Ulrich Montgomery stellt klare Forderungen an die Politik
Tausende Menschen aus Kriegs- und Krisenstaaten wie Libyen, Syrien oder Somalia kommen derzeit täglich in Deutschland an, um Schutz vor Gewalt, Verfolgung und menschenunwürdigen Verhältnissen zu finden. Doch die medizinische Versorgung in den Flüchtlingslagern reicht aufgrund fehlender Ärzte nicht aus. In der Folge steigt die Gefahr, dass gefährliche Infektionskrankheiten eingeschleppt werden und sich weiter ausbreiten könnten. Dementsprechend fordert der Präsident der Bundesärztekammer nun von der Politik eine bessere Organisation der Gesundheitsversorgung.
Versorgung sollte auf mehrere Schultern verteilt werden
Angesichts der unzureichenden Gesundheitsversorgung in den Flüchtlingsunterkünften, müsse laut dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, nun die Politik eingreifen und für eine Verbesserung der Situation sorgen. „Die Versorgung ist machbar, wenn sie auf viele Schultern verteilt wird. Die Behörden müssen das organisieren”, erklärte Montgomery gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Ein notwendiger Schritt, denn viele Menschen aus den Kriegs- und Krisengebieten würden multiresistente Tuberkulosen mitbringen, die teilweise erst hier zum Ausbruch kämen, so der Experte weiter.
„Als allererstes muss man mit mobilen Ärzteteams in die Aufnahmelager“, fordert der Ärztepräsident. Nach der Erstversorgung müsste für die betroffenen Menschen möglichst schnell eine Regelversorgung stattfinden. Doch derzeit würden die betroffenen Menschen nach ihrer Ankunft weder „zeitgerecht“ erst versorgt noch auf Tuberkulose hin untersucht, so die Kritik. Hinzu käme laut Montgomery der Umstand, dass für Infektionskrankheiten, Mangelerkrankungen oder unterwegs zugezogene Verletzungen, „angesichts der schieren Zahl im Moment keine ausreichende ärztliche Versorgung gewährleistet” sei.
Untersuchung sollte innerhalb von drei Tagen stattfinden
„Es ist unerträglich, dass ein reiches Land wie Deutschland Leute drei Monate lang auf eine gesetzliche Untersuchung warten lässt, um die hochriskante infektiöse Tuberkulose abzuklären“, so Montgomery im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“. Dementsprechend sollte jeder Flüchtling innerhalb von drei Tagen einen Arzt sehen. Doch für eine ausreichende Versorgung bräuchte es deutlich mehr Amtsärzte und Eingreifteams, wobei hier sowohl niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte, aber auch Mediziner im Ruhestand eingesetzt werden könnten.
„Man kann doch nicht die Menschen erst ins Land lassen, um sie dann zu gettoisieren und ohne ärztliche Versorgung zu lassen und dabei hoffen, dass sie dann wieder gehen. Das ist unseres Rechtsstaates unwürdig“, so Montgomery gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. (nr)
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