Seltenes Leiden: Ärzte entfernen Riesen-Darmstück aus dem Bauch eines Mannes
In China haben Ärzte einem 22-Jährigen ein mit fast 13 Kilo Kot gefülltes Darmteil entfernt. Der Patient litt an „Morbus Hirschsprung“, einer angeborenen Fehlbildung, die den Enddarm betrifft. Diese führte dazu, dass der junge Mann seinen Darm nicht mehr richtig entleeren konnte.
Mit Fäkalien gefülltes Darmteil entfernt
In Shanghai (China) haben Ärzte einem 22-jährigen Mann in einer dreistündigen Operation ein fast 80 Zentimeter langes Darmstück entfernt. Das Teil war fast 13 Kilogramm schwer und mit Fäkalien gefüllt, berichtet unter anderem die britische Zeitung „Daily Mail“. Den Angaben zufolge litt der Patient an einer seltenen Krankheit. Der Eingriff rettete ihm vermutlich das Leben.
Als ob er schwanger sei
Dr. Yin Lu vom „Tenth People’s Hospital“ Shanghai erklärte gegenüber der chinesischen Nachrichtenseite „The Paper“, der Bauch des Patienten sah aus, als ob er im neunten Monat schwanger sei. „Er sah aus, als würde er explodieren“, so der Mediziner.
Den Medienberichten zufolge hatte der junge Mann schon seit seiner Geburt immer wieder Bauchschmerzen, Magenprobleme und Verstopfung. Abführmittel hätten ihm immer nur kurzfristige Erleichterung verschafft.
Wie es heißt, litt der Patient an einem kongenitalen Megakolon, auch Hirschsprung-Krankheit beziehungsweise Morbus Hirschsprung genannt.
Kot wird nicht mehr zum Darmausgang transportiert
Bei „Morbus Hirschsprung“ (MH) handelt es sich um eine Fehlbildung am Enddarms, die sich etwa während der 4. bis 12. Schwangerschaftswoche herausbildet.
Charakteristisch für MH ist, dass in einem Teil der Darmwand sowie im inneren Schließmuskel Nervenzellen fehlen, wodurch im Darm keine Schiebebewegung stattfinden kann, um den Kot in Richtung Darmausgang (Anus) zu transportieren.
In der Folge staut sich der Stuhl vor dem betroffenen Teil der Darmwand auf und führt zu einer massiven Ausdehnung des Dickdarms (Megakolon), was sich äußerlich häufig durch einen starken Blähbauch zeigt.
Es kommt zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, Verstopfung und hartem Stuhlgang.
Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen
Laut der Klinik für Kinderchirurgie in Berlin gehört Morbus Hirschsprung zu den seltenen, angeborenen Erkrankungen und kommt mit einer Häufigkeit von 1:3.000 – 5.000 vor.
„Das heißt, in Deutschland wird ca. jeden zweiten bis dritten Tag ein Kind damit geboren. Jungen sind bis zu viermal häufiger betroffen als Mädchen“, schreiben die Experten auf ihrer Webseite.
Da es sich um eine angeborene Fehlbildung handelt, wird die Erkrankung meist bereits im Neugeborenenalter diagnostiziert und behandelt.
In einigen Fällen kann es jedoch auch aufgrund schwacher oder unauffälliger Symptomatik dazu kommen, dass MH nicht direkt nach der Geburt diagnostiziert werden kann, das Kind stattdessen augenscheinlich gesund erscheint.
Auch nach OP auf ausreichende Stuhlentleerung achten
Ob der chinesische Patient schon als Kind wusste, dass er an Morbus Hirschsprung litt, geht aus den Presseberichten nicht hervor. Die Operation hat dem 22-Jährigen aber nun vermutlich das Leben gerettet.
Doch seine Behandlung ist womöglich noch nicht zu Ende. Denn auch wenn eine OP „erfolgreich verlief, bleibt es wichtig, auf eine ausreichende Stuhlentleerung zu achten“, schreiben die Experten der Berliner Klinik für Kinderchirurgie.
„Es besteht manchmal auch nach der Operation ein Problem, den Stuhl zu entleeren: weil die Kommunikation zwischen Enddarm und Schließmuskel, die für die Stuhlentleerung entscheidend ist, nicht perfekt funktioniert und weil der innere Schließmuskel auch nach der Operation eine „Öffnungsschwäche“ aufweisen kann“, heißt es dort weiter. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.