Alkoholbedingte Krankenhauseinlieferungen bei Senioren deutlich gestiegen
31.05.2012
Wie die Techniker Krankenkasse (TK) berichtet, ist der Alkoholmissbrauch bei Senioren in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Demzufolge müssen Senioren immer häufiger wegen alkoholbedingter Erkrankungen stationär behandelt werden. Seit dem Jahr 2000 stieg die Anzahl der über 65-jährigen Patienten, die wegen alkoholbedingter psychischer Störungen in einer Klinik versorgt werden mussten, in einigen Bundesländern um mehr als 75 Prozent, so die Mitteilung der TK.
Häufig seien sich die älteren Frauen und Männern der Tatsache, dass die Alkoholverträglichkeit mit zunehmendem Alter abnimmt, nicht bewusst, berichtet die TK. Während sie in jüngeren Jahren den Alkohol gut vertrugen, führt im Alter die gleiche Menge zu einem deutlich „höheren Alkoholpegel, da der Wasseranteil im Körper mit den Jahren sinkt“, erklärte die Krankenkasse in ihrer Pressemitteilung. Auch brauche die Leber bei Senioren länger für den Abbau des Alkohols und oftmals kommen riskante Wechselwirkungen mit Medikamenten hinzu. Daher rate die TK „grundsätzlich dazu, den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen.“ Ein erster Schritt könne ein vertrauliches Gespräch mit dem Hausarzt sein.
Die Gesellschaft hat ein massives Alkoholproblem
Unter Bezug auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat die TK vor der deutlichen Zunahmen bei alkoholbedingten stationären Behandlung von Senioren gewarnt. Männer seinen im Alter besonders häufig von erheblichen Problemen mit ihrem Alkoholkonsum betroffen. Laut Aussage der Krankenkasse waren vier von fünf Patienten, die wegen Alkoholmissbrauch länger als sieben Tage stationär versorgt werden mussten, männlich. In der Pressemitteilung des TK Landesvertretung in Hessen zum Thema Alkoholmissbrauch der Senioren wird der Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen, Wolfgang Schmidt-Rosengarten, mit den Worten zitiert: „Diese Entwicklung zeigt, dass sich in unserer Gesellschaft ein massives Alkoholproblem durch alle Altersschichten zieht. Nicht nur bei Jugendlichen – wie es überwiegend wahrgenommen wird.“ Der Anstieg der Krankenhauseinlieferungen wegen Alkoholmissbrauch, sei bei den hessischen Seniorinnen (74 Prozent) und Senioren (76 Prozent) in den vergangenen Jahren etwa gleichstark gestiegen, so die TK Weiter.
Fehlende Aufgaben und Einsamkeit als Ursache des Alkoholkonsums
Neben der generell erhöhten Anfälligkeit des Organismus gegenüber Alkohol im Alter sind nach Einschätzung von Wolfgang Schmidt-Rosengarten für die Alkoholprobleme bei Senioren oft „kritische Lebensphasen, in denen sich die Betroffenen mitunter zurückziehen oder fehlende Aufgaben durch den Eintritt in den Ruhestand, die dann Frustration oder Langeweile hervorrufen", verantwortlich. Den Senioren fehle der Sinn im Leben, sie sind sozial isoliert und haben oftmals das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, so die Erklärung der Experten. Auch bestehe oftmals ein Mangel an sozialer Kontrolle, „die man in jungen Jahren noch durch den Partner oder im Beruf durch Kollegen oder den Vorgesetzten“ hatte, so die Aussage der TK. Die erhöhte Anfälligkeit gegenüber dem Alkohol habe zur Folge, dass bereits relativ geringe Mengen zur Trunkenheit und einer damit verbundenen Sturz- beziehungsweise Unfallgefahr führen. Die Krankenhauseinlieferungen werden daher meist fällig, weil die Senioren desorientiert umherlaufen oder sich bei Stürzen verletzt haben, berichtet die TK. (fp)
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