Online-Portal bietet Ärzten die Möglichkeit Krankenkassen zu bewerten
28.09.2012
Nachdem mehrere Krankenkassen bereits Portale zu Bewertung von Ärzten eingeführt haben, drehen die Ärzte nun den Spieß um. Mit dem Krankenkassen-Navigator ist am Freitag das „erste Internetportal zur Bewertung von gesetzlichen Krankenkassen durch Ärzte und Psychotherapeuten online gegangen“, so die Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
„Der Krankenkassen-Navigator bietet allen Niedergelassenen die Möglichkeit, das Verhalten der Kassen im täglichen Praxisalltag zu bewerten“, erläuterte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) anlässlich der heutigen Freischaltung des Online-Portals. Der Krankenkassen-Navigator biete den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten exklusiv die Gelegenheit, die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) anhand von Praxiserfahrungen aus Bereichen wie Bürokratie, Regresse oder Therapiefreiheit zu beurteilen. So soll am Ende ein Ranking entstehen, dass auch den Patienten als Orientierungshilfe dient.
Verhalten der Krankenkassen sollt transparent werden
Auf dem Krankenkassen-Navigator können ausschließlich Vertragsärzte und Psychotherapeuten ihre persönlichen Erfahrungen mit den Krankenkassen schildern und diese anhand von Schulnoten bewerten. Einschätzungen der Ärzte zu den fünf Rubriken Therapiefreiheit, Regresse, Bürokratie, Selektivverträge sowie Service und Information sind gefragt. Der Krankenkassen-Navigator bietet außerdem die Möglichkeit Kommentare in Freitextfeldern zu verfassen. Darüber hinaus seien aktuelle Umfragen zum Verhalten der Krankenkassen vorgesehen, berichtet die Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Anhand der verteilten Schulnoten soll mit der Zeit ein Ranking der Krankenkassen entstehen. Die Bewertungen, Kommentare und das Ranking sind für jedermann einsehbar und ermöglichen auch den Patienten einen Einblick in das Verhalten ihrer Krankenversicherung. Allerdings werden die Krankenkassen erst in dem Ranking aufgeführt, wenn sie mindestens von zehn Ärzten oder Psychotherapeuten bewertet wurden, was derzeit bei den meisten noch nicht gegeben ist.
Schwachstellen bei der Unterstützung der Ärzte durch die Krankenkasse aufdecken
Für die Ärzte ist der Krankenkassen-Navigator eine Möglichkeit ihre Position gegenüber den Krankenkassen zu stärken. „Mit diesem Instrument haben wir endlich die Möglichkeit, auch mal das Verhalten der Krankenkassen transparent zu machen“, betonte KBV-Chef Köhler. Dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zufolge, richtet sich das Portal ausdrücklich auch an die Versicherten der Krankenkassen. „Denn wenn die Versicherten Ärzte bewerten – was völlig in Ordnung ist, solange bestimmte Kriterien eingehalten werden –, dann sollen sie auch mal sehen, ob und wie eigentlich ihre Kasse dazu beiträgt, eine gute Versorgung zu unterstützen – oder eben nicht“, betonte Köhler. Damit könnte der Druck auf die Krankenkassen zu einem kooperativen Verhalten durchaus steigen. Denn bisher blieben mögliche Schwachstellen beim Umgang der Krankenkassen mit den Medizinern weitgehend im Dunkeln. Die Ärzteschaft hat nun erstmals die Möglichkeit, ihrer Ansicht nach unzureichende Unterstützung durch einzelne Krankenversicherungen und bürokratische Hindernisse auf einfache Weise publik zu machen.
Krankenkassen-Navigator soll faire Bewertungen gewährleisten
Dabei erfüllt der „Krankenkassen-Navigator alle Qualitätsstandards, die das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin für Bewertungsportale definiert hat und die sich auf Krankenkassen übertragen lassen“, so die Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Anonyme Bewertungen sind nicht möglich. Die Ärzte müssen sich vor einer Bewertungsabgabe mit ihrem vollständigen Namen, ihrer lebenslangen Arztnummer und einer E-Mail-Adresse registrieren. Mehrfachbewertungen durch denselben Arzt zu einer Krankenversicherung seien ausgeschlossen, allerdings können die Ärzte ihre Bewertung im Nachhinein aktualisieren, berichtet die KBV. Sämtliche Kommentare, die in den Freitextfeldern verfasst wurden, würden vor der Veröffentlichung überprüft, um diffamierende Inhalte zu vermeiden. Durch die Vorgaben wollen die Initiatoren Manipulationen ausschließen und eine faire Bewertung der Krankenkassen sicherstellen. Am Ende werde ein Ranking entstehen, dass die besten der circa 140 derzeit noch bestehenden gesetzlichen Krankenkassen erkennbar macht. Darüber hinaus bietet der Krankenkassen-Navigator den Ärzten auch die Möglichkeit, bei Auseinandersetzungen – wie dem aktuellen Honorarstreit mit den Krankenkasse – ihre Position deutlich zu machen. Während der Nutzen für die Versicherten sich erst noch bewähren muss, scheint das Portal für die Ärzteschaft daher schon jetzt ein echter Gewinn zu sein. (fp)
Die Adressen der Ärztebewertungsportale:
“Weiße Liste” der Bertelsmann Stiftung: www.weisse-liste.de/arzt
Barmer GEK Arztnavigator : arztnavi-barmer-gek.de
Ärzteführer der Techniker Krankenkasse: www.tk.de/aerztefuehrer
AOK-Arztnavigator: www.aok-arztnavi.de
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