leckereien den letzten Pfiff. Rosenöl verfeinert Essig für Salate, es macht sich ausgezeichnet in Eiscremes, Kuchen und Desserts.
Die türkische Süßspeise Lokum ist mit Rose zubereitet und die Menschen auf dem Balkan würzen Honig mit Rosenöl. In Indien dienen Rosenpastillen als Bonbons. Auch Cocktails gibt das Öl eine besondere Note und eignet sich vor allem für fruchtige Mixgetränke.
Rosenöl harmoniert mit
- Honig,
- Holunder,
- Vanille,
- Himbeeren,
- Brombeeren,
- Erdbeeren,
- Bananen,
- Zitrusfrüchten,
- Apfel,
- Birnen
- sowie Pfirsichen oder Mangos.
Sie können auch einige Tropfen in einen Früchte- oder Schwarztee geben. In Tees harmoniert Rose mit Minze, Zitronenmelisse, Lavendel und Ringelblumen, mit Weißtee, mildem Grüntee und blumigem Schwarztee. Auch ein Earl Grey profitiert von einem Schuss Rosenöl. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mohebitabar, Safieh et al.: Therapeutic efficacy of rose oil: A comprehensive review of clinical evidence, in: Avicenna Journal of Phytomedicine, Volume 7 Issue 3, 2017, NCBI
- Liath, Claudia: Im Jahreskreis: Rezepte für jede Jahreszeit, Books on Demand, 2012
- Kremp, Dieter: Majestät Rose: Rosenduft - der Liebe Lust - die Geheimnisse der Königin der Blumen, Engelsdorfer Verlag, 2012
- Strehlow, Wighard: Die Hildegard-Naturapotheke: Heilmittel und Rezepte von A bis Z, Knaur MensSana HC, 2014
- Dalichow, Irene: Die Heilkraft ätherischer Öle: Natürlich heilend - eine Wohltat für Körper ..., Herbig, 2014
- Houghton, Marlene: In Focus Essential Oils & Aromatherapy: Your Personal Guide, Wellfleet Press, 2018
- Schönfelder, Ingrid; Schönfelder, Peter: Das neue Handbuch der Heilpflanzen: Botanik, Drogen, Wirkstoffe, Anwendungen, Kosmos, 2004
- Grasberger, Delia: Depressionen natürlich behandeln: Mit behutsamen Schritten wieder zurück ins Leben. Mit allen wichtigen ergänzenden Behandlungen. Sich wieder spüren - den eigenen Weg finden, Schlütersche, 2013
Wichtiger Hinweis:
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