Essstörungen: Abnehmen und Sich-zu-dick-Fühlen sind erste Warnhinweise
21.02.2012
Die Medien zeigen es vor: In Castingshows präsentieren sich vor allem junge Frauen und Mädchen, in der Hoffnung einmal so erfolgreich zu sein, wie bekannte Model-Stars. Schönheit wird unweigerlich verknüpft mit „dünn sein“ und Untergewicht wird zum Trend hochstilisiert. Weil immer mehr Jugendliche und Erwachsene diesem vermeintlichen Trend folgen, steigen auch die Fallzahlen von Essstörungen. Ein stetig absinkendes Gewicht sowie eine vernebelte Wahrnehmung des eigenen Körpers als „zu dick“ sind erste Warnsignale für eine beginnende Magersucht oder Bulimie. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)
Eltern sollten den Gewichtsverlust bei ihren Kindern genau beobachten. Kritisch wird es, wenn das Gewicht geringer ist, als bei 90 Prozent der Gleichaltrigen. In einigen Fällen haben die Betroffenen sogar derart viel Körpergewicht verloren, so dass die seelische Erkrankung aufgrund von Schwäche, Mangelernährung und schließlich Organversagen zum Tode führte.
Zwar steigen die Fallzahlen auch bei Jungen, dennoch sind vor allem junge Frauen und Mädchen anfällig für Magersucht und Bulimie. Nach Ansicht der Experten könnten Castingshows im TV die Tendenzen zu Essstörungen verstärken, wie das DGPM erklärte. Laut einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) des Bayerischen Rundfunks sagen die meisten junge Frauen, die sich die benannten TV-Shows anschauen, dass sie sich „zu dick fühlen“ und unzufrieden mit ihren körperlichen Beschaffenheiten sind.
Gestörte Selbstwahrnehmung verstärkt die Essstörung
„Durch die gestörte Selbstwahrnehmung schauen sich die jungen Menschen im Spiegel an und empfinden sich trotz eines erheblichen Untergewichts als zu dick“, sagt Sozialpädagogin Gritli Bertram aus Hannover. Der trügerische Schein wird durch die unterschiedlichen Proportionen verstärkt. Weil der Körper abgemagert ist, erscheint der Kopf viel größer und damit vermeintlich auch „dicker“.
Leiden Betroffene an einer Magersucht essen sie kaum oder überhaupt nichts, übergeben sich oft und treiben exzessiv Sport. Teilweise verwenden Patienten auch Abführmittel oder Tabletten zur künstlichen Sättigung, um gegen das Hungergefühl vorzugehen. Bei einer Bulimie entsteht ein Teufelskreis aus übermäßigem Essen, Brechen und Hungern. Beide seelischen Krankheiten können schwere psychische Folgen für die Betroffenen haben, wie die Ernährungsexperten betonen. Bei einer Magersucht kann die Knochendichte schwinden, das Längenwachstum beeinträchtigt und die Reifung des Gehirns gestört werden. Hält die Essstörung länger an, sind bleibenden Langzeitschäden nicht mehr ausgeschlossen.
Therapien nur in 50 Prozent vollständig erfolgreich
Eine Therapie erfordert die Mitarbeit der Patienten und ist zudem meist sehr langfristig angelegt. In vielen Fällen müssen die jungen Menschen über einen längeren Zeitraum stationär in eine Klinik aufgenommen werden. Die Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie empfiehlt eine Psychotherapie, die auf die spezifische Störung ausgelegt ist. Während der Behandlung erlernen die Patienten wieder einen normalen Umgang mit Essen und ein Akzeptieren ihres eigenen Körpers. Rund 12 Prozent der Magersucht-Patienten überleben die Erkrankung nicht. In nur 50 Prozent der Fällen kann derzeit eine vollständige Heilung erreicht werden. (sb)
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Bild: Stihl024 / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
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