Stärkerer Appetit durch kaltes Wasser?
Schwimmen ist eine gute sportliche Betätigung, bei der Sie Ihre Gelenke schonen, Kondition und Muskeln aufbauen und Kalorien verbrennen. Forschende fanden jetzt heraus, dass Schwimmen trotzdem für einen Gewichtsabbau kontraproduktiv sein kann, weil kaltes Wasser den Appetit anregt.
Bei der aktuellen Untersuchung der National Taiwan University wurde festgestellt, dass Schwimmen in kaltem Wasser den Appetit anregt, was zu einer Gewichtszunahme beitragen kann. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLOS Genetics“ veröffentlicht.
Welche Übungen führen am effektivsten zur Gewichtsabnahme?
Die Studie befasste sich mit der Frage, welche Übungen am besten zur Gewichtsabnahme für Menschen mit angeborenen Adipositas-Genen geeignet sind. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für eine Gewichtszunahme, Übergewicht und Fettleibigkeit, weil ihr Körper mehr Fett speichert oder sie einfach häufiger hungrig sind. Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass 40 bis 70 Prozent der Variation des Body Mass Index (BMI) in der Bevölkerung auf genetische Faktoren zurückzuführen sind und mehr als 400 verschiedene Gene an den Ursachen von Übergewicht oder Fettleibigkeit beteiligt sind. Nur eine Handvoll Gene haben allerdings einen wirklich starken Einfluss, wie beispielsweise MC4R, bei dem sich die Menschen übermäßig hungrig fühlen. Dieses spezielle Gen trägt aber nur etwa einer von 2.000 Menschen in sich, erklären die Forschenden.
Joggen eignet sich gut zur Abnahme von Gewicht
Menschen sollten die Menge ihrer Bewegung auf ihre Gene abstimmen und das Schwimmen vermeiden, wenn ihnen bekannt ist, dass Fettleibigkeit häufig in ihrer Familie vorkommt. Übungen im kalten Wasser können insbesondere den Appetit und die Nahrungsaufnahme anregen, berichten die Autoren der Studie. Joggen erwies sich als der beste Weg, um bei Menschen mit Adipositas-Genen einen Gewichtsverlust herbeizuführen. Die Forschenden fanden heraus, dass beispielsweise Gehen, Nordic Walking, bestimmte Tänze und lange Yoga-Einheiten sich ebenfalls dazu eignen, einen Gewichtsabbau zu unterstützen, wenn Menschen durch ihre Gene eigentlich dazu neigen, Gewicht zuzunehmen. Ärzte empfehlen oft Sport zur Gewichtsabnahme, obwohl ihnen meist nicht klar ist, welche Arten von sportlicher Betätigung am besten zur Eindämmung der Gewichtszunahme bei Personen geeignet sind, deren Genetik die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie übergewichtig werden, berichten die Forschenden.
Daten von über 18.000 Menschen wurden analysiert
Für die aktuelle Studie wurden die Daten von 18.424 chinesischen Erwachsenen im Alter von 30 bis 70 Jahren ausgewertet. Die Forschenden bewerteten die Auswirkungen der sportlichen Tätigkeit anhand von verschiedener Messgrößen für Adipositas: Body Mass Index, Körperfettanteil, Hüftumfang und Verhältnis von Taille zu Hüfte. Sie berücksichtigten auch die genetischen Risikobewertungen der Teilnehmenden. Insgesamt geht die Studie davon aus, dass die Genetik in Bezug auf Fettleibigkeit kein endgültiges Schicksal ist und die Auswirkungen durch verschiedene Arten regelmäßiger körperlicher Betätigung verringert werden können.
Einschränkungen der Untersuchung?
Kritiker der Untersuchung erläutern, dass die Studie lediglich an Menschen mit chinesischer Abstammung durchgeführt wurde. Es sei nicht klar, ob die Ergebnisse der Untersuchung beispielsweise auch auf kaukasische Menschen zutreffen, weil diese möglicherweise eine andere genetische Veranlagung haben. Verschiedene Studie hätten außerdem gezeigt, dass Bewegung allein nicht ausreicht, um ohne allgemeinere Änderungen des Lebensstils (z. B. Ernährung) signifikant Körpergewicht abzunehmen.
Schwimmen als gelenkschonende Sportart bei Übergewicht
Es ist darauf hinzuweisen, das übergewichtige Menschen bei vielen Sportarten zu Problemen mit den Gelenken neigen, da durch das hohe Körpergewicht die Belastungen und der Verschleiß an den Gelnken zunehmen. Als gelenkschonendes Ausdauertraining zur Stärkung des Herz-Kreislaufsystems und der Muskulatur bleibt Schwimmen hier eine gute Alternative, auch wenn laut der aktuellen Studie kein positiver Effekt auf die Gewichtsabnahme zu erwarten ist.
Beim Schwimmen kann man sich eine Badedermatitis einfangen
Bei der derzeitigen Hitze gibt es nichts schöneres, als sich beim Baden abzukühlen. Wer in einem See oder Fluss schwimmen geht, läuft jedoch Gefahr, sich eine Badedermatitis (Zerkariendermatitis) einzufangen. Diese Hauterkrankung ist auch unter Bezeichnungen wie Entenflöhe, Vogel-Billharziose, Hundsblattern und Wasserhibbeln bekannt.(as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Wan-Yu Lin, Chang-Chuan Chan, Yu-Li Liu, Albert C. Yang, Shih-Jen Tsai, Po-Hsiu Kuo: Performing different kinds of physical exercise differentially attenuates the genetic effects on obesity measures: Evidence from 18,424 Taiwan Biobank participants, in PLOS Genetics (Abfrage: 02.08.2019), PLOS Genetics
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.