Kurzsichtigkeit durch intensive Nutzung von Smartphones – Ärzte sind gefragt
Für viele Menschen ist das Smartphone aus dem Alltag längst nicht mehr wegzudenken. Auch wenn uns die Geräte in vielen Bereichen das Leben erleichtern, birgt die intensive Nutzung auch gesundheitliche Risiken. So steigt unter anderem die Kurzsichtigkeit in der Bevölkerung. Ärzte sollten stärker auf die möglichen Gefahren aufmerksam machen.
Auf mögliche Gesundheitsgefahren aufmerksam machen
Mit Freunden chatten, im Internet surfen, spielen, shoppen oder gar den Partner fürs Leben suchen: Die Nutzung von Smartphones und Tablets nimmt immer stärker zu. Das bleibt leider nicht ohne gesundheitlichen Folgen. So ist beispielsweise eine Zunahme der Kurzsichtigkeit in der Bevölkerung festzustellen, die von Experten auf den intensiven Gebrauch von Smartphones zurückgeführt wird. Mediziner sollten daher stärker auf die möglichen Gesundheitsgefahren aufmerksam machen.
Auswirkungen der intensiven Nutzung von Smartphones
Die intensive Nutzung von Smartphones und Tablets verändert oft nicht nur das Sozialverhalten, sondern kann auch gesundheitliche Probleme mit sich bringen. So hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass der häufige Gebrauch von solchen Geräten bei Kindern und Jugendlichen die Schlafqualität vermindern kann.
Zudem verweisen Fachleute schon seit längerem auf die möglichen Haltungsschäden durch intensive Smartphone-Nutzung.
„Bei intensiver Nutzung können statische Körperhaltung, häufige Bewegungswiederholungen und hohe Muskelaktivitäten auftreten, die den Bewegungsapparat belasten können“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Die Folgen können unter anderem entzündete Daumensehnen und Nackenverspannungen sein.
Auch die Auswirkungen auf die Augen können gravierend sein.
Immer mehr Menschen sind kurzsichtig
Ein internationales Forscherteam berichtete vor kurzem, dass etwa die halbe Weltbevölkerung bis 2050 kurzsichtig werden wird.
Die Zahl der Kurzsichtigen in Deutschland ist jetzt schon sehr hoch. Laut einer Studie der Universität Mainz leidet mehr als die Hälfte der Abiturienten und Hochschulabsolventen unter Kurzsichtigkeit (Myopie), berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
„Das wird noch weiter zunehmen“, warnte der Direktor der Augenklinik der Unimedizin Rostock, Anselm Jünemann, der die überlange Nutzung von Smartphones bei Kindern und Jugendlichen und damit einhergehend die viel zu geringe Zeit im Freien und im Tageslicht, als einen der Hauptgründe dafür ansieht.
Eine neue Volkskrankheit droht
Kurzsichtige nehmen entfernte Objekte unscharf wahr. Jünemann zufolge sei die permanente Naharbeit für die Myopie verantwortlich. Durch den ständigen Begleiter Smartphone würden die Effekte noch deutlich schlimmer. „Wir Augenärzte sollten deutlicher als bisher Position beziehen“, so der Experte laut dpa.
Den Angaben zufolge hätten aktuell rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung einen Wert von mehr als minus sechs Dioptrien, ein bis zwei Prozent wären normal.
Das Auge bekomme beim permanenten Betrachten von Nahobjekten das Signal zu wachsen. „Das Wachstum ist unumkehrbar“, erläuterte der Mediziner. Je höher die Dioptrienzahl, desto länger ist auch der Augapfel. „Das ist wie bei einem Luftballon. Je stärker der aufgeblasen wird, desto dünner wird er.“
Das wiederum führe zu einer schlechteren Durchblutung und zur Degeneration der Netzhaut. Es droht eine neue Volkskrankheit.
Der Berufsverband der Augenärzte trägt die Einschätzung Jünemanns mit. Die Einflussmöglichkeiten der Mediziner seien letztlich aber gering, wie der Verbandssprecher Georg Eckert laut dpa sagte. „Eine allmähliche Bewusstseinsänderung muss stattfinden.“
Jünemann ist angesichts der Verbreitung von Smartphones allerdings skeptisch. Er verweist auf die Fettsucht (Adipositas), bei der alle Zusammenhänge bekannt seien, die Zahl der Betroffenen aber trotzdem unaufhörlich steige.
Therapieansätze aus asiatischen Ländern
Stark Fehlsichtige seien von einigen Berufen ausgeschlossen. Diese Regelung hat auch seine Berechtigung, oder „Möchten Sie gerne mit einem halbblinden Piloten fliegen?“, fragt Jünemann provozierend.
Für ihn ist die Einschränkung der Berufswahl der Hebel, um den Trend zu verändern. „Kinder verstehen viel, wenn man es erklärt.“ Wie sich die Sehfähigkeit bei den heutigen jungen Fehlsichtigen bei anhaltender Fehlbelastung entwickelt, sei heute noch völlig ungeklärt.
Womöglich könnten in der Zukunft Therapieansätze aus asiatischen Ländern helfen, die noch viel mehr unter der Fehlsichtigkeit der Bewohner zu leiden haben. Dort träufeln sich manche Betroffene eine 0,01-prozentige Belladonna-Lösung in die Augen. „Es funktioniert, wir wissen nur nicht wie.“
Allerdings haben US-Arzneimittelbehörden erst kürzlich vor dem Risiko durch homöopathische Präparate auf Basis von Belladonna (Schwarze Tollkirsche) gewarnt. Die Warnung bezog sich auf homöopathische Zahnmittel, die bei kleinen Kindern lebensbedrohliche Folgen haben können.
Experten raten Kurzsichtigen aber grundsätzlich, etwas zu tun, denn Myopie gilt auch als Risikofaktor für andere Augenleiden wie Grüner Star oder Netzhautablösungen. Welche Behandlung sinnvoll ist, sollte am besten mit dem Augenarzt geklärt werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.