Warum sind keinen Alkohol trinkende Menschen häufig krank?
Der Konsum von zu viel Alkohol führt nicht selten zu einem sogenannten Kater am nächsten Tag. Wenn dieser besonders stark ist, können die Betroffenen meist nicht zu Arbeit erscheinen. Forscher fanden jetzt allerdings heraus, dass überhaupt keinen Alkohol trinkende Menschen öfter krank sind, verglichen mit Personen, welche moderate Mengen von Alkohol zu sich nehmen.
Die Wissenschaftler des Finnish Institute of Occupational Health stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass der Verzicht auf den Konsum von Alkohol nicht zwangsläufig zu weniger Krankheitstagen bei der Arbeit führt, verglichen mit Alkohol trinkenden Menschen. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Addiction“.
Krankheitsraten waren höher bei Abstinenzlern und starken Trinkern
Die Experten untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und den Fehlzeiten bei der Arbeit von Menschen in Großbritannien, Frankreich und Finnland. Dabei konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Krankheitsraten bei Menschen, die entweder stark oder überhaupt nicht tranken, generell höher waren. Die festgestellten Ergebnisse sind von größter Bedeutung für die psychische Gesundheit, sagen die Autoren. Wenn Menschen vollständig auf Alkohol verzichteten, scheint dies auch die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer psychischen Störung zu erhöhen, fügen die Mediziner hinzu. Der Verzicht von Alkohol wirkte sich beispielsweise auch auf eine Verdauungsstörung und sogenannte Muskel-Skelett-Verletzungen negativ aus.
Alkoholkonsum ist niemals sicher für die Gesundheit
Die Forscher analysierten bei der Studie nicht das erhöhte Risiko eines frühen Todes und die Entstehung von Erkrankungen, wie beispielsweise Krebs, im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht zu diesem Thema ergab, dass es keine Menge von Alkohol gibt, welche sicher für unsere Gesundheit ist.
Was wirkt sich noch auf die Fehltage bei der Arbeit aus?
Es ist möglich, dass Menschen, welche keinen oder nur wenig Alkohol trinken, weil ihr genereller Zustand oder eingenommene Medikamente dies verhindern, wegen ihres Gesundheitszustands trotzdem öfter von der Arbeit fernbleiben müssen, vermuten die Wissenschaftler. Dies konnte allerdings von den Autoren nicht statistisch überprüft werden. Die Studie fand außerdem heraus, dass Abstinenzler häufiger aus ärmeren Verhältnissen stammten, eine weitere Eigenschaft, welche mit hohen Krankheitsraten und weniger regelmäßiger Arbeit zusammenhängt. Wenn Menschen hohe Mengen von Alkohol zu sich nahmen, war eine erhöhter Ausfall bei der Arbeitszeit aufgrund von Verletzungen oder Vergiftungen festzustellen, erläutern die Mediziner. Einige Krankheiten oder ihre Behandlung verhindern den Alkoholkonsum, was die übermäßigen Risiken bei Abstinenzlern erklären könnte, fügt die Studienautorin Dr. Jenni Ervasti vom Finnish Institute of Occupational Health hinzu.
Woher stammten die verwendeten Daten?
Die Daten der Untersuchung stammen aus Erhebungen über den Alkoholkonsum, welche zwischen dem Jahr 1985 und dem Jahr 2004 durchgeführt wurden. An diesen Befragungen nahmen insgesamt 47.520 Menschen in den drei Ländern teil, sagen die Forscher. Die Aufzeichnungen über den Alkoholkonsum wurden dann mit der Abwesenheit von der Arbeit abgeglichen.
Mäßiges Trinken führt nicht zu mehr Fehltagen
Trotz der Grenzen des Studiendesigns seien die Ergebnisse wichtig, zumal der Trend in drei Ländern mit sehr unterschiedlichen Trinkkulturen beobachtet werden kann, erklären die Autoren. Es heißt nicht, dass Abstinenz von Alkohol schlecht für die Gesundheit ist, aber scheinbar ist Abstinenzlern eher unwohl, aus bisher ungeklärten Gründen. Die Ergebnisse der Studie liefern keineswegs Beweise dafür, dass der Konsum von Alkohol der Gesundheit nicht schadet oder gar gesund ist, sie deuten aber darauf hin, dass mäßiges Trinken wahrscheinlich nicht zu mehr Fehltagen bei der Arbeit führt, erklären die Wissenschaftler. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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