ADHS: Informationsportal gegen vorschnelle Diagnosen und Medikamente. Laut einer Forsa- Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) glauben sieben Prozent der deutschen Eltern, dass ihr Kind das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) hat. Das würde bedeuten, dass sich in jeder deutschen Schulklasse unter 28 Kindern zwei Kinder mit ADHS befänden.
Laut einer Forsa- Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) glauben sieben Prozent der deutschen Eltern, dass ihr Kind das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) hat. Das würde bedeuten, dass sich in jeder deutschen Schulklasse unter 28 Kindern zwei Kinder mit ADHS befänden.
Nach der Meinung von Beobachtern sind es aber in der Realität weniger Kinder, die die Symptome des auch „Zappelphilipp- Syndrom“ genannten, ADHS aufweisen. Sie glauben, dass deutschlandweit etwa 500.000 Jugendliche und Kinder die Symptomatik aufweisen. Davon Jungen etwa dreimal mehr als Mädchen.
Die Diagnostik ist dabei sehr entscheidend für die Therapie. Die TK gibt an, dass in drei Jahren die Menge an Arzneimittelgaben um 30 Prozent gestiegen ist. 2009 wurden nach Angaben des Psychologen Johannes Klüsener von der Techniker Krankenkasse, über neun Millionen Euro für ADHS- Medikamente ausgegeben. Danach hat statistisch gesehen mehr als jedes Zehnte der Kinder ein Präparat bekommen.
Hier sollte kritisch hinterfragt werden, ob nicht allzu leichtfertig mit den Medikamenten, allen voran das Methylphenidat, in Medikamentenform als Ritalin bekannt, umgegangen wird. Denn das ADHS kennt nicht nur eine globale Ursache und Behandlung. Es bestehen vielfältige Ursachen und Erscheinungsformen, denen in der Therapie und im Umgang individuell Rechnung getragen werden sollte. Eine wichtige Frage, die gesellschaftlich gestellt werden muss, ist, ob unser Leben noch kindgerecht ist. Denn in der Forsa- Umfrage der TK stellte sich auch heraus, dass fast jedes dritte Kind in Deutschland weniger als 90 Minuten Bewegung täglich bekommt- hier sind Schulweg und Bewegung im kindlichen Zuhause schon berücksichtigt. Weiterhin verbingen 80 Prozent der Kinder täglich Zeit an einer Spielekonsole oder am Computer und jedes dritte Kind hockt mehr als eine Stunde täglich vor dem Fernseher. Der Bewegungsmangel und die Reizüberflutung in unserer Gesellschaft könnten durchaus Faktoren sein, die die Symptomatik entscheidend beeinflussen.
Aber auch vor vorschnellen Diagnosen warnt der TK- Psychologe Klüsener:
"AD(H)S darf jedoch nicht als schnelle Erklärung für ein anstrengendes Kind herhalten, das sich nicht elterlichen, erzieherischen oder gesellschaftlichen Normen entsprechend verhält. Nicht alles was auffällig ist, muss auch krankhaft sein."
Auffällig ist, dass gerade junge Paare und Eltern mit niedrigem Einkommen und aus Großstädten positiv die Fragen nach ADHS beantworteten. Liegt der Symptomatik beispielsweise eine ernsthafte Grunderkrankung wie ein Krampfleiden (Epilepsie) zugrunde, so sollte die Diagnose nicht leichtfertig gestellt und weitere Untersuchungen veranlasst werden. Die Gabe von Medikamenten wie Retalin ist nur ein Teil eines umfassenden Betreuungsprogramms, mit der man die betroffenen Kinder von allen Seiten unterstütz und kein Allheilmittel. Auswirkungen einer langfristigen Gabe von Methylphenidat auf den kindlichen Organismus sind bisher noch nicht ausreichend erforscht.
Es steht zu hoffen, dass die Informationen der Studie der TK möglichst vielen Eltern und Therapeuten zugänglich gemacht werden, damit auch zukünftig im Falle von ADHS nicht pauschalisiert, sondern individuell und vielfältig im Sinne der betroffenen Kinder vorgegangen wird. Einen ersten Ansatz bietet hier das neue Infoportal des „ADHS- Netz“ im Internet. Das Angebot von Informationen rund um die Symptomatik wurde von der Universität Köln erarbeitet und richtet sich an die Kinder und Jugendlichen selbst, ihr soziales und familiäres Umfeld und pädagogische Fachkräfte. Es soll durch Informationen helfen, besser mit der Symptomatik umgehen zu können. (Thorsten Fischer, Heilpraktiker Osteopathie, 02.03.2010)
Zum Weiterlesen:
ADHS- Info- Portal
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ADHS- Info- Portal
Ratgeber Hyperaktivität
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.