In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass die Einnahme von Taurin, einem häufigen Bestandteil in Energy-Drinks und Nahrungsergänzungsmitteln, zu einem längeren und gesünderen Leben führen kann.
Ein Mangel an Taurin – einem Nährstoff, der vom Körper produziert wird und in vielen Nahrungsmitteln vorkommt – ist laut einer in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichten Studie ein Faktor für das Altern bei Tieren. Die Forschenden stellten auch fest, dass Taurinpräparate den Alterungsprozess bei manchen Tieren verlangsamen und sogar die gesunde Lebensspanne verlängern können.
Verlängerte Gesundheitsspanne
„Seit 25 Jahren versuchen Wissenschaftler, Faktoren zu finden, die uns nicht nur länger leben lassen, sondern auch die Gesundheitsspanne, also die Zeit, in der wir im Alter gesund bleiben, verlängern“, wird der Leiter der Studie, Vijay Yadav, PhD, Assistenzprofessor für Genetik und Entwicklung am Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University (USA) in einer Mitteilung zitiert.
„Diese Studie legt nahe, dass Taurin ein Lebenselixier sein könnte, das uns hilft, ein längeres und gesünderes Leben zu führen.“
Taurinkonzentration im Blut nimmt im Alter ab
Wie in einer Pressemitteilung der Technischen Universität München (TUM) erklärt wird, konnten die Forschenden zeigen, dass die Taurinkonzentration im Blut von Mäusen, Affen und Menschen im Alter abnimmt.
In Blutproben von Menschen über 60 war sie um über 80 Prozent geringer als in Proben von Kindern und Jugendlichen.
Daraus ergab sich für das Team um Prof. Vijay Yadav die zentrale Frage: Lässt sich der Alterungsprozess verlangsamen, wenn der Taurinspiegel auf ein „junges“ Niveau gebracht wird?
Erhöhte Lebenserwartung
Tatsächlich zeigten sich in den Versuchen, in denen Tieren Taurin verabreicht wurde, deutliche Ergebnisse. Die Lebenserwartung von Mäusen erhöhte sich demnach bei einer täglichen Tauringabe um zehn bis zwölf Prozent und auch bei Fadenwürmern (C elegans) verlängerte Taurin die Lebenserwartung.
Bei Mäusen sowie bei Rhesusaffen steigerte sich durch eine Behandlung mit Taurin die sogenannte Gesundheitsspanne, englisch: Healthspan. Mit diesem Begriff wird in der Altersforschung die Zeitspanne des Lebens beschrieben, in der Individuen gesund sind.
„Wir haben nicht nur festgestellt, dass die Tiere länger lebten, sondern auch, dass sie gesünder sind“, sagt Yadav.
Einen eindeutigen Mechanismus hinter den positiven Auswirkungen von Taurin konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bislang nicht identifizieren.
Gesundheitlich unbedenklich
„Die Ergebnisse aus den Tierversuchen sind eindrucksvoll“, sagt Henning Wackerhage, Professor für Sportbiologie an der TUM, der mit seinem Team für die Studie die Daten zu menschlichen Probandinnen und Probanden beigesteuert hat.
„Wir wissen aber nicht, ob sie auf den Menschen übertragbar sind. Jetzt brauchen wir klinische Studien, um herauszufinden, ob eine zusätzliche Einnahme von Taurin sich positiv auf das Altern und die Gesundheitsspanne auswirkt und ob es bislang noch nicht erkannte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder ähnliches gibt.“
Taurin gilt bislang als gesundheitlich unbedenklich. Die Aminosäure wird über Nahrung, insbesondere über Fleisch, aufgenommen. Der Körper produziert jedoch auch selbst Taurin. Ein Fachgremium der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2012 die Einnahme von täglich sechs Gramm Taurin aus Lebensmitteln und anderen Quellen als sicher beschrieben.
Erhöhtes Risiko für verschiedene Krankheiten
Wackerhage und Kooperationspartnerinnen und -partner in München identifizieren in der Studie mehrere Hinweise darauf, dass Alterserscheinungen beim Menschen ebenfalls mit einem Taurinmangel zusammenhängen.
So ging ein niedriger Taurinspiegel mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen einher, die im Alter häufiger werden – darunter Diabetes, hoher Blutdruck sowie gesteigerte Entzündungswerte.
Umgekehrt zeigten die Forscherinnen und Forscher, dass durch sportliche Aktivität verstärkt Taurin gebildet wird. „Diese Erkenntnis deckt sich mit der Beobachtung, dass sich Sport positiv auf die Gesundheit im Alter auswirkt“, so Wackerhage. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- P. Singh, K. Gollapalli, S. Mangiola, D. Schranner, M.A. Yusuf, M. Chamoli, S.L. Shi, B. Lopes Bastos, T. Nair, A. Riermeier, E.M. Vayndorf, J.Z. Wu, A. Nilakhe, C.Q. Nguyen, M. Muir, M.G. Kiflezghi, A. Foulger, L. Turcios-Hernandez, A. Junker, J. Devine, K. Sharan, S.J. Chinta, S. Rajput, A. Rane, P. Baumert, M. Schönfelder, F. Iavarone, G. di Lorenzo, S. Kumari, A. Gupta, R. Sarkar, C. Khyriem, A.S. Chawla, A. Sharma, N. Sarper, N. Chattopadhyay, B.K. Biswal, C. Settembre, P. Nagarajan, K.L. Targoff, M. Picard, S. Gupta, V. Velagapudi, A.T. Papenfuss, A. Kaya, M. Godinho Ferreira, B. K. Kennedy, Julie K. Andersen, G.J. Lithgow, A. Mahmood Ali, A. Mukhopadhyay, A. Palotie, G. Kastenmüller, M. Kaeberlein, H. Wackerhage, B. Pal, V.K. Yadav: Taurine deficiency as a driver of aging; in: Science, (veröffentlicht: 09.06.2023), Science
- Columbia University Irving Medical Center: Taurine May Be a Key to Longer and Healthier Life, (Abruf: 11.06.2023), Columbia University Irving Medical Center
- Technische Universität München: Studie: Einnahme von Taurin verzögert Alterung, (Abruf: 11.06.2023), Technische Universität München
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