Nomophobie: 66 Prozent der Menschen haben Angst das Handy zu vergessen oder zu verlieren
18.02.2012
Die Zeit der ständigen Erreichbarkeit produziert anscheinend auch neue Ängste. Eine Studie im Auftrag des britischen Sicherheits-Unternehmens „SecurEnvoy“ ergab, dass rund 66 Prozent der Menschen Angst haben ihr Handy zu vergessen oder zu verlieren. Auch die Wissenschaft kennt für dieses Phänomen bereits eine neue Bezeichnung die „Nomophobie“. Frauen sind laut der Umfrage öfter betroffen als Männer. Dafür besitzen Männer oft mehr als nur ein Handy.
SMS schreiben, per Applikation bei Facebook reinschauen und schließlich die ständige telefonische Erreichbarkeit: Für eine Mehrheit der Menschen in der westlichen Welt ist das mobile Telefon aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Etwa zwei Drittel der erwachsenen Briten leiden laut einer aktuellen Umfragestudie unter der Angst, ihr Handy zu vergessen oder irgendwo liegen zu lassen. Erstmals wurde dieses Phänomen im Jahre 2008 untersucht. Ist die Angst bereits fortgeschritten und kann als pathologisch bezeichnet werden, liegt eine sogenannte Nomophobie vor. Die Bezeichnung steht für "No-Mobile-Phobia" (Nicht-Mobil-Angst).
Oft stecken weitaus gravierende Ängste dahinter, sagt Sozialpädagogin Gritli Bertram aus Hannover. So nehmen Menschen, die beispielsweise unter einer sogenannten Herzphobie leiden, immer ihr Handy mit, um im Ernstfall einen Notarzt rufen zu können. „Wurde das Handy vergessen, können Panikattacken mit Herzrasen und Schweißausbrüche folgen“. Diese Angsterfahrung manifestiert wiederum die Phobie. Dann helfen nur Verhaltenstherapie und Entspannungsübungen, um aus dem Kreislauf der Angst herauszukommen.
Frauen leiden häufiger an der Handy-Verlustangst
Die Studienautoren geben an, dass Frauen mit 70 Prozent weitaus häufiger betroffen sind als Männer (61 Prozent). Bereits vor vier Jahren wurde eine ähnlich Studie zum gleichen Thema durchgeführt. Damals war die spezielle Angst noch weniger verbreitet als heute: 2008 gaben insgesamt 53 Prozent Umfrageteilnehmer an, sie haben Angst vor dem Handyverlust und der Nicht-Erreichbarkeit.
Viele Verbraucher besitzen sogar mehr als ein Mobiltelefon. 41 Prozent sagten demnach, sie haben mindestens zwei oder mehr Handys, um den Anschluss nicht zu verlieren. Um auf Nummer Sicher zu gehen besitzen vor allem Männer mehr als nur ein Handy, hier lag die Quote bei 47 Prozent. Bei Frauen betrug der Anteil der Zweithandybesitzerinnen nur 36 Prozent.
Junge und ältere Menschen besonders betroffen
Wenig verwunderlich ist, dass vordergründig junge Menschen unter der Handy-Verlustangst leiden: 77 Prozent der 18- bis 24jährigen leiden laut Studienresümee an der Nomophobie. Fast ebenso Angstvoll sind die 25- bis 34jährigen. An dritte Position befanden sich Handybesitzer, die älter als 55 Jahre alt sind. Besonders bei der letzten Altersgruppe besteht aller Wahrscheinlichkeit der Wunsch, immer und überall einen Arzt verständigen zu können, falls die Gesundheit nicht mehr mitspielt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie war die Frage nach dem alltäglichen Umgang mit dem Gerät. Etwa 50 Prozent sagten, sie „regen sich auf oder ärgern sich, wenn der Freund oder Partner die Kurzmitteilungen auf dem Handy liest“. Nur 41 Prozent sichern aber ihr Handy mit einem Pin.
Ab wann aber ist eine Angst tatsächlich behandlungsbedürftig? Ist die Nomophobie nur ein Ausdruck unserer schnelllebigen Gesellschaft? Diese und weitere Fragen müssen noch von wissenschaftlicher Seite geklärt werden. Tipp: Öfter mal das Handy zuhause liegen lassen und erleben, dass es auch ohne geht. (sb)
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Bild: Grey59 / pixelio.de
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