Ärzte retten mit Mini-Dialysegerät Leben eines Babys
24.05.2014
Auch Babys haben manchmal schon gefährliche Nierenprobleme und müssen deshalb behandelt werden. Bislang gab es jedoch keine Dialysegeräte, die optimal auf Kleinkinder abgestimmt sind. Italienische Ärzte haben nun aber so eine Maschine entwickelt, womit einem neugeborenen Mädchen das Leben gerettet werden konnte.
Babys können gefährliche Nierenprobleme haben
Bereits Kleinkinder und Babys können gefährliche Nierenprobleme haben, für deren Behandlung eine Dialyse erforderlich werden kann. Rund ein bis zwei Prozent aller im Krankenhaus behandelten Kleinkinder leiden daran. Ärzte setzen bei Babys, deren Nieren nicht ordentlich arbeiten, prinzipiell auf die gleiche Technik wie bei betroffenen Erwachsenen, nämlich die Dialyse, auch Blutwäsche genannt. Doch ein Standard-Dialysegerät an die Babys anzupassen, kann riskant sein, da "die Maschinen nicht immer genau justiert werden können". In Italien haben Ärzte eine Miniaturversion eines solchen Gerätes entwickelt, womit im vergangenen Jahr ein neugeborenes Mädchen gerettet werden konnte.
Mini-Dialysegerät für Babys entwickelt
Die Mediziner berichteten nun online im Fachmagazin „The Lancet“ von der Entwicklung der Dialysemaschine und ihres ersten Patienten. Finanziell unterstützt worden ist die Forschung von einem italienischen gemeinnützigen Verein. Die Kosten des Apparats liegen laut Meldung der Nachrichtenagentur AP bei 35.000 Euro, wobei erwähnt wurde, dass Ronco nichts an den Verkäufen verdient. Mit dem Gerät werden Giftstoffe aus dem Blut entfernt, wenn die Nieren dies nicht mehr tun können. Vorgesehen ist das Mini-Dialysegerät für Babys mit einem Gewicht von weniger als zehn Kilogramm. Den Forschern zufolge kann es bei deutlich niedrigeren Durchflussraten arbeiten, sodass Ärzte viel kleinere Katheter nutzen können. Dies ist wichtig, um die Blutgefäße der Neugeborenen nicht zu schädigen. Die Maschine wurde von dem Nierenspezialisten Claudio Ronco und seinen Kollegen am San Bortolo Hospital in Vicenza entwickelt. Sie präsentierten das Gerät unter dem Akronym Carpediem (Cardio-Renal Pediatric Dialysis Emergency Machine).
Bestattung der Neugeborenen war bereits reserviert
Nur wenige Wochen nachdem das Gerät im vergangenen Sommer von europäischen Behörden lizenziert worden war, bekamen Ronco und sein Team bereits ihren ersten Patienten. Es handelte sich dabei um ein drei Tage altes Mädchen, das zu Therapiebeginn 2,9 Kilogramm wog und wegen Komplikationen bei der Geburt unter multiplem Organversagen litt. Ronco berichtete: „Ihre Eltern hatten bereits die Bestattung reserviert.“ Doch stattdessen erhielt die Neugeborene knapp einen Monat lang regelmäßige Dialysen. Neulich statteten die Eltern nun mit ihrem Mädchen dem Mediziner einen Besuch ab. Ronco erläuterte: „Die Kleine schrie wie verrückt, weil sie hungrig war, aber es geht ihr großartig.“ Zwar habe das Kind leichte Nierenprobleme und benötige Vitamin-D-Ergänzungsmittel, aber sonst wachse es normal.
Zehn weitere Babys europaweit behandelt
Inzwischen haben die Ärzte europaweit zehn weitere Babys mit dem Dialysegerät behandelt. Die auf Kinder spezialisierte Nierenärztin Heather Lambert erklärte, dass zwar "nur eine kleine Anzahl Babys eine Dialysebehandlung benötige, doch sie könnte lebensrettend sein.“ Zusammen mit ihren Kollegen vom Great North Children’s Hospital in Newcastle, arbeitet Lambert bereits an einem ähnlichen Dialysegerät. Andere Forscher haben mit Prototypen experimentiert. Die Dozentin für Kinderheilkunde am Montreal Children’s Hospital in Kanada, Bethany Foster, teilte mit, das sich sich nicht vorstellen könne, dass das mit dem Minigerät behandelte Baby „mit der derzeitigen Technologie überlebt hätte.“ Die Ärztin war Co-Autorin eines begleitenden Kommentars im Fachmagazin. Sie mahnte Ärzte zugleich zur Vorsicht bei der Behandlung von sehr kleinen Babys und erklärte: „Wir müssen aufpassen, dass wir Dinge nicht einfach tun, weil wir es können.“ (ad)
Bild: Christian v.R. / pixelio.de
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