Affenpockenvirus erstmals in Deutschland nachgewiesen
In den letzten Wochen sind immer wieder Fälle von Affenpocken außerhalb Afrikas registriert worden. Nun wurde das Affenpockenvirus auch erstmals in Deutschland nachgewiesen. Der Patient ist in einer Klinik in München isoliert.
Die Gesundheitsbehörden in Europa und Nordamerika haben seit Anfang Mai zunehmend Fälle von Affenpocken festgestellt und damit die Sorge geweckt, dass sich die ansonsten nur in einigen Regionen Afrikas vorkommende Erkrankung nun weiter ausbreitet. Jetzt ist der erste Fall der Infektionskrankheit in Deutschland bestätigt worden.
Dem Patienten geht es gut
Laut dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (Friedrich-Loeffler-Institut) (FLI) werden derzeit aus verschiedenen Ländern Infektionen des Menschen mit Affenpocken gemeldet.
Mit mehreren bestätigten Fällen in Großbritannien, Spanien und Portugal ist dies Fachleuten zufolge der bislang größte und weitreichendste Ausbruch von Affenpocken, der jemals in Europa beobachtet wurde.
Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München hat jetzt am 19. Mai 2022 auch erstmals in Deutschland bei einem Patienten mit charakteristischen Hautveränderungen das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen, berichtet der Sanitätsdienst der Bundeswehr auf seiner Webseite.
Der 26-jährige Patient befindet sich isoliert in der München Klinik Schwabing, heißt es in einer Mitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. „Dem jungen Mann geht es gut – er hat mit leichten Schluckstörungen und erhöhter Temperatur geringfügige Symptome“, erklärt Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Schwabinger Infektiologie.
„Der junge Mann hat sich sehr verantwortungsbewusst direkt nach Symptombeginn in medizinische Betreuung begeben, um andere vor einer Infektion zu schützen“, so der Mediziner.
Erkrankung heilt normalerweise von selbst ab
Affenpocken sind eine aus dem Tierreich stammende Viruserkrankung, die laut dem Sanitätsdienst der Bundeswehr nur gelegentlich Infektionen beim Menschen verursacht. Die Krankheit wird durch das Affenpockenvirus ausgelöst, das zur Familie der Orthopockenviren gehört.
Die Viren können im Frühstadium über erregerhaltige Tröpfchen in der Ausatemluft oder später durch direkten Kontakt mit den charakteristischen Hautveränderungen übertragen werden.
In Pustel- und Schorfmaterial ist das Virus noch lange überlebensfähig und kann so auch über kontaminierte Materialien und Oberflächen wie zum Beispiel Kleidung, Bettzeug und andere persönliche Gegenstände übertragen werden.
Die Inkubationszeit der Affenpocken beträgt in der Regel sechs bis 13 Tage, kann jedoch auch zwischen fünf und 21 Tagen liegen. Die Erkrankung heilt typischerweise von selbst ab, wobei die Symptome in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen abklingen.
Zu den ersten Symptomen der Affenpocken gehören Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost sowie Abgeschlagenheit. Es kann sich ein anfangs stark juckender und fleckiger Ausschlag einwickeln, der meist im Gesicht beginnt und sich dann auf andere Körperteile, einschließlich der Genitalien, ausbreitet.
Die Hautveränderungen durchlaufen dann verschiedene Stadien, die auch mit Windpocken, Dellwarzen sowie der Syphilis verwechselt werden können. Es bilden sich flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die eitern und aufplatzen können und schließlich ein Schorf, der später abfällt und dabei immer noch vermehrungsfähiges Virus enthalten kann.
Impfung gegen Pocken schützt
Affenpocken wurden, wie der Name schon andeutet, erstmals 1958 bei Affen in einer Versuchstierhaltung entdeckt. Allerdings sind Affen vermutlich nicht das Hauptreservoir des Virus, weshalb der Name irreführend ist.
Vielmehr sind nach neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich kleine Nagetiere das natürliche Reservoir dieses Virus und Affen sowie Menschen lediglich Zufallswirte.
Wie das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt, können sich Menschen vor allem durch Kontakt mit den Hauteffloreszenzen, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere (in erster Linie verschiedener Nagetiere) und beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und lediglich bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen. Eine Übertragung schon in der Prodromalphase ist bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass eine Impfung gegen Pocken auch vor einer Infektion mit Affenpocken schützt, berichtet der Sanitätsdienst der Bundeswehr. Doch der Großteil der Bevölkerung hat mittlerweile keinen belastbaren Schutz mehr durch frühere Pockenschutzimpfungen.
Seit 2022 ist das Medikament Tecovirimat in Europa zur Behandlung von Affenpocken auch in Europa zugelassen, es ist aber bisher nur begrenzt verfügbar. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sanitätsdienst der Bundeswehr: Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr weist Affenpocken nach, (Abruf: 21.05.2022), Sanitätsdienst der Bundeswehr
- Friedrich-Loeffler-Institut: Woher stammen Affenpocken?, (Abruf: 21.05.2022), Friedrich-Loeffler-Institut
- Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege: Holetschek: Affenpocken-Fall in Bayern bestätigt – Patient in München Klinik Schwabing isoliert – Bayerns Gesundheitsminister: Vorkehrungen gegen Infektionen sind getroffen, (veröffentlicht 20.05.2024), Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
- Robert Koch-Institut: Allgemeine Informationen des RKI zu Affenpocken, u.a. zu Übertragung, Diagnostik und Situation in Deutschland, (Abruf: 21.05.2022), Robert Koch-Institut
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.