Studie: TV-Werbung für Alkohol verführt Jugendliche zum Komasaufen
Einer neuen Studie zufolge erhöht das häufige Sehen von TV-Werbespots für Alkohol das Risiko des sogenannten Komasaufens bei Jugendlichen. Riskanter Alkoholkonsum ist ein weit verbreitetes Problem in Deutschland.
TV-Werbung verführt Jugendliche zum Rauschtrinken
Zwar zeigten Zahlen der Statistischen Landesämter der Bundesländer im vergangenen Jahr, dass das sogenannte Komasaufen bei Jugendlichen aus der Mode kommt, doch noch immer trinken zu viele Teenager zu viel und zu oft. Laut einer neuen Studie von Kieler Wissenschaftlern verführt die Alkoholwerbung im Fernsehen Kinder und Jugendliche zum „Rauschtrinken“. Demnach erhöhe das häufige Sehen von TV-Werbespots das Risiko des sogenannten Komasaufens bis zu vier Mal, teilte die DAK-Gesundheit in Hamburg mit.
Rauschquote vier Mal so hoch
Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hatte das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kooperation mit der Krankenkasse zwischen 2008 und 2011 rund 1.500 Schüler im Alter von zwölf bis 16 Jahren aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Brandenburg befragt. Bei den Teilnehmern, die am wenigsten Werbung mit alkoholischen Getränken sahen, hatten laut der Studie 6,2 Prozent über fünf Rauscherlebnisse in dem Befragungszeitraum. Bei den Befragten, die am häufigsten Fernseh-Spots für Bier, Wein und Schnaps gesehen hatten, lag die Rauschquote jedoch bei 24 Prozent und damit vier Mal so hoch.
Riskanter Alkoholkonsum in Deutschland
Nach Angaben der DAK-Gesundheit bestätigt die Langzeituntersuchung zudem, dass ein riskanter Alkoholkonsum ein verbreitetes Phänomen in Deutschland ist. Den Angaben zufolge habe die Hälfte der Schüler über ein erstmaliges Rauschtrinken – das sind mindestens fünf alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit – innerhalb von 30 Monaten berichtet. Des Weiteren gaben elf Prozent der Mädchen sowie 18 Prozent der Jungen an, sogar mehr als fünf Erfahrungen mit derartig massivem Alkoholkonsum gehabt zu haben.
Kritischer Umgang mit Werbespots
„Unsere Studie zeigt, dass Alkoholwerbung von Jugendlichen nicht nur wahrgenommen wird“, sagte der Suchtexperte der DAK-Gesundheit, Ralf Kremer. „Die Werbung kann vielmehr als unabhängiger Risikofaktor für die Initiierung des häufigen Rauschtrinkens im Jugendalter angesehen werden.“ Die Krankenkasse und das IFT-Nord betreiben seit sechs Jahren eine gemeinsame Anti-Alkohol-Kampagne. Nun plädierten sie zusammen für Werbeverbote und die Erziehung der Kinder zu einem kritischen Umgang mit den Werbespots.
Jugendliche trinken weniger als in den letzten Jahren
Positives hatte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Juni zu vermelden: Damals hatten sie eine Studie vorgestellt, derzufolge Jugendliche weniger trinken als früher. Zwar betrank sich 2014 noch immer fast jeder achte Jugendliche in Deutschland mindestens einmal im Monat. Doch mit 12,9 Prozent im Jahr war dies der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) hatte nach Veröffentlichung der Studie von einer erfreulichen Entwicklung gesprochen aber auch davor gewarnt, dass Alkohol noch immer das Suchtmittel Nummer eins bei jungen Menschen sei und „nicht bagatellisiert werden“ dürfe. (ad)
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