Wie wirkt Sport auf Körper und Geist?
Bewegung hilft dabei, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen oder beizubehalten. Es gibt aber noch viele andere Gründe, warum man auf ausreichende Bewegung achten sollte. Dr. Matthew Kampert von der Cleveland Clinic (USA) erläutert die vielen Vorteile von Sport und Bewegung und berichtet, wie man sich zu mehr sportlicher Aktivität motivieren kann.
Welche Vorteile hat regelmäßiger Sport?
Sport und Bewegung verbessern einerseits die zur Verfügung stehende Energie und andererseits die eigene Stimmung. Als weitere Vorteile nennt der Experte in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic beispielsweise einen verbesserten und längeren Schlaf. Es gebe aber noch viele andere positive Auswirkungen, wenn man auf ausreichende Bewegung und sportliche Aktivität achtet.
Verbessertes Wohlbefinden durch Bewegung
Durch Sport und Bewegung können sogenannte Endorphine im menschlichen Körper freigesetzt werden. Dabei handelt es sich um Hormone, welche Schmerzen lindern und die Freude steigern, wodurch ein allgemeines Gefühl des Wohlbefindens entsteht.
Schmerzen lindern und Verletzungsrisiko reduzieren
Endorphine wirken zusätzlich auch als natürliches Schmerzmittel und können dazu beitragen, langfristige Beschwerden zu lindern. Regelmäßiges Training kann also nicht nur die Muskeln stärken, es hilft auch chronische Schmerzen zu lindern und das Verletzungsrisiko zu reduzieren, so der Mediziner.
Mehr Energie durch Sport
Körperliche Aktivität erhöht die Herzfrequenz und bringt sozusagen das Blut in Wallung. Mehr Sauerstoff und Nährstoffe für die Muskeln sind mit einem höheren Energieniveau verbunden. Es klingt sicherlich etwas seltsam, dass man durch Energieverausgabung tatsächlich mehr Energie gewinnt, aber diese Behauptung wurde laut Dr. Kampert bereits wissenschaftlich bestätigt.
Eine Studie zu diesem Thema habe beispielsweise ergeben, dass 90 Prozent der Menschen, die ein regelmäßiges Trainingsprogramm absolvierten, weniger unter Müdigkeit litten, als es bei Menschen der Fall war, welche sich nicht sportlich betätigten.
Förderung eines gesunden Schlafs
Sport könne auch Stress und Ängste abbauen, so dass man sich entspannter fühlt, was dazu führt, dass sich der Schlaf verbessert. Außerdem kann die Ausführung von Sport die Körpertemperatur erhöhen, wodurch man sich den ganzen Tag über wacher fühlt und und dann besser einschlafen kann, wenn die Körpertemperatur wieder absinkt, erläutert der Mediziner. Bei sportlicher Aktivität im Freien könne zusätzlich die Vitamin-D-Exposition den Wach-Schlaf-Zyklus regulieren.
Sport und Bewegung hilft gegen Depressionen
Forschung zu diesem Thema habe bereits gezeigt, dass Sport bei leichten oder mittelschweren Depressionen eine wirksame Behandlung darstellen kann. Sport erhöht die Empfindlichkeit des Gehirns für Serotonin und Noradrenalin, welche depressive Gefühle lindern, erläutert Dr. Kampert.
Yoga baut Stress ab und reduziert Depressionen
Eine andere Untersuchung hat ergeben, dass bereits sechs Wochen Yoga (zusätzlich zu einer Standardbehandlung) ausreichen, um Depressionen und sogar Angstzustände zu reduzieren. Yoga und Pilates konzentrieren sich auch auf Atemübungen, welche helfen, Stress abzubauen und die Entspannung fördern.
Sport stärkt Muskeln und Knochendichte
Mit zunehmendem Alter verlieren Menschen an Muskelmasse und -funktion. Regelmäßiges Training könne jedoch diesen Muskelabbau verringern und so die Kraft erhalten, berichtet der Mediziner. Beim Sport schüttet der Körper Hormone aus, welche den Muskeln helfen, wichtige Aminosäuren aufzunehmen und das Muskelwachstum zu fördern.
Schutz vor Osteoporose durch Sport im jungen Alter
Eine weitere Untersuchung habe gezeigt, dass Sport in jungen Jahren zum Aufbau der Knochendichte beiträgt, was im Alter dann der Entstehung von Osteoporose vorbeugt.
Sport reduziert das Risiko chronischer Erkrankungen
Regelmäßig Sport zu treiben, kann dazu beitragen, chronischen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten vorzubeugen. Und auch bei Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten kann Sport helfen, so der Experte.
Sport lindert chronische Schmerzen
Bei chronischen Rückenschmerzen, Fibromyalgie oder anderen Erkrankungen, welche chronische Schmerzen verursachen, kann Sport nachweislich zur Schmerzlinderung beitragen, so der Experte. Es habe sich bereits in der Forschung gezeigt, dass Sport die Schwere von Schmerzen reduziert und gleichzeitig die körperliche Funktion verbessert.
Sport fördert die Gesundheit des Gehirns
Bewegung ist für die Gesunderhaltung des Gehirns für alle Menschen von Vorteil. Dies gilt aber insbesondere für Personen, welche ein Risiko für die Entwicklung von Demenz und Alzheimer aufweisen, berichtet Dr. Kampert.
Bewegung fördere die kardiovaskuläre Gesundheit, verbessere die Durchblutung des Gehirns und reduziere Entzündungen. Außerdem rege Bewegung die Produktion von speziellen Hormonen an, welche das Wachstum von Gehirnzellen fördern.
So würden die Ergebnisse einer Studie darauf hindeuten, dass sich Bewegung bei älteren Menschen sogar auf den Hippocampus auswirkt. Dieser Teil des Gehirns ist wichtig für das Gedächtnis und das Lernen. Bewegung kann ihn wachsen lassen, was die geistigen Funktionen verbessert, erläutert der Mediziner.
Schönere Haut durch Sport
Angesichts des Schweißes, der beim Sport entsteht, wäre eigentlich nicht anzunehmen, dass er sich positiv auf die Haut auswirkt. Regelmäßiges moderates Training kann jedoch den Gehalt an Antioxidantien im Körper erhöhen. Genau diese Antioxidantien helfen, die Zellen vor oxidativem Stress und freien Radikalen zu schützen, welche die Haut schädigen. Außerdem fördert Sport die Durchblutung, was sich Studienergebnissen zufolge positiv auf die Hautalterung auswirken kann, so der Experte.
Erhöhte Produktivität durch Sport
Angesichts der Endorphinausschüttung, der positiven Stimmung und der gesteigerten Energie ist es kein Wunder, dass viele Menschen der Meinung sind, dass sie sich an Tagen, an denen sie Sport treiben, produktiver fühlen, so Dr. Kampert. Sogar Menschen, die unter Depressionen leiden, gehe es besser, wenn sie Sport treiben. „Vielleicht liegt es an der Bewegung, vielleicht aber auch daran, dass die Person tatsächlich aufgestanden ist, das Haus verlassen und etwas getan hat”, erläutert der Mediziner.
Sport verbessert das Sexualleben
Sport kann zu einem stärkeren Herzen, stärkeren Muskeln und einer besseren Beweglichkeit beitragen. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich das Sexualleben verbessern kann. Eine Untersuchung habe beispielsweise ergeben, dass bei Frauen nach der Menopause, die Sport treiben, das sexuelle Verlangen zunimmt, während eine andere Studie gezeigt hat, dass sich die Erektionsfähigkeit bei Männern durch Sport deutlich verbessert, erklärt der Fachmann.
Sport hilft gesundes Körpergewicht beizubehalten
Wenn man einmal sein Idealgewicht erreicht hat, kann Sport in vielerlei Hinsicht helfen. Er hilft nicht nur überschüssige Kalorien zu verbrauchen, welche sonst im Körper als Fett gespeichert würden, sondern trägt auch dazu bei, die vorhandene Muskelmasse zu erhalten und mögliche Schäden in den Muskeln zu reparieren.
Sport verbessert die Lebenserwartung
Regelmäßige Bewegung hilft dabei Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten, einige Krebsarten und Fettleibigkeit zu verhindern oder führt bei ihnen zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes. Zusätzlich hält Sport auch die Knochen, Muskeln und Gelenke gesund, senkt den Cholesterinspiegel und Blutdruck und schützt die geistige Gesundheit. All diese gesundheitlichen Vorteile führen dazu, dass sich die Lebenserwartung nachweislich verbessert (siehe PLOS One), fasst der Mediziner zusammen.
Wie oft sollte man Sport treiben?
Laut dem Experten ist es ratsam, sich an fünf Tagen in der Woche mindestens 30 Minuten lang mit mäßiger Intensität zu bewegen. Hierfür eigenen sich beispielsweise die folgenden Aktivitäten:
- etwa 3,2 Kilometer in 30 Minuten zu Fuß gehen,
- etwa 8 Kilometer in 30 Minuten mit dem Fahrrad zurücklegen,
- 20 Minuten lang schwimmen,
- 2,4 Kilometer in 15 Minuten laufen,
- 30 Minuten Wassergymnastik,
- 45 Minuten Volleyball spielen,
- 20 Minuten Basketball spielen,
- 15 Minuten Seil springen,
- 15 Minuten Treppen steigen,
- 45 Minuten bis eine Stunde lang das Auto waschen,
- 30 bis 45 Minuten im Garten arbeiten,
- 30 Minuten Laub harken,
- 30 Minuten tanzen.
Hilfreiche Tipps um Sport in den Alltag einzubauen
Es ist laut dem Experten weniger wahrscheinlich, dass Menschen ihr Training abbrechen, wenn ihnen bekannt ist, dass sie sich mit einen Freund oder einer Freundin im Fitnessstudio treffen. Daher sei es ratsam, sich eine zweite Person zum gemeinsamen Training zu suchen.
Sport zur Routine machen
Sport sollte Routine werden. Die meisten Menschen brauchen etwa zwei bis sechs Wochen, um sich an ein regelmäßiges Training zu gewöhnen. Die ersten Wochen seien dabei häufig am schwierigsten, aber je länger das Training durchgehalten wird, desto mehr werde es zu einem Teil der täglichen oder wöchentlichen Routine.
Es sollten feste Zeiten für Sport eingeplant werden. Beispielsweise mache es laut Dr. Kampert Sinn, sich einen Kalender zu besorgen und ein paar Tage in der Woche einzuplanen, an denen trainiert wird.
Sicher selber zum Sport motivieren
Häufig geht es für Menschen beim Sport nur um eine Gewichtsabnahme. Andere Personen nutzen Sport beispielsweise, um eine Krankheit zu bekämpfen und allgemein gesünder zu werden. Menschen sollten ihre eigenen Grund kennen, warum sie eigentlich Sport machen. Sich auf diesen Grund zu besinnen, helfe, auch an Tagen mit wenig Motivation Sport zu treiben, fügt der Mediziner hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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