Neue Rufnummer für den ärztlichen Notdienst startet bundesweit am Montag
11.04.2012
Eine neue Notruf-Nummer startet deutschlandweit am 16.April 2012. Patienten, die am Wochenende oder in der Nacht in dringenden Fällen einen Arzt verständigen müssen, können die Rufnummer 116 117 wählen. Damit wird die Notruf-Nummer für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst bundesweit vereinheitlicht. In schweren Notfällen wie einem Herzinfarkt gilt weiterhin die 112.
In ganz Deutschland startet ab dem 16.April die neue Notruftelefonnummer für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Der neue kostenfreie Anschluss wird deutschlandweit auf die Rufwahl 116-117 vereinheitlicht, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Dienstag in Berlin mitteilte. Bei einem Anruf wird der Anrufer automatisiert an den nächstliegenden ärztlichen Dienst weitergeleitet.
Bis dahin gelten noch die regional unterschiedlichen Rufnummern, von denen es mehr als einhunderttausend in Deutschland gibt. Teilweise wechselten die Nummern sogar, wie die KBV erklärte. Daher sei es von notwendig gewesen, dass System zu reformieren. Ab dem kommenden Montag wird der Dienst gebündelt unter der 116117 erreichbar sein.
Ärztebereitschaftsdienst ist kein Notruf für lebensbedrohliche Lagen
Der Ärztebereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung ist jedoch nicht mit dem Rettungsdienst zu verwechseln. In Situationen, in denen das Leben des Patienten durch einen Schlaganfall, Unfall oder Herzinfarkt gefährdet ist, müsse weiterhin die ebenfalls bundesweit vereinheitlichte Nummer 112 angerufen werden. Der ärztliche Bereitschaftsdienst wird von den Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten organisiert und gilt für Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen. Die Privatkassen haben selbst einen eigenen Bereitschaftsdienst, dessen Nummern in den örtlichen Telefonverzeichnissen vermerkt sind.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU) begrüßte die Umstellung. Es sei nach seinen Worten ein „großer Fortschritt, denn es beendet das Wirrwarr von über tausend Wegen, zu einem Arzt zu kommen, auf eine einzige Lösung." Nach Angaben des Kassenärztlichen Verbandes betragen die Umstellungskosten zwischen drei und fünf Millionen Euro. Die Kosten hierfür tragen die gesetzlichen Krankenkassen. Jedes Jahr wird der Notruf etwa 3,9 Millionen mal von Erkrankten angewählt.
Alte Rufnummer bleiben vorerst bestehen
Weil in vielen Internetportalen und Telefonbüchern noch die alten Nummern stehen, bleiben diese vorerst erhalten. Teilweise wechselten diese regional unterschiedlichen Nummern sogar täglich, weshalb Patientenvertreter schon seit längerer Zeit einen Einheitswahl forderten. In den ersten Wochen sei die neue Notruf-Nummer allerdings noch nicht überall anwählbar. Bundesländer wie das Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg folgen erst etwas später.
Die Nummer 116-117 wählen Betroffene, die dringend die Konsultation eines Arztes benötigen. Die Nummer gilt, wenn am Wochenende, in den Abendstunden oder in der Nacht der Hausarzt nicht erreichbar ist. Der Bereitschaftsdienst schickt dann einen Arzt los, der zumeist mit einem Taxi zum Patienten gebracht wird. Weil das aber einige Zeit in Anspruch nehmen kann, sollten Erkrankte, die sich in lebensbedrohlichen Zuständen befinden, den Dienst der Feuerwehr mit der Nummer 112 wählen.
Der Anrufer wird je nach Region an einen Arzt direkt weitergeleitet (meistens auf dem Lande) oder zu einer Leitstelle, die eine Entsendung koordiniert. Ist die Weiterleitung nicht möglich, übernimmt ein Service-Center die Vermittlung. "Mit der 116-117 wird es für die Bürger wesentlich einfacher, ambulante ärztliche Hilfe zu erhalten, wenn die Praxen geschlossen haben", sagte der Patientenbeauftragte Zöller.
Erstmals in der EU eine einheitliche Notrufnummer
Deutschland hat somit als erstes europäisches Land in der Europäische Union (EU) die einheitliche Rufnummer für den ambulanten Ärztenotdienst geschaffen. Schon im Jahre 2009 hatte die EU die 116117 in ganz Europa reserviert. Künftig soll die Nummer für alle EU-Staaten gelten. Teilweise sollen Urlauber auch deutschsprachige Vermittler kontaktieren können. Für medizinische Notfälle und Feuerwehr gilt bereits europaweit die einheitliche Notrufnummer 112. (sb)
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