0,9 Prozent mehr Honorar für Kassenärzte ab 2013
30.08.2012
Die Kassenärzte fordern höhere Vergütungen und auch eine Ankündigung zum Ärzte-Streik liegt in der Luft. Die Kassenärztliche Vereinigung (KBV) fordert insgesamt 3,5 Milliarden Euro mehr für Haus- und Fachärzte. Ein Schlichterspruch hat nun die Ärztevereinigung überstimmt: Gerade einmal 300 Millionen Euro jährlich sollen die Mediziner insgesamt bekommen. Demnach soll der Orientierungspunktwert ab 2013 um 0,9 Prozent steigen. Angesichts des Ergebnis zeigten sich Ärzte „enttäuscht“.
Geringfügig mehr Ärztehonorare
Ärzte sollen ab dem nächsten Jahr mehr Honorar bekommen, wie der Erweiterte Bewertungsausschuss soeben beschlossen hat. Diesem Ergebnis stimmte der Gesamtverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zu, die Kassenärztliche Vereinigung verweigerte sich allerdings ihrer Zustimmung. Den Ausschlag für den Beschluss gab der Ausschussvorsitzenden Professor Jürgen Wasem.
Damit steigen die Gesamtvergütung der kassenärztlichen Vertragsärzte ab dem kommenden Jahr um 0,9 Prozent. Statt der seitens des Ärzteverbandes geforderten 3,5 Milliarden, müssen die Krankenkassen nunmehr insgesamt 300 Millionen Euro pro Jahr mehr berappen. Zu diesem Ergebnis kam der Erweiterte Bewertungsausschuss mit den Stimmen des GKV-Verbandes sowie der Stimmer des Ausschussvorsitzenden Professor Jürgen Wasem gegen das Votum der KBV.
In diesem Jahr lagen die Vorstellungen der Kontrahenten sehr weit auseinander. Während der KBV einen Honorarzuwachs von 3,5 Milliarden Euro gefordert hatte, wollte die GKV sogar eine Senkung der Ärztevergütungen von rund 2,2 Milliarden Euro erreichen. Die Kassen begründeten ihre Vorstellungen mit den Rationalisierungseffekten und der intensiveren Kooperation der Ärzte. Mit der Summe von 300 Millionen Euro blieb der Schlichterspruch genau in der Mitte der beiden Vertragspartner. "Das wird den Zorn der Ärzte jedoch nicht besänftigen", sagte KBV-Sprecher Roland Stahl. Der stellvertretende Vorsitzende des Spitzenverbandes der Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg, lobte hingegen die ausgesprochenen Schlichterspruch. Dies sei „eine vernünftige Lösung“. Zudem macht der Vize-Chef der GKV darauf aufmerksam, dass die Ärzte von den Kassen pro Jahr rund 33 Milliarden Euro erhalten.
Die Kassenärzte hatten vor den Verhandlungen daraufhin gewiesen, dass die Ausgaben für Personal und Anschaffungen stetig gestiegen seien. Zudem bestehe ein „erheblicher Investitionsstau in den Arztpraxen“, in vielen Praxen müssten neue Geräte angeschafft werden.
Unzufriedenheit bei den Ärzten über das Ergebnis
Die Ablehnung seitens des KBV im Erweiterten Bewertungsausschuss drücke nach Meinung der „Ärzte-Zeitung“ die „Unzufriedenheit und Enttäuschung über die im nächsten Jahr mögliche Honorarentwicklung aus“. Weil die Krankenkassen vor den Verhandlungen sogar ein Absenken forderten, habe sich innerhalb der Ärzteschaft ein „erheblichen Protestpotenzial“ aufgebaut.
Am kommenden Samstag findet eine außerordentliche Vertreterversammlung der KBV statt. Auf dieser sollen nicht nur Delegierte des KBV, sondern auch Ärzte und Verbandsvertreter erhalten. Zahlreiche Ärztevertreter hatten bereits in den vergangenen Tagen Praxisschließungen als Protestmittel zur Diskussion gestellt. Zudem solle das „Streikrecht für Vertragsärzte“ geprüft werden, wie Beobachter mitteilten.
Psychotherapeuten verdienen am Wenigsten
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden beträgt das durchschnittliche Netto-Monatseinkommen eines Kassenvertragsarztes rund 5442 Euro. Ein allgemeinmedizinischer Hausarzt würde rund 5018 Euro netto im Monat verdienen. Ein Facharzt für Orthopädie etwa 6344 Euro. Am wenigsten verdienen approbierte Psychotherapeuten. Ihr Durchschnittslohn liege laut den aktuellen Erhebungen bei 2658 Euro. Im nächsten Jahr will das Bundesamt die Zahlen für 2011 veröffentlichen. (sb)
Bild: Sigrid Rossmann / pixelio.de
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