Fettleibigkeit: Gefährliche Immunantwort
Adipositas (Fettleibigkeit) ist ein wesentlicher Risikofaktor für Stoffwechselerkrankungen und hat sich in den letzten 30 Jahren zu einer enormen gesundheitlichen Belastung in modernen Gesellschaften entwickelt. In einer Studie hat sich nun gezeigt, dass eine hochkalorische Ernährung drastische Effekte auf das Immunsystem haben kann.
Übergewicht und vor allem Adipositas (Fettleibigkeit) stellen ein schwerwiegendes Gesundheitsrisiko dar, da sie zu verschiedenen Begleit- und Folgekrankheiten führen können. Eine Studie hat nun die Auswirkungen hochkalorischer Diät auf das Immunsystem untersucht.
- Eine neue Studie von Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat die Auswirkungen hochkalorischer Diät auf das Immunsystem untersucht.
- Schon nach drei Wochen kann es zu krankhaften Veränderungen von Immunstatus und Stoffwechsel kommen.
- Immunzellen akkumulieren im Fettgewebe und bilden dort tertiäre lymphatische Organe. Der Stoffwechsel entgleist und die Entzündungswerte steigen an.
Über die Hälfte der Deutschen übergewichtig
Wie es in einer aktuellen Mitteilung der LMU heißt, sind Adipositas und Übergewicht laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Fast 60 Prozent der Deutschen gelten als übergewichtig, 25 Prozent von ihnen sind adipös. Übergewicht ist dabei häufig der Auslöser für schwere Folgeerkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Arteriosklerose oder Herzinfarkte.
Hierbei entscheiden immunologische Prozesse über den Krankheitsverlauf. Im Rahmen einer neuen Studie konnten die Forschenden der LMU um Dr. Susanne Stutte und Professorin Barbara Walzog zeigen, dass schon eine dreiwöchige hochkalorische Diät drastische Effekte auf das Immunsystem haben kann.
Stoffwechsel entgleist und Entzündungswerte steigen
„Bestimmte Immunzellen, sogenannte plasmazytoide dendritische Zellen (pDCs), akkumulieren im Viszeralfettgewebe“, erläutert Stutte. Viszeralfett ist Fettgewebe, welches sich im Inneren des Bauchraums um die Organe legt. Dort bilden sich dann kleine Lymphknötchen – tertiäre lymphatische Organe –, die akut in den Stoffwechsel eingreifen.
„Diese pDCs im Viszeralfett befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft und schütten den Botenstoff Typ-1-Interferon aus“, so Walzog.
Dieser Botenstoff vermittelt eigentlich die Bekämpfung von Infektionen und löst hier das sogenannte metabolische Syndrom aus: Der Stoffwechsel entgleist und die Entzündungswerte steigen. Wenn die Einwanderung der pDCs ins Fett blockiert wird, verbessert sich der metabolische Zustand deutlich.
Die Ergebnisse dieser in der Fachzeitschrift „The Journal of Immunology“ veröffentlichten Studie, die in Kooperation mit der Harvard Medical School entstanden, können jetzt dazu beitragen, neue Ansatzpunkte für eine therapeutische Intervention zu entwickeln. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ludwig-Maximilians-Universität München: Adipositas: Gefährliche Immunantwort, (Abruf: 16.03.2022), Ludwig-Maximilians-Universität München
- Susanne Stutte, Hellen Ishikawa-Ankerhold, Lydia Lynch, Sarah Eickhoff, Simona Nasiscionyte, Chenglong Guo, Dominic van den Heuvel, Daniel Setzensack, Marco Colonna, Daniela Maier-Begandt, Ludwig Weckbach, Thomas Brocker, Christian Schulz, Barbara Walzog, Ulrich von Andrian: High-Fat Diet Rapidly Modifies Trafficking, Phenotype, and Function of Plasmacytoid Dendritic Cells in Adipose Tissue; in: The Journal of Immunology, (veröffentlicht: 15.03.2022), The Journal of Immunology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.