Stiftung Warentest bewertet sämtliche getesteten Antifaltencremes mit „mangelhaft“
Jugendliches Aussehen bis ins hohe Alter ist ein Wunsch vieler Menschen. Eine geschmeidige, faltenfreie Haut zählt zu den weit verbreiteten Schönheitsidealen und die Kosmetikindustrie bietet zahlreiche Produkte an, die zu einer solchen verhelfen sollen. Spezielle Antifaltencremes versprechen mit geheimnisvollen Substanzen wie Coenzym Q10 und Pro-Retinol A das Hautbild zu verbessern, doch hält laut einem aktuellen Test der Stiftung Warentest keines der Produkte sein Versprechen. „Unser Test zerstört diese Hoffnung erbarmungslos: Sichtbar wirken Antifaltencremes nicht“, so die Mitteilung der Stiftung Warentest.
Die Antifaltencremes sollen laut Angaben der Hersteller zu einer sichtbaren Verringerung der Falten beitragen. Dieses Versprechen hat die Stiftung Warentest genauer geprüft und mit Hilfe einer speziellen Fotobox die Gesichter von Frauen vor und nach der Anwendung untersucht. Das Ergebnis ist enttäuschend: Keine getestete Antifaltencreme konnte eine sichtbare Reduzierung der Falten bewirken. „Ob günstig oder teuer, ob Marken- oder Drogerieprodukt – keine Creme im Test kann Falten wegzaubern“, so die Mitteilung der Stiftung Warentest.
Frauen mit hohem Vertrauen in Antifaltencremes
Mit dem Alter ist die Bildung von Falten vollkommen natürlich, doch werden diese im Gesicht oftmals als wenig ästhetisch empfunden und insbesondere Frauen greifen hier oftmals zu entsprechenden Pflegeprodukten, um eine Reduzierung der Gesichtsfalten zu erreichen. Einer Umfrage der Stiftung Warentest zufolge setzten dabei viele Frauen hohes Vertrauen in Antifaltencremes. Fast jede zweite Befragte sei davon überzeugt gewesen, dass die Cremes Falten sichtbar verringern, berichtet die Stiftung Warentest. Den Werbeaussagen der Hersteller zufolge müsste dem auch tatsächlich so sein. Allerdings sieht die Realität deutlich anders aus. Eine sichtbare Reduzierung der Falten ließ sich in der aktuellen Untersuchung nicht feststellen.
240 Frauen haben die Antifaltencremes getestet
Die Stiftung Warentest.hat neun Antifaltencremes mit Preisen zwischen für 2,45 Euro und 87 Euro auf ihre sichtbare Wirkung gegen Falten getestet. Insgesamt 270 Frauen cremten sich für den Test vier Wochen lang morgens und abends mit den Antifaltencremes ein. Jeweils 30 Frauen erhielten dabei das gleiche Testprodukt- Dies trugen sie auf eine Gesichtshälfte auf, während für die andere Hälfte eine gute Feuchtigkeitscreme genutzt wurde. Vor und nach der Testphase wurden ihre beiden Gesichtshälften mit Hilfe einer speziellen Fotobox fotografiert.
Zur Beurteilung nutzen die Experten Ausschnitte der Augenpartien, da sich hier die Falten in der Regel am stärksten abzeichnen. Der Vergleich der Bilder erfolgte, ohne zu wissen, welche Bilder vor oder nach der Testphase aufgenommen worden waren oder ob die Probandinnen das Testprodukt oder die Feuchtigkeitscreme angewandt hatten, erläutert die Stiftung Warentest. Zudem erfolgte eine Ermittlung der Hautfeuchtigkeit mittels eines sogenannten Corneometers.
Werbeversprechen werden von keinem Hersteller gehalten
Zwar locken die Hersteller laut Stiftung Warentest mit vielversprechenden Werbeaussagen wie „Feine Linien werden sichtbar gemindert.“ (Diaderme) oder „Sichtbar reduzierte Falten in 14 Tagen“ (Olaz). Doch war das ernüchternde Fazit des Tests, „dass keine der Cremes kleine Fältchen oder gar tiefere Falten so mildern konnte, dass mit bloßem Auge eine Verbesserung zu sehen war“, berichtet die Stiftung Warentest. Sämtliche Antifaltencremes hätten in dem entscheidenden Prüfpunkt lediglich mit „mangelhaft“ abgeschnitten.
Nur bei einzelnen Frauen habe sich eine Verbesserungen der feinen Fältchen unter dem Auge gezeigt, allerdings keine Reduzierung der groben Falten. Zudem sei in anderen Einzelfällen auch eine verstärkte Ausprägung der Falten bei Anwendung der Cremes festzustellen gewesen.
Teuerste Creme selbst als Feuchtigkeitsspender ungeeignet
Die Hersteller führen ihre Werbeversprechen laut Angaben der Stiftung Warentest auf andere Wirksamkeitsbelege als die tatsächlich sichtbaren Hautveränderungen zurück. Beispielsweise werde die Faltenausprägung vor und nach der Anwendung von einem Dermatologen anhand einer Skala eingeordnet oder mit einem dreidimensionalen Verfahren ermittelt. Bei letzterem seien allerdings bestenfalls Verbesserungen um Bruchteile von Millimetern messbar, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind, berichtet die Stiftung Warentest.
„Wenn Cremes sichtbare Effekte bewerben, müssen diese auch zu sehen sein“, so die Tester weiter. Zudem sollte eine gute Creme die Haut laut Aussage der Experten grundsätzlich mit ausreichend Feuchtigkeit versorgen. Doch die „die teuerste Antifaltencreme (87 Euro) im Test, Advanced Time Zone der US-Kosmetikfirma Estée Lauder, schaffte nicht einmal das“, so die Mitteilung der Stiftung Warentest. Hingegen hätten die Cremes von Lancaster und Nivea die Haut sehr gut mit Feuchtigkeit angereichert. Eine vergleichbare Wirkung lasse sich allerdings ebenfalls mit einer klassischen Feuchtigkeitscreme ohne Anti-Aging-Effekt erzielen – für deutlich weniger Geld.
Für das Hautbild ist laut Angaben der Stiftung Warentest vor allem der Lebensstil entscheidend und nicht die verwendete Antifaltencreme. Genügend Schlaf, kein Nikotin, viel trinken. (wenigstens 1,5 Liter Wasser oder Saftschorlen), viel Obst und Gemüse verzehren sowie angemessener UV-Schutz sind hier wichtige Grundregeln, um möglichst lange eine faltenfreies Haut zu erhalten. Zudem ist der übermäßige Jugendwahn ohnehin unangebracht und die Gesichtsfalten sollten als selbstverständlicher Teil des Alters akzeptiert werden. (fp)
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