Herpes Zoster erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls und Herzinfarkts
Infektionen mit Herpesviren der Gattung Varizella-Zoster sind relativ weit verbreitet. Bei einer Erstinfektion verursachen die Viren Windpocken. Anschließend verbleiben sie inaktiv im Organismus und können später erneut zu Beschwerden führen. Es droht die Entwicklung einer Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt. Diese zeigt sich als roter, juckender Hautausschlag und kann mit unangenehmen Schmerzen entlang der Nervenbahnen einhergehen. Zwei aktuelle Studien kommen darüber hinaus zu dem Schluss, dass durch die Herpes Zoster-Erkrankung die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls und eines Herzinfarkts deutlich erhöht ist.
Nach einer überstandenen Windpocken-Erkrankung ruhen die Varizella-Zoster-Viren inaktiv in den Hirn- und Rückenmarksnerven. Sie können jedoch erneut aktiviert werden und eine Gürtelrose verursachen. Dies geschieht meist, wenn das Immunsystem durch andere Faktoren geschwächt ist. Wodurch die Reaktivierung der Viren genau bedingt wird, bleibt bis heute allerdings unklar. Neben den bekannten Komplikationen wie beispielsweise Neuralgien oder auch Hirnhautentzündungen und Rückenmarksentzündungen drohen bei einer Gürtelrose auch lebensgefährliche kardiovaskuläre Ereignisse wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. In zwei aktuellen Studien wurden jeweils deutlich erhöhte Risiken eines Schlaganfalls und Herzinfarkts bei Gürtelrose-Erkrankungen nachgewiesen. Allerdings scheinen die Viren nur in ihrer aktiven Form kardiovaskuläre Schäden zu begünstigen.
Schlechtere Gesundheit keine Erklärung für das erhöhte Risiko
Die Studie des Forscherteam um Barbara P. Yawn vom Olmsted Medical Center in Rochester hat mögliche Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Schlaganfällen und Herzinfarkten anhand von 4.862 Erwachsenen mit Herpes Zoster aus Olmsted County in Minnesota untersucht. Als Vergleichsgruppe nutzten sie die Daten von 19.433 Personen im Alter über 50 Jahren ohne Herpes Zoster. Die Forscher stellten fest, dass Personen mit Herpes Zoster ein deutlich höheres Risiko für einen Myokardinfarkt und Schlaganfall aufwiesen. Das sei zumindest teilweise auf ihren allgemein schlechteren Gesundheitszustand zurückzuführen, erläutern die Forscher in dem Fachmagazin „Mayo Clinic Proceedings“.
Auch nach Bereinigung dieses Faktors habe sich ein 53 Prozent höheres Risiko eines Schlaganfalls und Herzinfarkts in den ersten drei Monate nach Auftreten der Erkrankung gezeigt. Lag die Gürtelrose länger als drei Monate zurück, hatte dies laut Aussage von Yawn und Kollegen keine Auswirkungen auf die kardiovaskulären Ereignisse.
Nach sechs Monaten ist das Risiko wieder normal
In der zweiten Studie untersuchten Wissenschaftler der London School of Hygiene & Tropical Medicine anhand der Daten von 42.954 Schlaganfallpatienten und 24.237 Herzinfarktpatienten im Alter über 65 Jahren, ob ein Zusammenhang der kardiovaskulären Ereignisse mit Gürtelrose-Erkrankungen der Betroffenen festzustellen ist. „Wir beobachteten einen deutlichen Anstieg der akuten kardiovaskulären Ereignissen in der ersten Woche nach der Herpes Zoster-Diagnose“; schreiben Caroline Minassian und Kollegen in dem Fachmagazin „PLOS Medicine“. Die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls habe sich um das 2,4-fache und die eines Herzinfarktes um das 1,7-fache erhöht. Nach sechs Monaten lag das Risiko laut Aussage der Forscher wieder auf einem normalen Niveau.
Einen Effekt der Herpes-Zoster-Impfung sei in Bezug auf das Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko nicht festzustellen gewesen. „Diese Ergebnisse erweitern unser Verständnis des zeitlichen Verlaufs und des Ausmaßes der Assoziation zwischen Herpes Zoster und akuten kardiovaskulären Ereignissen“, so das Fazit der Forscher. (fp)
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