165 Jahre alter Cholera-Darm bringt Forschung voran
11.01.2014
Nach 165 Jahren bringt der Darm eines Cholera-Opfers nun die aktuelle Forschung voran. Eine DNA-Analyse zeigte, dass der damalige Erreger stark von heutigen Bakterien abweicht. Wissenschaftler erhoffen sich nun weitere Kenntnisse über die Entwicklung der Infektionskrankheit.
Erreger damals gefährlicher als heute
Genforscher haben mit Hilfe des gut konservierten Darms eines Cholera-Opfers aus dem Jahr 1849 wichtige Erkenntnisse über den historischen Werdegang dieser lebensgefährlichen Infektionskrankheit gewonnen. So konnte das Erbgut des Cholera-Erregers entschlüsselt und mit dem Genom moderner Cholera-Erreger verglichen werden, wie das „New England Journal of Medicine“ in seiner jüngsten Ausgabe berichtet. Demnach zeigte sich, dass die Erreger damals offenbar wesentlich gefährlicher waren als heutzutage.
Glücksfall für die Forschung
Für die Wissenschaft sei es ein außergewöhnlicher Glücksfall gewesen, dass der Darm eines 1849 an der Cholera verstorbenen Mannes so gut erhalten blieb. Die Entschlüsselung des Erbguts von Erregern könne nämlich nur an Weichteilen und nicht aus konservierten Knochen erfolgen. Das alte Organ wurde seit Jahrzehnten im medizinhistorischen Mütter-Museum in Philadelphia sorgfältig aufbewahrt.
Erreger stammte vermutlich aus der Bucht von Bengalen
Der Evolutionsgenetiker Hendrik Poinar von der McMaster Universität in Hamilton untersuchte nun das Darmgewebe. Bei der Analyse des Genoms des Cholera-Erregers fand er heraus, dass dieser vom heutigen Stamm wesentlich abweicht, der unter dem Namen El Tor bekannt ist. Vermutlich stammte der im 19. Jahrhundert grassierende Cholera-Erreger aus der Bucht von Bengalen.
Jährlich bis zu 120.000 Tote durch Cholera
Cholera war anders als Tuberkulose und Pocken in westlichen Ländern lange Zeit unbekannt. Ausgehend von Indien kam es ab 1817 zu der ersten verheerenden Pandemie, der bis heute sechs weitere folgten. Die Erkrankung gehört zu den schweren Infektionskrankheiten, die unbehandelt zum Tod des Betroffenen führen kann. Jährlich sterben noch immer 100.000 bis 120.000 Menschen daran. Meist wird die Krankheit über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen. Infizierte bekommen sehr starken Durchfall sowie Erbrechen und der Körper verliert enorme Mengen an Flüssigkeit. In 99 Prozent der Fälle sei die Krankheit heilbar, wenn der extreme Wasser- und Salzverlust behandelt werde. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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