Experte klärt über Risiken und Anzeichen der Schlafapnoe auf
Laut Untersuchungen schnarcht etwa jeder dritte Deutsche. Mit steigendem Alter nimmt die Quote deutlich zu. Ab wann aber ist Schnarchen für die Gesundheit gefährlich? Wie unterscheidet sich ungefährliches Schnarchen von der gefährlichen Schlafapnoe, von der ein potentielles Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle ausgeht? Ein Experte der Schlafmedizin klärt über die gängigen Mythen auf, die sich um Schnarchen und Schlafapnoe ranken.
Dr. Susheel Patil ist Direktor der Abteilung Schlafmedizin der renommierten Johns Hopkins Medicine University. Er erklärt, wie sich die Schlafapnoe von dem einfachen Schnarchen abgrenzen lässt und welche Fehlinformationen häufig über dieses Thema verbreitet werden.
Warum ist Schlafapnoe gefährlich?
Wie der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte berichtet, ist das normale Schnarchen sehr weit verbreitet, aber oft für die Gesundheit ungefährlich. Die unbeliebten Schlafgeräusche können jedoch auch den Partner massiv stören sowie Anzeichen für schwerwiegende Gesundheitsprobleme sein. Liegt eine Schlafapnoe vor, können damit zahlreiche Beschwerden und Gesundheitsrisiken einhergehen, wie beispielsweise
- chronische Müdigkeit,
- Konzentrationsprobleme,
- erhöhte Reizbarkeit,
- Bluthochdruck,
- Potenzstörungen,
- erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Dr. Patil klärt über gängige Mythen zu dem Thema auf, damit Betroffene besser erkennen können, wann Sie, die Partnerin beziehungsweise der Partner oder Familienmitglieder von einer Schlafapnoe betroffen sind.
Mythos 1: Jeder, der schnarcht, hat Schlafapnoe
Eine vorliegende Schlafapnoe kann zwar der Grund für das Schnarchen sein, aber nicht jeder, der schnarcht, hat eine Schlafapnoe. In der Regel zeigen sich bei einer Schlafapnoe weitere Beschwerden wie ständige Müdigkeit und Leistungsschwäche. Menschen, die einfach nur schnarchen sind hingen trotz der Störgeräusche ausgeruht – oftmals im Gegensatz zu ihren Bettnachbarn.
Mythos 2: Jeder, der Schlafapnoe hat, schnarcht.
Selbst wenn man nicht schnarcht, ist man nicht außer Gefahr, unter einer Schlafapnoe zu leiden, warnt Dr. Patil. Denn rund 20 Prozent der Schlafapnoe-Patientinnen und -Patienten schnarchen nicht. Neben dem Schnarchen können Geräusche wie Keuchen, Atemaussetzer, nach Luft schnappen oder intensives Atmen während des Schlafens auf eine Schlafapnoe hinweisen. Wer ständig mit Kopfschmerzen, einem trockenen Mund und Halsschmerzen aufwacht, könnte betroffen sein.
Mythos 3: Schlafapnoe betrifft nur Übergewichtige
Adipositas und Übergewicht sind laut Dr. Patil tatsächlich die größten Risikofaktoren für eine Schlafapnoe. Es gebe aber auch zahlreiche Einflüsse, die nicht mit dem Gewicht zusammenhängen. Dazu gehören beispielsweise Anomalien im Gesicht oder im Hals wie
- große Mandeln,
- ein kleiner Kiefer,
- ein Überbiss,
- ein zurückgesetzes Kinn,
- ein großer Hals.
Mythos 4: Schlafapnoe tritt nur bei Erwachsenen auf
Die Schlafapnoe kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten. Laut Patil sind 10 bis 20 Prozent der schnarchenden Kinder auch von einer Schlafapnoe betroffen. Insgesamt leiden bis zu drei Prozent aller Kinder unter Schlafapnoe. Patil´s Tipp: Wenn Ihr Kind regelmäßig schnarcht, berichten Sie dem Kinderarzt davon.
Mythos 5: Von Schlafapnoe sind vorwiegend Männer betroffen
Nach Angaben von Dr. Patil wird eine Schlafapnoe bei Männern schneller erkannt. Bei Frauen bleibt dieses Leiden dagegen häufiger unentdeckt. Dies liege zum einen daran, dass Frauen meist nicht so laut Schnarchen wie Männer und zum anderen daran, dass Frauen bei diesem Beschwerdebild länger damit warten, bis sie sich an einen Arzt wenden. In den Wechseljahren haben Frauen zudem ein erhöhtes Risiko, eine Schlafapnoe zu entwickeln.
Mythos 6: Ich brauche das nicht untersuchen zu lassen
Viele Betroffene mit Schlafapnoe neigen dazu, die Beschwerden einfach hinzunehmen. Oft sind es die Partner, die den Schubs zum Arzt geben. Wenn Sie unter ständigen Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Gereiztheit leiden, oft niedergeschlagen oder depressiv sind sowie ständig beim Fernsehen oder bei der Arbeit einnicken, könnte eine Schlafapnoe oder eine andere Schlafstörung dahinterstecken. Patil rät: Gehen Sie zum Arzt – es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, die gegen Schlafstörungen helfen können, damit Sie sich tagsüber und nachts besser fühlen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Johns Hopkins Medicine: Sleep Apnea Symptoms and Risks: 6 Myths to Know (Abruf: 07.10.2019), hopkinsmedicine.org
- Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Schnarchen & Schlafapnoe - Definition und Häufigkeit (Abruf: 07.10.2019), hno-aerzte-im-netz.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.