Vor allem Frauen – Alleinerziehende sind deutlich öfter krank
In Deutschland gibt es immer mehr Alleinerziehende. Etwa 90 Prozent davon sind Frauen. Viele von ihnen sind gegenüber Paaren im Nachteil. Einer neuen Studie zufolge sind Alleinerziehende öfter krank als Eltern in einer Partnerschaft.
90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen
In Deutschland gibt es 1,64 Millionen Alleinerziehende. Das sind 20 Prozent aller Familien, wie aus einem Bericht der „Rheinischen Post“ (RP) hervorgeht. 90 Prozent der Alleinerziehenden sind demnach Frauen. Eine neue Studie des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung hat nun gezeigt, dass Alleinerziehende häufiger krank sind als Eltern in Partnerschaft. Experten fordern mehr Unterstützung für Betroffene.
Alleinerziehende sind öfter krank
Viele alleinerziehende Mütter leiden unter Erschöpfung und Burnout. Die Doppelbelastung Familie und Beruf ist für Alleinerziehende noch viel schwerer zu bewältigen als für Menschen in einer Partnerschaft.
Dass eine Studie des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung nun zu dem Ergebnis kam, dass Alleinerziehende häufiger krank sind als Eltern in Partnerschaft, ist daher nicht weiter verwunderlich.
Laut der Untersuchung hängen sie auch beim persönlichen Wohlbefinden den Einschätzungen derer hinterher, die sich die Erziehung mit einem Partner teilen.
Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens
Die Sozialwissenschaftlerin Mine Kühn konnte zeigen, dass sich Gesundheit und Wohlbefinden verbessern können, wenn die Alleinerziehenden einer bezahlten Beschäftigung nachgehen.
Laut RP leben 2,31 Millionen Kinder in Alleinerziehenden-Haushalten, 68 Prozent der Mütter sind erwerbstätig – durchschnittlich 29,6 Stunden in der Woche.
„Wenn eine Frau von Teilzeit auf Vollzeit geht, verbessern sich Gesundheit und Wohlbefinden sogar noch einmal“, erklärte Kühn gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Die zentrale Aufgabe der Gesellschaft sei, für Alleinerziehende die Möglichkeiten zu schaffen, dass sie in Vollzeit arbeiten können. Dafür sei unter anderem ein Angebot an flexibel verfügbaren Kita-Plätzen entscheidend.
Beachtliche Verschlechterung für junge Frauen
Den Angaben zufolge wurde die Studie aus Daten des sogenannten Sozioökonomischen Panels erstellt, für das etwa 30.000 Personen in fast 11.000 Haushalten jährlich umfassend befragt werden.
Die Gesundheit der alleinerziehenden Frauen sank auf einer zehnteiligen Skala im Schnitt um 0,5 Punkte gegenüber den Frauen in Partnerschaften, beim Wohlbefinden sogar um einen ganzen Punkt. „Das ist für junge Frauen eine beachtliche Verschlechterung“, so Kühn. Normalerweise veränderten sich die Werte in dieser Altersgruppe nur minimal.
Unterstützung vor allem bei der Kinderbetreuung
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) teilt Kühns Einschätzung: „Alleinerziehende brauchen besondere Unterstützung vor allem bei der Kinderbetreuung, damit sie erwerbstätig sein und auf eigenen Füßen stehen können.“ Wenn es an Unterhalt fehlt, bräuchten sie aber auch materielle Unterstützung.
Bundesfamilienministerin Schwesig verwies darauf, dass Alleinerziehende und deren Kinder, die keinen oder zu wenig Unterhalt bekommen, unterstützt werden. Dazu gehörten zum Beispiel das KitaPlus Programm, das flexible Betreuungszeiten fördert, und der Ausbau des Unterhaltsvorschusses.
2015 wurde vom Staat für 440.000 Kinder Unterhaltsvorschuss gezahlt. Laut RP liegt das Armutsrisiko für Alleinerziehende bei 44 Prozent, für Paarfamilien bei zehn Prozent. Schon vor Jahren wurde darauf hingewiesen, dass alleinerziehende Frauen oft überschuldet sind.
Schnelle Einführung des erweiterten Unterhaltsvorschusses
Wie die RP schreibt, dringt der Verband alleinerziehender Mütter und Väter auch auf eine rasche Einführung des erweiterten Unterhaltsvorschusses. Obwohl sich Bund und Länder auf Grundzüge geeinigt hatten, seien die Pläne Schwesigs ins Stocken geraten.
„Wichtig ist ein frühzeitiger Start“, meinte Verbandsvorsitzende Solveig Schuster in Berlin. „Die Reform muss so schnell wie möglich kommen.“ Von den Kommunen werden Bürokratie-Chaos und hohe Kosten befürchtet.
Bund und Länder konnten sich bisher nicht auf eine Finanzierung einigen, Grundzüge sind jedoch längst beschlossen. (ad)
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