Neue Methode reguliert instinktives Verlangen zur Nahrungsaufnahme
Eine neue Methode zur Gewichtsreduzierung ermöglicht es, Gewicht abzunehmen und dieses Gewicht zu halten, ohne dafür Kalorien zu zählen oder ähnliches. Der Ansatz konzentriert sich insbesondere darauf, den Umgang mit internen Hungerreizen zu verbessern.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of California San Diego wurde untersucht, wie wirksam verschiedene Interventionen zur Gewichtsabnahme und späteren Aufrechterhaltung des Gewichts sind. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ publiziert.
Abnehmen mit der Hilfe von verschiedenen Programmen
Für die Studie nahmen 271 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 65 Jahren mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 45 über einen Zeitraum von zwölf Monaten an insgesamt 26 Gruppenbehandlungen teil.
Die Teilnehmenden wurden außerdem dazu aufgefordert, sich mindestens 150 Minuten pro Woche mäßig oder stark körperlich zu betätigen. Danach gab es eine Nachbeobachtungszeit von noch einmal zwölf Monaten.
Die Forschenden nutzen eine neuartige Intervention mit der englischen Bezeichnung Regulation of Cues. Der Erfolg dieser Maßnahme wurde mit dem eines verhaltenstherapeutischen Programms zur Gewichtsabnahme verglichen. Zusätzlich gab es noch eine Kontrollgruppe und eine Kohorte, in der Regulation of Cues mit dem verhaltenstherapeutischen Programm kombiniert wurde.
Schwierigkeiten reduziertes Gewicht beizubehalten
Wenn es um eine Gewichtsabnahme geht, spielt nicht nur der erzielte Gewichtsverlust eine Rolle. Wichtig ist auch, dass nicht bereits nach kurzer Zeit wieder eine Gewichtszunahme eintritt, was aber bei vielen Menschen der Fall ist.
Ein Grund dafür kann die sogenannte Empfindlichkeit für Nahrungsmittelreize sein. Mit anderen Worten ausgedrückt: Betroffene Personen haben Probleme, diesen Reizen zu widerstehen, was sich wiederum auf die Nahrungsaufnahme auswirkt.
„Es gibt Menschen, die sehr empfindlich auf Nahrungsmittelreize reagieren. Das heißt, sie können dem Essen nicht widerstehen und/oder nicht aufhören, ans Essen zu denken. Deshalb haben wir einen alternativen Ansatz entwickelt, um diesen klinischen Bedarf zu decken“, berichtet die Studienautorin Professorin Dr. Kerri N. Boutelle in einer Pressemitteilung.
Wenn man nicht in der Lage ist, den eigenen Nahrungsmittelreizen zu widerstehen, kann dies eine Gewichtsabnahme erheblich erschweren. Ein solche Veranlagung könne sowohl erblich bedingt als auch durch die Umwelt und individuelle Faktoren geprägt sein, berichtet das Team.
Erzielter Gewichtsverlust war ähnlich in den Gruppen
In der Studie zeigte sich, dass nach einem Zeitraum von 24 Monaten (Zwölf Monate Behandlung, zwölf Monate Nachbeobachtung) die Teilnehmenden aus der Regulation-of-Cues-Gruppe, der kombinierten Behandlungsgruppe und die Personen, welche sich an das verhaltenstherapeutische Programm zum Abnehmen hielten, einen signifikant niedrigeren BMI erreichten und alle vergleichbare Werte der Gewichtsabnahme erzielten.
Es gab trotzdem aber einen großen Unterschied. Dieser Bestand in der Aufrechterhaltung des neuen Gewichts. Die Teilnehmenden in der Regulation-of-Cues-Gruppe stabilisierten ihr Gewicht und hielten es.
Dagegen nahmen die anderen Teilnehmenden bereits nach der Hälfte der Behandlung wieder an Gewicht zu. Dies war der Zeitpunkt, an dem Klinikbesuch für die Nachbeobachtung auf einen monatlichen Rhythmus reduziert wurden.
Effektiver Ansatz zur Gewichtsabnahme für bestimmte Personen
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die appetitanregenden Mechanismen, auf die das Programm Regulation of Cues abzielt, für die Gewichtsabnahme bei Personen, die Schwierigkeiten haben, dem Essen zu widerstehen, besonders wichtig sein können und in einem personalisierten medizinischen Ansatz eingesetzt werden könnten“, erläutert Professorin Dr. Boutelle.
Heißhunger widerstehen und nur bei körperlichem Hunger essen
Bei der sogenannten Regulation-of-Cues-Intervention wurde keine spezielle Diät vorgeschrieben. Die Maßnahme zielte auch nicht darauf ab, sich auf die Kalorien zu konzentrieren.
Vielmehr wurde die Verwendung natürlicher Signale für den Zeitpunkt des Verzehrs trainiert, die Toleranz gegenüber Heißhungerattacken gestärkt und der Drang unterdrückt, schmackhafte Lebensmittel zu sich zu nehmen, wenn eigentlich kein körperlicher Hunger vorlag, erläutern die Forschenden.
In der Kontrollgruppe wurden Ernährungserziehung, soziale Unterstützung und Achtsamkeitstraining angeboten. Das Programm zur verhaltensbasierten Gewichtsabnahme schrieb dagegen eine Diät vor und schränkte kalorienreiche Lebensmittel ein, so die Forschenden.
Außerdem verstärkte dieses Verhaltensprogramm die Vermeidung von Anreizen zum Überessen und konzentrierte sich generell auf die Einschränkung der aufgenommenen Kalorien.
Das kombinierte Programm integrierte den Fokus auf Diät und Energieaufnahme aus dem verhaltensbasierten Programm zum Abnehmen mit der Regulierung von Reizen, einschließlich des Managements von Hungerreizen, erläutert das Team.
Wenn Menschen an Gewicht abnehmen wollen, bei ihnen aber eine verhaltensbasierte Gewichtsabnahme nicht zum Erfolg führt, könne es sinnvoll sein, über die Regulierung von Reizen dem Gewicht den Kampf anzusagen.
Dies gelte auch für Personen, welche Schwierigkeiten damit haben, dem Verzehr von Essen zu widerstehen oder Menschen, bei denen sich nie ein richtige Sättigungsgefühl einstellt.
Effektive alternative Methode zur Gewichtsabnahme
Das Team schlussfolgerte aus den vorhandenen Daten, dass sowohl Regulation of Cues, als auch eine kombinierte Behandlung alternative Ansätze zur Gewichtsabnahme für erwachsene Menschen darstellen.
Dabei seien diese Modelle besonders effektiv bei Personen, welche Probleme mit der Nahrungsaufnahmebereitschaft haben und können bei diesen als Präzisionsansatz zur Gewichtsabnahme eingesetzt werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kerri N. Boutelle, Dawn M. Eichen, Carol B. Peterson, David R. Strong, Dong-Jin Eastern Kang-Sim, et al.: Effect of a Novel Intervention Targeting Appetitive Traits on Body Mass Index Among Adults With Overweight or Obesity; in: JAMA Network Open (veröffentlicht 18.05.2022), JAMA Network Open
- University of California - San Diego: New Weight-Loss Intervention Targets Instinctive Desire to Eat (veröffentlicht 18.05.2022), University of California - San Diego
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.