Schlafforschung: Ursachen des Schlafmangels auf der Spur
Einige Studien weisen daraufhin, dass chronischer Schlafmangel der Gesundheit sehr schadet. Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Schlafstörungen. Experten geben Antwort, was Betroffenen helfen könnte, um wieder den erholsamen Schlaf zu finden.
Schlafmangel ist ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko und ganz ohne Schlaf kann kein Mensch überleben. Aber warum der Mensch schlafen muss, ist bisher immer noch nicht eindeutig wissenschaftlich erklärt. Belegt ist hingegen, dass immer mehr Menschen in Deutschland an Schlafstörungen und entsprechendem Schlafmangel leiden, mit teilweise verheerenden gesundheitlichen Folgen.
Rund 80 verschiedene Schlafbeschwerden in der Schlafforschung bekannt
Die Somnologie – Schlafmedizin, Schlafforschung – widmet sich den Geheimnissen des Schlafes und in diesem Zusammenhang auch den immer häufiger auftretenden Schlafstörungen. Schlafprobleme sollten nach Ansicht der Fachleute medizinisch untersucht werden, sobald sie länger als maximal einen Monat andauern, mindestens dreimal in der Woche auftreten oder sich störend auf den Beruf auswirken. Dabei sind in der Schlafforschung inzwischen rund 80 unterschiedliche Schlafbeschwerden bekannt, die von Einschlafproblemen, über Durchschlafschwierigkeiten bis hin zum Schlafwandeln reichen können. Wobei chronische Schlaflosigkeit nicht nur Auslöser von Konzentrationsproblemen und Unfällen im Alltag sein kann, sondern auch das Auftreten von Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten wie Herzinfarkt, Magen-Darm-Erkrankungen sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen begünstigt.
Stress häufigste Ursache von Schlafstörungen
Experten empfehlen dringend, den Arzt aufsuchen anstatt Schlafstörungen durch die Einnahme von Schlafmitteln in Eigentherapie zu begegnen. Denn diese Präparate haben bisweilen erhebliche Nebenwirkungen und verlieren außerdem mit häufiger Anwendung nach und nach ihre Wirkung. Psychische Beschwerden und Stress bilden die verbreitetsten Ursachen von Schlafstörungen, gefolgt von Schmerzen und Lärm. Beim Stress stehen die Belastungen auf der Arbeit bzw. die Sorgen um den Arbeitsplatz als Auslöser der Schlafstörungen an erster Stelle.
10 Prozent der Deutschen leiden an Schlafmangel
Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden in Deutschland unter hochgradigen Schlafproblemen, wobei von der häufigsten Schlafstörung, der Insomnie (Ein- und Durchschlafstörung), Frauen etwa anderthalb mal so häufig betroffen sind wie Männer, erklärt die Präsidentin des Schlafkongresses, Svenja Happe. In der Regel nehmen Schlafstörungen ab dem 40. Lebensjahr zu und etwa jeder dritte Deutsche hat Erfahrungen mit Schlafproblemen, so die Einschätzung der Expertin.
Wie viel Schlaf ein Mensch benötigt kann dabei von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Kurzschläfer kommen teilweise mit fünf Stunden aus, Langschläfer benötigen bis zu elf Stunden. Deutschlandweit liegt der Durchschnitt bei 7,25 Stunden, wobei Frauen durchschnittlich rund eine Stunde länger schlafen als Männer, wie Svenja Happe erklärt.
Wissenschaftler unterscheiden „Lerchen-“ und „Eulentypen“
Zudem unterscheiden die Experten zwischen Lerchen- und Eulentypen. Happe erläutert, dass Lerchentypen früh ins Bett gehen und früh aufstehen, wohingegen Eulentypen spät einschlafen und spät aufstehen. Warum Frauen jedoch länger schlafen als Männer, ist für die Wissenschaftler auch nur schwer zu erklären. Svenja Happe, ist der Ansicht, dass dies durch die geringere Körpergröße der Frauen bedingt sein könnte. Denn bei Säugetieren sei es zum Beispiel so, dass sie umso länger schlafen, je kleiner sie sind. „Etwa schlafen Hamster länger als Elefanten“, erklärte Happe. Ebenfalls noch nicht abschließend wissenschaftlich begründet, ist dass Ergebnis einer österreichischen Studie, dem zu Folge Frauen neben ihrem Partner schlechter schlafen, Männer hingegen besser. Auch hier vermutet die Präsidentin des Schlafkongresses Evolution-bedingte Unterschiede.
Vorbeugung mit autogenem Training, Muskelentspannung und Schlafhygiene
Zur Vorbeugung gegen Schlafstörungen eignen sich nach Ansicht der Expertin insbesondere Maßnahmen wie autogenes Training und Muskelentspannungsübungen aber auch die Einhaltung einer strikten „Schlafhygiene“ sollte berücksichtigt werden. Unter „Schlafhygiene“ sind dabei zum Beispiel die Einhaltung regelmäßiger Bettzeiten, der Verzicht auf längere Nickerchen tagsüber (nicht länger als 30 Minuten) und auf schweren Mahlzeiten vorm zu Bett gehen. Betroffene sollten vor dem Einschlafen auf größere Mengen Alkohol verzichten und kein Sport treiben, ergänzte Svenja Happe gegenüber der „Nordsee-Zeitung“. Die Expertin verwarf hingegen volkstümliche Theorien, wie zum Beispiel „der beste Schlaf sei der vor Mitternacht“ und betonte: „Das ist einer von vielen Schlafmythen, mit denen aufgeräumt werden muss. Diese Vorgabe ist Quatsch. Genauso wie die Meinung, jeder Mensch brauche acht Stunden Schlaf“. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.