Verhaltenstherapie verspricht Hilfe bei einer Agoraphobie
Plötzliche Panikattacken auf öffentlichen Plätzen, in größeren Menschenmengen, im Supermarkt oder der Straßenbahn sind kennzeichnend für eine sogenannte Agoraphobie, die die Bewegungsfreiheit der Betroffenen zunehmend einschränken kann, berichtet Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) auf dem Fachportal „Neurologen und Psychiater im Netz“. In manchen Fällen erreicht die Agoraphobie laut Aussage des Experten ein Ausmaß, dass die Personen nicht mehr in der Lage sind, das Haus zu verlassen. Sollten Anzeichen einer Agoraphobie vorliegen, rät Bergmann möglichst zeitnah einen Psychiater, Psychotherapeuten oder Nervenarzt aufzusuchen, bevor das soziale Leben stark beeinträchtigt wird. Eine kognitive Verhaltenstherapie verspreche hier gute Erfolge.
Agoraphobien sind durch die Angst vor bestimmten Situationen gekennzeichnet ist, wobei Betroffene zum Beispiel Probleme haben, „sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten, Supermärkte oder Geschäfte zu betreten, sich in Menschenmengen, Kinos oder engen geschlossenen Räumen aufzuhalten, oder sich alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen“, berichtet das Fachportal „Neurologen und Psychiater im Netz“. Dies kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen und die sozialen Beziehungen der Betroffenen schwer belasten. Die speziellen, angstauslösenden Situationen können sich individuell deutlich unterscheiden, wobei ein gemeinsamer zentraler Aspekt vieler agoraphober Situationen „ist, dass eine Flucht aus diesen Situationen nicht sofort möglich erscheint“, erläutert Dr. Bergmann.
„Betroffene verspüren dann die Angst, ihrer Angst in solchen Situationen ausgeliefert zu sein, die Kontrolle über sich zu verlieren sowie körperliche Symptome zu verspüren, die sie als lebensbedrohlich oder auch peinlich-beschämend wahrnehmen“, berichtet der BVDN-Experte. Von den Phobikern werde die Angst auf verschiedene Art und Weise wahrgenommen. So könnten manche Betroffene problemlos im Supermarkt einkaufen, seien aber nicht dazu in der Lage, mit dem Auto allein weite Strecken zurückzulegen. Die jeweiligen angstauslösenden Situationen werden aufgrund der auftretenden Ängste mit der Zeit zunehmend gemieden, erläutert Dr. Bergmann weiter.
Körperliche Symptome im Rahmen der Panikattacken
Erste Anzeichen der Phobie ist oftmals eine Panikstörung in Form einer ersten völlig überraschenden Panikattacke, die mit verschiedenen körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Brustschmerzen, Atemnot, Schwindel und Entfremdungsgefühlen einhergehen kann. Die ausgeprägten (körperlichen) Angstsymptome führen oft dazu, „dass die betroffenen Menschen fürchten zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden“, berichtet das Fachportal „Neurologen und Psychiater im Netz“. Nicht selten würden sich Betroffene aufgrund der körperlichen Beschwerden zu einem Arzt oder in die Notaufnahme begeben, wo allerdings keine körperliche Ursache für den Anfall festgestellt werden kann.
„In der Folge entwickeln sie die Angst, wieder so einen Anfall zu bekommen“, erläutert Dr. Bergmann. Diese Angst werde zu einem ständigen Begleiter und die „Erwartungsangst“ führe dazu, dass selbst die anfallsfreie Zeit keine Erholung und Entspannung bringt. „Für die Kontrolle der Angst und die Selbstbeobachtung des Körpers wird dann viel Zeit und Energie aufgewendet, was eine ständige Anspannung mit sich bringt“, erläutert der Experte. Zwar würden einige Betroffene über längere Zeit beschwerdefreie Krankheitsphasen erleben, doch kehre die Agoraphobie nicht selten in stärkerer Form zurück. Eine Agoraphobie trete isoliert aber oft auch in Kombination mit einer Panikstörung auf.
Kognitive Verhaltenstherapie verspricht gute Erfolge
Von dem sozialen Umfeld werden die Ängste der Betroffenen oftmals als irrational eingestuft, was zu Unverständnis und Ablehnung führen kann. Die Erkrankten ziehen sich aus Sorge vor derartigen Reaktionen oftmals zurück und sind zunehmend sozial isoliert, erläutert Dr. Bergmann. Bei Anzeichen für eine Agoraphobie, sollte daher laut Aussage des Experten dringend Hilfe in Anspruch genommen werden. „Eine kognitive Verhaltenstherapie verspricht gute Erfolge“, berichtet Bergmann weiter.
Bereits die Aufklärung über das Erkrankungsbild, über die Aufschaukelungsprozesse der Erregung, die Interpretation körperlicher Angstsymptome und die Rolle der veränderten Wahrnehmungsschwelle von körperlichen Beschwerden könne sehr hilfreich sein. „Besonders bei einer schweren Symptomatik ist auch eine Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie und Antidepressiva ist möglich“, so Bergmann. Dem Experten zufolge sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben von einer Agoraphobie betroffen, eine Panikstörung trete bei rund drei Prozent der Allgemeinbevölkerung auf. (fp)
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