Gesundheitsexperten machen auf Missstände in der Versorgung aufmerksam und diskutieren konstruktive Lösungsansätze
02.12.2014
Wer an einer bösartigen Tumorerkrankung leidet, erhält umfangreiche therapeutische Hilfe. Wer dagegen krankhaft übergewichtig bzw. adipös ist, wird nicht adäquat versorgt. Die Rahmenbedingungen des deutschen Gesundheitssystems lassen eine Behandlung adipöser Patienten derzeit nur eingeschränkt zu. Auf diesen Missstand machten Vertreter von Ärzten, medizinischen Fachberufen, Krankenkassen und Politik auf einem Symposium des Deutschen Netzwerks Adipositas – D.N.A. im Rahmen der Diabetes Herbsttagung und der Adipositas Jahrestagung am 22. November 2014 in Leipzig aufmerksam.
Dr. Birgit Schilling-Maßmann, Allgemein- und Ernährungsmedizinerin, veranschaulichte an Fallbeispielen den minimalen therapeutischen Handlungsspielraum für adipöse Patienten in der ärztlichen Praxis. Behandelt würden nur Folgeerkrankungen wie Diabetes. Die dringend notwendige unmittelbare Therapie der Krankheitsursache durch ein fachübergreifendes Therapeutenteam sei bislang nur im Einzelfall auf Basis regionaler Sondervereinbarungen mit den Krankenkassen möglich.
Eva Walzik, Leiterin des Berliner Büros der DAK-Gesundheit, betonte, dass der Risikostrukturausgleich (RSA), über den die Krankenkassen ihre finanziellen Mittel erhalten, die falschen Anreize setze. Denn das Geld werde derzeit so verteilt, dass Krankenkassen mit vielen gesunden Versicherten mehr Geld aus dem RSA bekommen als sie für deren Versorgung benötigen. Multimorbidität, wie sie im Zusammenhang mit der Diagnose Adipositas fast immer vorkomme, sei im RSA dagegen chronisch unterfinanziert.
Auch Dietrich Monstadt, Bundestagsabgeordneter und Berichterstatter für u. a. Adipositas und Diabetes der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Fraktion der CDU/CSU-Fraktion, ist sich der Systemmängel bewusst und sieht gesamtgesellschaftlichen Handlungsbedarf. Er beließ es jedoch nicht bei Systemkritik, sondern machte das konkrete Angebot an die anwesenden Berufsverbände, Krankenkassen und Patientenvertreter, gemeinsam ein Eckpunktepapier zum Thema Adipositas zu erarbeiten und auf eine Veränderung der Rahmenbedingungen hinzuwirken.
Das Deutsche Netzwerk Adipositas und die DAK-Gesundheit werten Monstadts Angebot als konstruktiven Vorstoß und werden ihren Dialog mit dem Gesundheitspolitiker im Neuen Jahr fortsetzen. (pm)
Bild: Petra Bork / pixelio.de
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