Ärzte und Psychologen beteiligten sich an Folter in Guantanamo und Abu Ghraib
04.11.2013
Es gab viele Berichte über Folterpraktiken in den Kriegsgefängnissen von Guantanamo und Abu Ghraib, die erkennen ließen welches Leid den Gefangenen unter dem Deckmantel der „Terrorabwehr“ angetan wurde. Aus diesem Grund hatten bereits 2010 das Institute on Medicine as a Profession und das Open Society Institute eine Kommission ins Leben gerufen, die der Frage nach der Beteiligung von Medizinern an Verhören, der Folter oder Zwangsernährungen von Gefangenen, nach gegenagen ist. Die Ergebnisse haben ein ungeheueres Ausmaß an unmenschlichen Praktiken ans Licht gebracht und Empfehlungen zur Sicherung der medizinischen Ethik notwendig gemacht.
Bereits 2012 waren die Ergebnisse fertiggestellt worden. Laut Jeffrey Kaye, einem Mitglied der Kommission, wurde aber aus wahlkampftaktischen Grünen auf eine Veröffentlichung verzichtet, denn dies hätte Barack Obama sicherlich in keinem guten Licht darstehen lassen. Gezielt wurde eine rechtliche Aufarbeitung der willkürlichen Verschleppung Inhaftierung und Folter verhindert. Damals wurde lediglich ein kurzer Ausschnitt, über die wie schon in anderen Studien belegte Beteiligung von Medizinern an Folter und Verhören, veröffentlicht und als „alamierende Verletzung“ der medizinischen Ethik verurteilt.
Pentagon und CIA föderten Folterpraktiken
Dabei haben die Untersuchungen gezeigt, dass das Pentagon und die CIA gezielt Ärzte und Psychologen angehalten haben, in Gefangenenlagern gegen ethische Prinzipien und medizinische Maßstäbe, wie dem Hippokratischen Eid, zu verstoßen und Menschen Schaden zuzufügen. Die Mediziner halfen dabei Folter und grausame, unmenschliche und entwürdigende Behandlung von Gefangenen auszuarbeiten. Hervorzuheben ist dabei die Beteiligung an Verhören und Beratung, wie sich Desorientierung und Angst bei den Gefangenen verstärken lässt, die Unterstützung der Verhöre durch Medikamente und die Zwangsernährung von Hungerstreikenden.
So wurden „Ärzte“ als „Sicherheitsmitarbeiter“ geführt, um ihre eigentlichen Aufgaben zu verschleiern. Zudem wurden, entgegen des Verbots von World Medical Association und die American Medical Association, Gefangene zwangsernährt. Medizinische Kenntnisse sollten für die Verhöre eingesetzt und Misshandlungen an Gefangen, entgegen internationaler Regeln, nicht gemeldet werden. Mehr als 350 sogenannter Selbstverletzungen wurden zwischen 2002 bis 2003 nicht nach ihren Gründen untersucht, sondern stillschweigend hingenommen.
Ärzte und Psychologen tragen Mitschuld
Wer denkt, dass diese unmenschlichen Praktiken der Vergangenheit angehören hat sich geirrt. Das Pentagon hat zwar ein Komitee eingerichtet, das die medizinethischen bedenklichen Vorgänge in Guantanamo untersuchen soll, an den veränderten Praktiken der Psychologen und Ärzten und den fehlenden ethische Maßstäben hat sich aber nichts geändert. Wer dabei aber nur mit dem Finger auf die „böse“ Regierung zeigt, macht es sich dann aber doch zu einfach. Schließlich tragen die Ärzte und Psychologen, die solche Vorgehensweisen mitunterstützen oder einfach dulden eine genau so große Schuld. Die Ärzte des Office of Medical Services der CIA haben letztendlich Foltermethoden, wie das Waterboarding, Isolation, Schlafentzug, Verursachung von Angst, als „verschärfte Verhörmethoden“ gebilligt und für medizinisch akzeptabel befunden. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei all diesen Methoden jedoch eindeutigt um Folter. Für den Medizinprofessor und Mitglied der Arbeitsgruppe Gerald Thomson steht ausser Frage, dass Amerikaner sich darauf verlassen müssen können, dass die Ärzte der medizinischen Ethik folgen. Ganz egal für wen sie arbeiten. Ob der Bericht wirklich eine Veränderung einläutet, bleibt abzuwarten. Der bloße Aufruf an die medizinischen Mitarbeiter des Pentagons und der CIA sich an die medizinischen Ethiken zu halten, wird da wohl sehr wenig bewirken.
Veränderungen bleiben fraglich
Druck ausüben sollen auch die Ärztevereinigungen und die Psychological Association, die die ethischen Maßstäbe verstärken sollen. Der US-Präsident wird zusätzlich aufgefordet, endlich eine unanhängige Untersuchungen zu der Beteiligung des medizinische Personals an der Folter und den Misshandlungen einzuleiten. Der Staat soll deutlich Position zu den Ereignissen beziehen. Erwarten sollte man nicht allzu viel, denn das Einzige was Präsident Obama untersuchen ließ war die Fage, ob es nicht direkt an Folter grenzende Techniken gibt, um Gefangene zum Sprechen zu bringen. Bezweifeln sollten man auch, ob eine deutlich aufgestellte Medizinische Ethik die Ärzte und Psychologen daran hindern wird, an Folter direkt oder indirekt teilzunehmen. Von einer wirklich neuen Erkenntniss, dass eine Beteiligung an Folter der medizinischen Ethik widerspricht, kann schießlich nicht gesprochen werden. (fr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.