Mann verlor bei einem Unfall sein rechtes Ohr
Ein plastischer Chirurg aus China hat einen spektakulären Eingriff durchgeführt: Er formte aus Rippengewebe ein neues Ohr und transplantierte es einem Patienten in den Unterarm ein. Das neu entstehende Sinnesorgan soll in drei bis vier Monaten an den Kopf verpflanzt werden, so der Mediziner Guo Shuzhong gegenüber der Tageszeitung „China Daily“.
Patient litt stark unter dem Verlust
Es klingt zunächst etwas befremdlich, könnte einem Mann aus China aber schon bald deutlich mehr Lebensqualität bringen: Ein künstliches Ohr aus Rippenknorpel, dass sich im Unterarm des Patienten entwickelt und später an den Kopf transplantiert werden soll. Vollbracht hat diesen bislang einmaligen Eingriff der chinesische Arzt Guo Shuzhong von der Jiaotong-Universitätsklinik in Xi’an, berichtet „China Daily“.
Der Ende dreißig Jahre alte Herr Ji hatte bei einem Verkehrsunfall vor einem Jahr sein rechtes Ohr verloren und litt seither stark unter dem Verlust. „Ich habe mich immer unvollständig gefühlt”, so der Mann laut der chinesischen Nachrichtenseite “Huanqiu”.
Mediziner entwickeln dreistufigen Rekonstruktions-Plan
Guo Shuzhong, der mehr als 30 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Wiederherstellungschirurgie hat, nahm sich der Sache an und erarbeitete gemeinsam mit seinem Kollegen Shu Maoguo einen dreistufigen Plan, um das Ohr mit einem Teil des Rippenknorpels des Patienten zu rekonstruieren. In der ersten Phase schoben die Ärzte einen Haut-Expander in den rechten Unterarm des Patienten und injizierten regelmäßig Wasser, um die Haut zu dehnen.
In der zweiten Phase entnahmen sie einen Teil des Rippenknorpels und formten daraus eine neue Ohrmuschel. Diese wurde anschließend unter die geweitete Haut verpflanzt, um sich entsprechend weiter entwickeln zu können.
„Die dritte Phase der Operation, bei der das neue Ohr auf Jis Kopf transplantiert wird, soll in drei oder vier Monaten durchgeführt werden”, sagte Shu Maoguo. Denn um das Ohr „perfekt“ für den Patienten anpassen zu können, müsste abgewartet werden, bis das künstliche Sinnesorgan vollständig gewachsen sei.
Ohr-Transplantation soll der letzte Eingriff sein
Die Verpflanzung des künstlichen Sinnesorgans soll den letzten Eingriff nach einer langen Reihe vorangegangener Operationen seit dem Unfall sein. Aufgrund schwerer Verletzungen im Gesicht, hatte Ji zunächst mehrere Rekonstruktionen im Mund- und Kieferbereich über sich ergehen lassen müssen.
Ob Herr Ji mit der neuen Ohrmuschel zukünftig tatsächlich wieder etwas hören kann, ist allerdings noch nicht klar. Denn für die volle Funktionsfähigkeit ist unter anderem ein intaktes Innenohr notwendig. Der Patient sei dem Bericht nach jedoch sehr glücklich über das Ergebnis. „Es sieht genau so aus wie mein altes Ohr“, sagte Ji demnach, als er zum ersten Mal das wachsende Ohr auf seinem rechten Arm sah.
Methode wird schon länger eingesetzt
Ji´s Geschichte ist nicht der erste Fall, bei dem Mediziner ein künstliches Ohr gestaltet haben. 2012 war die Methode beispielsweise bei der damals 41-jährigen Amerikanerin Sherrie Walter angewandt worden. Die Frau hatte laut den “ABC News” ihr Ohr infolge einer Hautkrebserkrankung verloren. Auch damals entfernten die Ärzte der Patientin Knorpelgewebe aus dem Brustkorb, um ein neues Ohr zu bilden. Dieses wurde anschließend unter die Haut des Unterarms gelegt, um zu wachsen. Nach vier Monaten wurde das neue Ohr an den Kopf transplantiert. (nr)
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