Quelle für Infektionen nach Herz-Operationen gefunden
In den vergangenen Jahren kam es nach offenen Herzoperationen weltweit zu zahlreichen Infektionen, die teilweise lebensbedrohlich wurden. Ein internationales Forscherteam hat nun den Grund für die Ansteckungen gefunden: Demnach gelangten bakterielle Erreger während der Fertigung in ein Medizingerät und haben so viele Patienten infiziert.
Lebensbedrohliche Infektionen nach Herzoperationen
Schon vor Jahren wurde festgestellt, dass es bei Patienten, die sich einer Operation am offenen Herzen unterziehen mussten, zu Infektionen kam, die teilweise lebensbedrohlich waren. Wissenschaftler des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention wiesen letztes Jahr in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Infekte auf kontaminierte Geräte in der Herzchirurgie zurückgeführt werden könnten. Eine weltweite Genanalyse unter Co-Leitung des Universitätsklinikums Freiburg konnte nun zeigen, dass bakterielle Erreger während der Fertigung in die Medizingeräte geraten konnten.
Schon früh fiel der Verdacht auf einen Heizkühler
Seit 2013 wurde bei über hundert Patientinnen und Patienten in Europa, den USA und Australien nach einer offenen Herzoperation eine Erkrankung mit dem Erreger Mycobacterium chimaera festgestellt, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg in einer Mitteilung.
Vielfach hat sich diese Infektion zu einer lebensbedrohlichen Infektion mit Befall der im Rahmen der Operation eingesetzten Herzklappen entwickelt. Eine solche Herzklappenentzündung durch diesen Erreger kannte man bis dahin nicht.
Bereits kurz nach Bekanntwerden der ersten Infektionen fiel der Verdacht auf einen Heizkühler, der bei Operationen mit Herz-Lungen-Maschine eingesetzt wird.
Kontamination der Geräte bei deren Fertigung verursacht
Ein internationales Wissenschaftlerteam hat nun unter maßgeblicher Beteiligung von Ärzten des Universitätsklinikums Freiburg das Erbgut von 250 Isolaten von Mycobacterium chimaera aufgeklärt und konnte nachweisen, dass fast alle der untersuchten Infektionen durch eine Kontamination der Geräte bei deren Fertigung verursacht wurden.
Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“.
„Durch unsere Genanalyse konnten wir die Ursache für diesen weltweiten Ausbruch herausfinden. Jetzt ist klar, welches Risiko für die Patienten bestand, und wie man diesen Infektionsweg vermeiden kann“, sagte Co-Studienleiter Prof. Dr. Dirk Wagner, Oberarzt der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg.
Betroffene Geräte aus Sicherheitsgründen entfernt
Am Universitätsklinikum Freiburg war lediglich ein Patient betroffen, der 2011 operiert worden war. Er wurde trotz langwieriger Behandlung geheilt. Andere Patienten mit der Infektion wurden am Universitätsklinikum nicht identifiziert.
In Freiburg hat man aus Sicherheitsgründen die betroffenen Geräte bereits 2014 aus allen Operationssälen entfernt.
„Durch die vorsorgliche Entfernung der Heizkühler sowie durch zusätzliche neue Diagnosetests konnte die Patientensicherheit schnell wieder hergestellt werden“, so Prof. Wagner.
Allerdings „besteht ein Restrisiko, da einige der Infektionen noch sehr spät (mehrere Jahre) nach Operation zur Erkrankung führen können“, warnte der Mediziner.
Hersteller müssen ihre Produktion grundlegend ändern
In der jetzigen Studie untersuchten die Forscher Erreger-Erbgut von 250 Proben, die von erkrankten Patienten, aus den Wassertanks der Heizkühler unterschiedlicher Hersteller und deren Produktionsorten stammten.
Die Luft der Operationssäle bei laufendem Heizkühler sowie weitere Medizingeräte, Leitungswasser und Trinkwasserspender und weitere Kontrollen wurden ebenfalls in der Analyse untersucht.
„Die genetische Ähnlichkeit fast aller Patientenproben mit den Proben aus den Heizkühlern und deren Produktionsstätte ist so groß, dass letztere als Infektionsquelle extrem wahrscheinlich ist“, erläuterte Prof. Wagner.
„Die Hersteller müssen ihre Produktion grundlegend ändern, um eine Verunreinigung der Geräte von vorneherein zu verhindern.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.