Ab Montag legen tausende Mediziner an den Universitätskliniken ihre Arbeit nieder
04.11.2011
Ab kommendem Montag werden die Ärzte an zahlreichen Universitätskliniken deutschlandweit voraussichtlich die Arbeit niederlegen. Mit dem Streik wollen die Mediziner ihren Forderung nach einer Gehaltserhöhung, die auch höhere Löhne für Nachtarbeit vorsieht, Nachdruck verschaffen.
Bereits im Juni hatte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) die Forderung nach einer Tariferhöhung von 6,3 Prozent vorgelegt, wobei fünf Prozent auf linearen Gehaltserhöhungen basieren sollen und der Rest für eine bessere Vergütung der Nachtarbeit vorgesehen ist. Doch mit dem Verhandlungspartner, der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), war eine solche Tariferhöhung nicht zu machen. Der TdL-Verhandlungsführer der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) stellte sich massiv gegen eine derartige Anpassung der ärztlichen Vergütungen an den Uni-Kliniken.
Streik an den Uni-Kliniken deutschlandweit
In ganz Deutschland werden am Montag an den Universitätskliniken die Ärztinnen und Ärzte in den Streik gehen. Dies gilt für die Uni-Kliniken in Süddeutschland wie in Freiburg, Heidelberg oder Tübingen ebenso wie für die Medizinische Hochschule in Hannover oder die Universitätskliniken im hohen Norden wie in Kiel und Lübeck. Insgesamt 23 Uni-Kliniken haben sich dem Streikaufruf angeschlossen und am 24. November wollen die Ärzte mit einer Großdemonstration in Hannover ihren Forderungen zusätzliches Gewicht verschaffen. Die unbefristete Arbeitsniederlegungen könnte sich über Monate hinziehen, so die Sorge der Experten wie des MHH-Vizepräsidenten Andreas Tecklenburg. Die Hoffnung des Marburger Bundes noch vor Montag eine Einigung mit der TdL zu erzielen, geht gegen Null. Nachdem die Mitglieder des Marburger Bundes in einer Urabstimmung mit 97,4 Prozent für den Streik gestimmt hatten, reagierten die Verhandlungspartner auf Seiten der Länder zwar überrascht, doch eine erhöhte Bereitschaft auf die Forderungen der Mediziner einzugehen war nicht zu erkennen. Die Ärzte fordern insgesamt eine Tariferhöhung von 6,3 Prozent, wobei fünf Prozent als lineare Gehaltssteigerungen vorgesehen sind und die restlichen Anpassungen einer besseren Vergütung der Nachtarbeit dienen sollen. Derzeit erhalten die Ärzte der Uni-Kliniken für Vollarbeit in der Nacht lediglich einen Zuschlag von 1,28 € pro Stunde, was für die Mediziner einer „Zumutung“ gleichkomme, die „Ausdruck mangelnder Wertschätzung ihrer Arbeit“ sei, erklärte der erste Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke.
Ärzte an Universitätskliniken bisher benachteiligt
Als Begründung für die recht umfangreichen Forderungen nannte die Ärztegewerkschaft deutliche finanzielle Nachteile der Mediziner in den Universitätskliniken gegenüber Ärzten anderer Träger. An den Uni-Kliniken seien die Ärzte „in den vergangenen zwei Jahren stark ins Hintertreffen geraten“, betonte Rudolf Henke. Dem Experten zufolge müssen die Uni-Kliniken dringend wieder „Anschluss finden an die tarifpolitische Entwicklung, sonst werden sich die Probleme bei der Nachwuchsgewinnung und der Akquisition von Fachärzten verschärfen.“ Zudem müsse „Spitzenmedizin deutlich besser bezahlt werden“, so Henke weiter. Da die Verhandlungspartner der Tarifgemeinschaft der Länder nicht dazu bereit waren, die Forderungen der Mediziner zu unterstützen, hatte der Marburger Bund die Tarifverhandlungen nach fünf Verhandlungsrunden Ende September für gescheitert erklärt und die rund 20.000 Ärzte an den Universitätskliniken zum Streik aufgerufen. Ab Montag wird nun die Arbeitsniederlegung in 23 Uni-Kliniken beginnen. Die Notfallversorgung der Patienten ist nach Auskunft der Ärztegewerkschaft und der Klinikleitungen jedoch trotz Streik jederzeit gewährleistet. (fp)
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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