Zahnärzte wollen seltener auf dem Land arbeiten
28.10.2014
Dem Freistaat Bayern geht bei den freiberuflichen Zahnärzten der Nachwuchs aus. Die Anzahl der niedergelassenen Zahnärzte ginge "langsam aber stetig" zurück, berichtete Dr. Stefan Böhm, stellvertretender Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), vor der Presse in München. Bei den angestellten Ärzten dagegen hat sich in den vergangenen Jahren ein Zuwachs von 150 Prozent auf insgesamt 1572 ergeben.
Obwohl der Versorgungsgrad nach einer Erhebung der Bedarfsplanung der KZVB auf Landesebene bei über hundert Prozent liege, würde es vor allem im ländlichen Raum Defizite geben, wie die KZVB auf einer Pressekonferenz mitteilte. So kommen auf einen Zahnarzt in München 700 Patienten, während es im ländlichen Raum 1400 sind. Zudem würden Ältere niedergelassene Zahnärzte einer Umfrage zufolge keine Nachfolger für ihre Praxen finden. So drohen in den ländlichen Regionen Bayerns in naher Zukunft weitere Versorgungsengpässe in der Zahnmedizin.
"Wenn das so kommt, schließen in den kommenden fünf Jahren zwischen 400 bis 500 der rund 7100 Zahnarztpraxen in Bayern", erklärte Böhm. Die Ursachen sind demnach ähnlich denen in der Humanmedizin, es gebe aber auch "knallharte wirtschaftliche Gründe", so Böhm weiter. Demnach würden Zahnärzte angesichts der Tatsache, dass sie beim Umsatz zu 50 Prozent auf Privatpatienten angewiesen seien, stark unter der geringeren Kaufkraft auf dem Lande leiden. Die Patienten dort wären nicht in der Lage, sich hochwertigeren Zahnersatz zu leisten.
Zudem variieren die Pro-Kopf-Leistungen der Krankenkassen regional stark. In Gegenden mit hohem AOK Anteil würden sich kaum noch Zahnärzte für die Übernahme einer Praxis entscheiden, weshalb die flächendeckende zahnärztliche Versorgung durch das Verhalten der AOK gefährdet sei, so Böhm. „Zahnmedizinische Leistungen sind bei der AOK Bayern seit Jahren unterfinanziert. Deshalb kommt es immer wieder zu Honorarkürzungen bei den bayerischen Vertragszahnärzten.“ Und Böhm weiter auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in München: „Diese Planungsunsicherheit trägt nicht gerade dazu bei, die Niederlassungsbereitschaft in Regionen mit vielen AOK-Patienten zu erhöhen.“ Der AOK wirft er vor: „Die AOK Bayern verschanzt sich hinter dem Sozialgesetzbuch. Doch Leidtragende einer Ausdünnung der Versorgungslandschaft wären vor allem pflegebedürftige und immobile Patienten, die nicht in die nächste Kreisstadt zum Zahnarzt fahren können.“
Böhm fordert deshalb von der AOK Bayern, einen Teil ihres Haushaltsüberschusses für die vollständige Finanzierung vertragszahnärztlicher Leistungen zur Verfügung zu stellen und so die Versorgung in allen Teilen Bayerns zu erhalten: „Der Erhalt einer wohnortnahen zahnmedizinischen Versorgung im Flächenstaat Bayern ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, zu der auch die AOK Bayern ihren Beitrag leisten muss“, so Dr. Stefan Böhm. (jp)
Bild: Karl-Heinz Laube / pixelio.de
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